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"Boyhood" räumt ab

12. Januar 2015

"Boyhood" hat bei der Golden-Globes-Verleihung drei Preise gewonnen - darunter den für den besten Film. Die Verleihung stand auch unter dem Eindruck der Terrorserie in Frankreich.

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Golden Globes Boyhood
Bild: Getty Images/Paul Drinkwater/NBCUniversal

Zwölf Jahre lang wurde der Film gedreht, nun räumt er ab: Das Jugenddrama "Boyhood" hat den Golden Globe als bestes Filmdrama gewonnen und geht damit als Favorit in das Rennen um die Oscars. Den Preis nahm der Produzent Jonathan Sehring (im Artikelbild vorn) entgegen. Die Geschichte einer Kindheit gewann in Los Angeles zwei weitere Preise: Richard Linklater (2. v. r.) siegte als bester Regisseur, Patricia Arquette (3. v. l.) wurde als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Als bester Film in der Kategorie Komödie/Musical gewann das groteske Werk "The Grand Budapest Hotel" über ein Hotel in der fiktiven osteuropäischen Republik Zubrowka. Die Globe-Trophäen gelten als Barometer für den wichtigsten Filmpreis der Welt, den Oscar.

Die Crew von "The Grand Budapest Hotel" bei der Preisverleihung (Foto: Getty)
Die Crew von "The Grand Budapest Hotel" bei der PreisverleihungBild: Getty Images/Paul Drinkwater/NBCUniversal

Als beste Schauspieler wurden in der Drama-Kategorie Eddie Redmayne für seine Rolle als Physiker Stephen Hawking in "Die Theorie der Unendlichkeit" und Julianne Moore als Alzheimer-Kranke in "Still Alice" ausgezeichnet. Die beiden Darsteller-Preise im Bereich Komödie/Musical gingen an Michael Keaton als alternder Hollywood-Star in "Birdman" und Amy Adams in Tim Burtons Kunstfälscher-Film "Big Eyes". Der für diesen Film ebenfalls nominierte Deutsch-Österreicher Christoph Waltz ging leer aus. Auch der deutsche Filmmusiker Hans Zimmer, der für "Interstellar" zum zehnten Mal nominiert war, musste ohne Golden Globe nach Hause gehen. Für die beste Musik wurde Jóhann Jóhannsson für "Die Entdeckung der Unendlichkeit" ausgezeichnet.

"Von Nordkorea bis Paris"

Bester Nebendarsteller wurde J.K. Simmons als aggressiver Musiklehrer in "Whiplash". In den Fernsehkategorien gewann die Ehe-Geschichte "The Affair" den Preis als beste Dramaserie. Beste Comedy-Serie wurde die von Amazon produzierte Transsexuellen-Geschichte "Transparent".

George Clooney, 2006 noch "sexiest Man", wurde nun bereits für sein Lebenswerk ausgezeichnet (Foto: Getty)
George Clooney, 2006 noch "sexiest Man alive", wurde nun bereits für sein Lebenswerk ausgezeichnetBild: Getty Images/Paul Drinkwater/NBCUniversal

Die Preisverleihung stand unter dem Eindruck der Terrorserie in Frankreich. Mit stehenden Ovationen bedachte das Publikum ein Plädoyer der Veranstalter für die Pressefreiheit. "Gemeinsam werden wir zusammenstehen gegen jeden, der das Recht auf freie Meinungsäußerung unterdrückt", sagte der Chef des Verbands der Auslandspresse in Hollywood, Theo Kingma. Das gelte für jeden Ort der Welt, "von Nordkorea bis Paris". Kingma bezog sich damit nicht nur auf das islamistische Attentat auf die französische Satire-Zeitung "Charlie Hebdo", sondern auch auf den Hackerangriff auf den Filmkonzern Sony, der im Zusammenhang mit der Nordkorea-Satire "The Interview" stand. Der Film, in dem es um ein Mordkomplott gegen Machthaber Kim Jong Un geht, war wegen ominöser Anschlagsdrohungen zunächst zurückgehalten, dann aber doch veröffentlicht worden.

