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ILO warnt vor Zunahme prekärer Jobs

19. Mai 2015

Immer weniger Arbeitnehmer haben eine klassische Vollzeitbeschäftigung. Das geht aus einem Bericht der ILO hervor. Die fordert ein Gegensteuern der Politik.

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Südostasien Tagelöhner in Myanmar ("picture-alliance/C. Mohr")
Bild: picture-alliance/C. Mohr

Trotz wirtschaftlichen Wachstums nimmt die Zahl ungesicherter Beschäftigungsverhältnisse zu. Dreiviertel aller Erwerbstätigen weltweit arbeiteten mittlerweile in befristeten Beschäftigungsverhältnissen, in informellen Jobs ohne Verträge oder in unbezahlter Familienarbeit, heißt es in dem in Genf veröffentlichten Jahresbericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Viele müssten sich als Tagelöhner verdingen (Artikelbild).

Die prekären Arbeitsverhältnisse vergrößerten die Ungleichheit in der Bevölkerung und verschärften das Armutsrisiko, sagte ILO-Generaldirektor Guy Ryder bei der Vorstellung des Berichts. Besonders betroffen seien die Regionen Südostasien und Afrika südlich der Sahara. Dort hätten nur zwei von zehn Erwerbstätigen stabile Jobs mit Verträgen und einer gewissen sozialen Sicherung. In den entwickelten Ländern hätten acht von zehn Beschäftigten stabile Beschäftigungsverhältnisse.

Arbeit zum Wohle aller

Problematisch seien auch der Trend zu einem weiteren Anstieg der Teilzeitarbeit, besonders bei Frauen, und die zunehmende Einkommensungleichheit zwischen festangestellten und befristeten Beschäftigten.

Zugleich wachse die Zahl der Menschen, die in globalen Lieferketten arbeiten und Waren produzieren, die in anderen Ländern konsumiert oder weiterverarbeitet werden. Ihre Zahl sei von 296 Millionen im Jahr 1995 auf nun 453 Millionen angestiegen. Diese Entwicklung erfordere eine politische Strategie, um sicherzustellen, dass globale Lieferketten sowohl zum wirtschaftlichen Nutzen für Unternehmen und Volkswirtschaften als auch zum sozialen Wohl der Arbeitnehmer in den produzierenden Ländern beitragen, hieß es.

Lockerungen des Arbeitsrechts kontraproduktiv

Ein Beispiel sei das Abkommen für mehr Sicherheit in Textilbetrieben in Bangladesch, das viele Modeketten sowie internationale und nichtstaatliche Organisationen nach dem Gebäudeeinsturz einer Textilfabrik in Dhaka vor zwei Jahren unterzeichnet haben. Ein anderes Beispiel sei in Deutschland die Einbeziehung von Hausangestellten in ein System der Alterssicherung.

Insgesamt nahm laut der UN-Sonderorganisation für soziale Gerechtigkeit und Arbeitsrecht die Zahl der Arbeitslosen seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise 2008 bis heute um 30 Millionen auf 201 Millionen zu. Als Reaktion darauf hätten einige Regierungen, vor allem in Europa, den Arbeitnehmerschutz verringert, um für Unternehmen Anreize zur Einstellung von Personal zu schaffen. Nach Einschätzungen der ILO werden sich solche Maßnahmen längerfristig eher kontraproduktiv auf Beschäftigung und Erwerbsbeteiligung auswirken. Die Daten, die der Arbeitsorganisation vorliegen, umfassen mehr als 180 Staaten und 84 Prozent der global beschäftigten Menschen.

Kampf gegen Altersarmut

ILO-Chef Ryder forderte die Politik auf, gegen die globale Zunahme der Einkommensunsicherheit vorzugehen. Ohne staatliche Gegensteuerung werde sich ein "Teufelskreis aus schwacher globaler Nachfrage und langsamem Jobaufbau der Nah-Krisenzeit verstetigen", warnte er.

Symbolbild Armut unter Rentnern Altersarmut (Foto: dpa)
Die große Gefahr der Zukunft: AltersarmutBild: picture-alliance/dpa

Handlungsbedarf sieht die UN-Behörde besonders bei der Einbeziehung in die Sozialschutzprogramme wie die Arbeitslosenversicherungen. Davon würden bislang praktisch ausschließlich regulär Beschäftigte profitieren. Nur 52 Prozent der Beschäftigten weltweit hätten Zugang zu einer Altersversorgung. Bei den Selbstständigen zahlten gar nur 16 Prozent in eine Rentenkasse ein. Somit drohe immer mehr Menschen Altersarmut.

gmf/rb (dpa, kna, epd)