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Wirkstoffe gegen H5N1

23. Oktober 2009

Es wird gepiekst: In Deutschland läuft die freiwillige Massenimpfung gegen die Schweinegrippe an. Allerdings wird der Bundesregierung dabei eine Zwei-Klassen-Medizin vorgeworfen: Wer bekommt den "Premium-Impfstoff"?

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Spritze (Foto: dpa)
Gegen Schweinegrippe - dafür mit Nebenwirkungen?Bild: picture-alliance/ dpa

Es ist die größte Impfaktion in der Geschichte Deutschlands – die Impfung gegen die Schweinegrippe. Beginn ist am Montag (26.10.2009), rund 50 Millionen Menschen sollen daran teilnehmen. Drei Impfstoffe sind bislang weltweit zugelassen: Celvapan, Foceteria und Pandemrix. Größter Unterschied zwischen diesen drei Impfstoffen ist die Herstellung: Celvapan wird aus vollständig abgetöteten Viren produziert und kommt ohne Verstärker aus. Dagegen werden Foceteria und Pandemrix aus Bruchteilen der Viren herstellt – und wären ohne Zusatzstoffe weniger wirksam. Diese Zusatzstoffe, die als Verstärker fungieren, können - so befürchten Gesundheitsexperten - unerwünschte Nebenwirkungen haben.

Celvapan für die Angestellten des Bundes, Pandemrix für die Bürger

Nur der Impfstoff Celvapan hat weder Zusatzstoffe noch Konservierungsmittel und gilt daher als verträglicher. Davon hat das Bundesinnenministerium für die Mitglieder der Bundesregierung und die Bundesbediensteten von der Pharmafirma Baxter 200.000 Einzeldosen bestellt. Dies sei jedoch reiner Zufall, erklärte Regierungssprecher Wilhelm, der sich gegen die Bezeichnung "Regierungsimpfstoff" verwahrt: "Ich glaubte, deutlich gemacht zu haben, dass das kein Regierungsstoff ist. Die Soldaten der Bundeswehr sind nicht die Regierung, die Bundespolizei ist nicht die Regierung. Die Angehörigen der Bundesregierung werden individuell das von ihrem Hausarzt beantwortet bekommen, was für sie richtig ist."

Impfung (Foto: dpa)
Soll man sich impfen lassen? Ab Montag steht der Wirkstoff Celvapan in den Arztpraxen.Bild: picture-alliance/ dpa

Für die deutsche Bevölkerung ist Pandemrix als Impfstoff gegen die Schweinegrippe vorgesehen. Einige Wissenschaftler sagen, dass dieser Impfstoff, der über Verstärker verfügt, mehr Nebenwirkungen als Celvapan hervorrufen könne. Dem deutschen Gesundheitsministerium zufolge hat Pandemrix jedoch den Vorteil, dass bei dessen Herstellung weniger Virenmaterial gezüchtet werden muss - und sich mehr Impfstoff in kürzester Zeit produzieren lässt. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bereits angekündigt, dass sie sich mit ihrem Hausarzt besprechen und dann entscheiden werde, ob sie sich gegen die Schweinegrippe impfen lassen wolle, fügte Wilhelm hinzu.

Meldungen über die unterschiedlichen Impfstoffe für Regierung und Bevölkerung hatten vor rund einer Woche für Verärgerung und Verunsicherung gesorgt. Namhafte Virologen empfahlen den Bürgern daraufhin, sich genau zu überlegen, ob sie sich impfen lassen wollen. Für den Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums, Klaus Vater, ist das unverantwortlich. Man erwarte für den Winter die zweite Welle der Schweinegrippe. Nachdem die erste im Sommer glimpflich verlaufen sei, könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Grippe im Winterhalbjahr dramatischer ausfalle.

Verträglichkeit des Impfstoffes umstritten

Der Biochemiker Klaus Cichutek, stellvertretender Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, hält die Impfung mit allen drei zugelassenen Impfstoffen für angezeigt. "Alle drei zugelassen Impfstoffe sind gleich verträglich und gleich wirksam gegen ein Virus, das neu auftritt, gegen das wir keinen Immunschutz erlangt haben. Hier handelt es sich jeweils um Impfstoffe mit Wirkverstärker", sagte Cichutek.

Tatsächlich gibt es bisher keine gesicherten Erkenntnisse darüber, ob Celvapan schonender ist als die anderen Schweinegrippe-Impfstoffe. Auch wenn die Bundesregierung 50 Millionen Einzeldosen des Impfstoffs Pandemrix bestellt hat, ist seine Unverträglichkeit vor allem für Kleinkinder und Schwangere umstritten.

Autorin: Bettina Marx
Redaktion: Monika Griebeler

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