"Außergewöhnlicher Tag"

Das Hollywood-Publikum der Preisverleihung in Los Angeles erhob sich bei Kingmas Worten. Einige Gäste trugen einen Anstecker mit der Aufschrift "Je suis Charlie" (Ich bin Charlie), darunter auch George Clooney. Der 53-jährige Schauspieler, der für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, sprach angesichts der weltweiten Trauermärsche aus Solidarität mit den Anschlagsopfern von einem "außergewöhnlichen Tag". Millionen Menschen seien auf die Straße gegangen und hätten gezeigt, dass sie keine Angst hätten. "Je suis Charlie", sagte er anschließend.

Die Schauspieler Joshua Bates und Diane Kruger mit einem "Je suis Charlie"-Schild (Foto: Reuters)
Die Schauspieler Joshua Bates und Diane Kruger mit einem "Je suis Charlie"-SchildBild: Reuters

Die Golden Globe Awards, Trophäen in Form einer goldenen Erdkugel, gehören zu den begehrtesten Auszeichnungen für Kinofilme und Fernsehsendungen. In den USA sind sie der wichtigste Filmpreis nach den Oscars und der bedeutendste Fernsehpreis nach den Emmys. Der Verband der Hollywood-Auslandspresse vergibt die Trophäen seit 1944, in diesem Jahr zum 72. Mal. Über die Gewinner in unterschiedlichen Kategorien entscheidet eine Gruppe von internationalen Journalisten, die in Hollywood arbeiten.

Die Gewinner im Überblick:

Film

  • Bester Film Drama: "Boyhood"
  • Bester Film Musical/Komödie: "The Grand Budapest Hotel"
  • Bester Hauptdarsteller Drama: Eddie Redmayne in "Die Entdeckung der Unendlichkeit"
  • Beste Hauptdarstellerin Drama: Julianne Moore in "Still Alice"
  • Bester Hauptdarsteller Musical/Komödie: Michael Keaton in "Birdman"
  • Beste Hauptdarstellerin Musical/Komödie: Amy Adams in "Big Eyes"
  • Bester Nebendarsteller: J.K. Simmons in "Whiplash"
  • Beste Nebendarstellerin: Patricia Arquette in "Boyhood"
  • Beste Regie: Richard Linklater für "Boyhood"
  • Bestes Drehbuch: Alejandro González Iñárritu, Nicolás Giacobone, Alexander Dinelaris, Armando Bo für "Birdman"
  • Bester fremdsprachiger Film: "Leviathan" (Russland)
  • Bester Animationsfilm: "Drachenzähmen leicht gemacht 2"
  • Bester Song: John Legend und Common für "Glory" in "Selma"
  • Beste Musik: Jóhann Jóhannsson für "Die Entdeckung der Unendlichkeit"

Fernsehen

  • Beste Dramaserie: "The Affair"
  • Bester Schauspieler in einer Dramaserie: Kevin Spacey in "House of Cards"
  • Beste Schauspielerin in einer Dramaserie: Ruth Wilson in "The Affair"
  • Beste Comedyserie: "Transparent"
  • Bester Schauspieler in einer Comedyserie: Jeffrey Tambor in "Transparent"
  • Beste Schauspielerin in einer Comedyserie: Gina Rodriguez in "Jane the Virgin"
  • Beste Miniserie oder Fernsehfilm: "Fargo"
  • Bester Schauspieler in einer Miniserie oder einem Fernsehfilm: Billy Bob Thornton in "Fargo"
  • Beste Schauspielerin in einer Miniserie oder einem Fernsehfilm: Maggie Gyllenhall in "The Honorable Woman"
  • Bester Schauspieler in einer Nebenrolle in einer TV-Serie, Miniserie oder Fernsehfilm: Matt Bomer in "The Normal Heart"
  • Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle in einer TV-Serie,Miniserie oder Fernsehfilm: Joanne Froggatt in "Downton Abbey"

stu/wl (afp, dpa)