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US-Wahl: Darum zieht ein Demokrat ins Weiße Haus

Michael Knigge24. Oktober 2007

Am 4. November 2008 wählen die Amerikaner ihren neuen Präsidenten: DW-WORLD.DE erklärt, warum es dieses Mal ein Demokrat sein wird.

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Symbol-Bild eines Esels, dem Logo der Demokraten
Logo der Demokraten: der Esel

Geld: Die aussichtsreichsten demokratischen Kandidaten haben deutlich mehr Spenden eingesammelt als die Republikaner. Ein dauerhaft hohes Spendenniveau ist nicht nur das Lebenselixier für jeden, der einen nationalen Wahlkampf führen will, es spiegelt auch die Unterstützung des Kandidaten in der eigenen Partei wieder. Und dies ist wiederum die Grundvoraussetzung für die spätere Auseinandersetzung mit der Gegenpartei. Hillary Clinton und Barack Obama haben laut der jüngsten Veröffentlichung der staatlichen Wahlbehörde (FEC) bisher in jedem Quartal dieses Jahres mehr als 20 Millionen Dollar an Zuwendungen eingetrieben.

Das hat keiner der vier republikanischen Top-Bewerber geschafft. Mitt Romney, dem besten Spendensammler der Republikaner, gelang es nur im ersten Quartel des Jahres die 20 Millionen-Dollar-Marke knapp zu überwinden. Entsprechend haben die Demokraten für die jetzt beginnende heiße Phase des Wahlkampfs noch deutlich mehr Geld zur Verfügung als die Republikaner. Hillary Clinton und Barack Obama können beide noch deutlich mehr als 30 Millionen Dollar ausgeben, dagegen haben Mitt Romney und Rudy Guiliani mit neun bzw. 12 Millionen Dollar vergleichsweise wenig freie Mittel in der Hinterhand. Bei John McCain sind die Reserven mit zwei Millionen Dollar sogar so gering, dass er kürzlich bereits einen Teil seines Wahlkampfteams entlassen musste.

Wunsch nach Wechsel: Nach einem Präsidenten der zwei Wahlperioden absolviert, gibt es in der Wählerschaft generell den Wunsch nach Erneuerung. Dieser latente Wechselwille kann, muss aber nicht zu einem Parteiwechsel im Präsidentenamt führen.

Dieser doppelte Wechselwille ist jedoch dann besonders ausgeprägt, wenn der Präsident für zwei Amtszeiten gewählt wurde und er und seine Politik bei den Wählern unpopulär sind. Den Bürgern reicht dann ein Personalwechsel im Weißen Haus nicht mehr aus; sie versprechen sich durch den zusätzlichen Wechsel der Partei die größte Chance auf Veränderung. Beide Kriterien galten in jüngster Zeit für die Präsidenten Bill Clinton und Ronald Reagan, deren Politik am Ende ihrer Amtszeit von rund 40 Prozent der befragten Wähler missbilligt wurde. Und sie gelten derzeit auch für Präsident George W. Bush. Seine Politik wird in aktuellen Umfragen sogar von rund 70 Prozent der Befragten missbilligt.

Kandidaten: Die Republikaner haben ein Problem. Sie haben ein großes Feld von mehr oder wenigen bekannten Kandidaten, von denen jedoch keiner die Zustimmung der ganzen Partei findet. Selbst die in den internen Umfragen führenden Republikaner Guliani, Romney, Thompson und McCain sprechen jeweils nur bestimmte Parteiflügel an. Werden parteigebundene Wähler nach ihrer Zufriedenheit mit der Auswahl an Kandidaten befragt, schneiden die Republikaner deutlich schlechter ab als die Demokraten. Nach einer Umfrage des Senders CBS vom Frühjahr waren 6 von 10 Demokraten zufrieden mit ihren Kandidaten, 6 von 10 Republikanern unzufrieden mit der Auswahl.

Um die Stimmung innerhalb der so genannten Grand Old Party zu verstehen, genügt ein Blick in der Partei nahe stehende Magazine und Blogs. Ob im Hausblatt der Bewegung, dem „American Conservative“ oder im einflussreichen Powerlineblog - mit seit Jahren ungewohnter Introspektion wird über die Malaise der Partei, die unpassenden Kandidaten und die ungünstigen Aussichten für die Wahl 2008 diskutiert. Besonders kritisch für die Republikaner: Keiner der Kandidaten wird von der Evangelikalen, d.h. den konservativen Christen, unterstützt. Mit Rund einem Viertel der Wählerschaft bilden sie nicht nur einen wichtigen Wahlblock, sondern stimmen traditionell mit überwältigender Mehrheit für den republikanischen Kandidaten ab.

Doch die Unzufriedenheit der Mitglieder mit den Kandidaten spiegelt sich nicht nur in den vergleichsweise geringen Spendengeldern und den Umfragewerten wider. Sie könnte sogar dazu führen, dass der Ausgang der Nominierung erst kurz vor der Parteiversammlung im September 2008 offen bleibt, weil keiner der Kandidaten eine Mehrheit an Delegierten gewinnen kann. Dadurch wären die republikanischen Kandidaten bis kurz vor der Wahl mit internen Parteikämpfen statt mit dem demokratischen Herausforderer beschäftigt.