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Tod auf See

30. September 2008

Bei einer Schießerei auf dem entführten ukrainischen Frachtschiff "Faina" sind laut US-Militär vermutlich drei Seeräuber getötet worden. Die EU plant derweil einen Militäreinsatz gegen Piraten vor der Küste Somalias.

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Von Piraten gekaperter Frachter "Faina" (Quelle: U.S Navy)
In der Gewalt von Seeräubern: der Frachter "Faina"Bild: AP

Es habe offenbar Streitigkeiten unter den Piraten gegeben, sagte Andrew Mwangura vom Ostafrikanischen Programm zur Unterstützung von Seeleuten am Dienstag (30.09.2008). Die Anwesenheit von drei Marineschiffen in Sichtweite des mit 33 Kampfpanzern beladenen Frachters "Faina" habe bei den Seeräubern Nervosität ausgelöst. "Einige wollten aufgeben und das Schiff verlassen, die anderen wollten weitermachen", erklärte Mwangura. Von den 20 ukrainischen Besatzungsmitgliedern des am Donnerstagabend gekaperten Frachters wurde bei der Schießerei angeblich niemand verletzt.

Der Kapitän der "Faina" war vor zwei Tagen an einem Herzinfarkt gestorben. Insgesamt befinden sich nach Schätzungen etwa 50 Piraten an Bord.

Die Fracht der "Faina" wird streng bewacht

Piraten in kleinen Booten vor der "Faina" (Quelle: U.S. Navy)
Die somalischen Piraten fordern ein hohes LösegeldBild: AP

Ein US-Zerstörer und weitere Marineschiffe verhindern seit Tagen die Weiterfahrt der "Faina". Die Bewachung wurde am Dienstag noch weiter verschärft. Auch Hubschrauber umkreisen inzwischen immer wieder das unter der Flagge von Belize fahrende Schiff.

Das Kommando der in Bahrain beheimateten fünften US-Flotte teilte mit, Ziel der Aktionen sei es, die Sicherheit der Besatzung zu gewährleisten und das Löschen der Ladung zu verhindern. Eine Sprecherin versicherte, US-Kriegsschiffe seien derzeit die einzigen in dem Gebiet.

Malaysische Tanker kamen gegen Lösegeld frei

Chef der malaysischen Reederei MISC, Berhad Hassan Marican bei einer Pressekonferenz in Kuala Lumpur (Quelle: AP)
Erleichtert: Der Chef der malaysischen Reederei MISC, Behad Hassan Marican (r.) bei einer Pressekonferenz in Kuala LumpurBild: AP

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte am Montag die Entsendung eines russischen Kriegsschiffs und zweier malaysischer Fregatten in das Gebiet angekündigt. Die staatliche malaysische Reederei MISC teilte am Dienstag mit, zwei gekaperte malaysische Öltanker seien gegen Lösegeld freigekommen und würden von zwei Kriegsschiffen nach Dschibuti eskortiert.

Über den Bestimmungsort der Rüstungsgüter an Bord der "Faina" herrscht weiterhin Verwirrung. Während US-Marine und Piraten versichern, die Panzer sowie weitere Waffen seien für den Sudan bestimmt, beharren die Regierungen in Kiew und Nairobi darauf, es handele sich um eine Lieferung für die kenianische Armee.

Seeräuber fordern 20 Millionen Dollar

Die Piraten haben wiederholt vor einer gewaltsamen Befreiung des Schiffes gewarnt. Sollte es solche Versuche geben, werde niemand an Bord überleben.

Für die Freigabe der "Faina" und ihrer 20 Besatzungsmitglieder fordern sie ein Lösegeld von 20 Millionen Dollar (14 Millionen Euro). Ein Sprecher der Seeräuber erklärte über Satellitentelefon, die verlangte Summe sei kein Lösegeld, sondern eine Strafe für "illegalen Waffentransport durch somalische Gewässer".

EU geht gegen Piraten vor

Die Europäische Union treibt unterdessen die Planungen für einen Militäreinsatz gegen Piraten vor der Küste Somalias voran. Die Verteidigungsminister der 27 EU-Staaten sollen bei einem Treffen in Deauville (Frankreich) am Mittwoch über den bisherigen Stand der Vorbereitungen informiert werden. Nach Angaben von EU-Diplomaten werden sie darauf dringen, dass die Operation so rasch wie möglich beginnt.

Karte von Somalia mit dem Horn von Afrika und der arabischen Halbinsel (Quelle: DW-Archiv)
Gefährliche Gewässer vor dem Horn von AfrikaBild: AP

Einen genauen Zeitplan für die Mission gibt es noch nicht. Unklar ist nach Angaben von Diplomaten unter anderem, ob und wie Marineeinheiten, die beispielsweise im Rahmen der Anti-Terror-Operation "Enduring Freedom" im Indischen Ozean patrouillieren, an dem EU-Einsatz beteiligt werden könnten.

Frankreich und Spanien, die bisher bereits vor der somalischen Küste im Einsatz sind, bestehen auf den schnellstmöglichen Beginn einer ständigen Marineoperation der EU zum Schutz der Schifffahrt. Nach einer Reihe von Piratenüberfällen am Horn von Afrika hatte die EU Mitte September eine Koordinationsstelle eingerichtet, die einzelne Mitgliedsstaaten gegen die Piraten unterstützen soll.

Die somalischen Gewässer gehören zu den gefährlichsten der Welt. Seit Anfang des Jahres sind dort 63 Schiffe angegriffen worden, etwa ein Dutzend befinden sich weiterhin in der Gewalt von Piraten. Das Land am Horn von Afrika ist seit 1991 ohne funktionierende Staatsgewalt. Damals war der Machthaber Siad Barre gestürzt worden. Seither herrscht Bürgerkrieg. Mehrere Befriedungsversuche aus dem Ausland sind gescheitert. (gri)

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