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Dringender Handlungsbedarf beim UN-Klima-Gipfel

Jens Thurau28. November 2005

In Montreal findet die erste Weltklimakonferenz seit Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls Anfang des Jahres statt. Doch die Erwartungen der 10.000 Teilnehmer an wirksamen Klimaschutz halten sich in Grenzen.

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Kohlendioxid gehört zu den großen KlimakillernBild: AP

Eigentlich sollen die reichen Staaten ihren Ausstoß von Treibhausgasen zwischen 1990 und 2010 um fünf Prozent senken, tatsächlich nimmt der Ausstoß wohl um rund zehn Prozent zu. Experten wie der Chef des Potsdamer Klimafolgenforschungsinstituts, Hans-Joachim Schellenhuber, schlagen Alarm: "Es ist in der Tat so, dass wir noch wenige Jahrzehnte, vielleicht auch nur noch zehn oder fünfzehn Jahre Zeit haben, diejenigen Investitionen durchzuführen, die dann helfen, Energie zu sparen und Emissionen zu reduzieren, um unser Klima wirksam zu schützen."

Um nicht mehr als zwei Grad im Jahresdurchschnitt, so die Experten, dürfen die weltweiten Temperaturen bis 2100 steigen, wenn die Folgen des Klimawandels halbwegs abgemildert werden sollen. Beim derzeitigen Treibhausgasausstoß ist das nicht zu schaffen. Der

Klimavertrag gilt nur bis 2012, in einem Folgeabkommen müssen vor allem aufstrebende Länder wie Indien und China zu Minderungen verpflichtet werden, was derzeit noch nicht der Fall ist.

Deutschland ist Vorbild

Auf diese langfristigen Ziele setzt in Montreal auch die neue Bundesregierung, die erstmals von Umweltminister Sigmar Gabriel vertreten wird. Gabriel will außerdem erreichen, dass die USA und Australien, die den Vertrag nicht unterzeichnet haben, wieder näher an die Klimaschutzpolitik herangeführt werden. Experten sehen dafür bessere Chancen denn je - die USA haben die fruchtbarsten Wirbelstürme aller Zeiten gerade hinter sich. "Wir stellen fest, dass die Menschen begreifen, dass man etwas tun muss", sagt Thomas Loster, Chef der Stiftung der Münchner Rück. "Ich gehe davon aus, dass auch die US-Regierung ihre Meinung überdenken muss."

So wird Gabriel in Montreal von Umweltgruppen und Wirtschaftsgruppen wie den Rückversicherern in seinem Drängen nach einem wirksameren Klimaschutz unterstützt. Die deutsche Bilanz allein kann sich sehen lassen: Um fast 19 Prozent hat Deutschland seinen Treibhausgasausstoß seit 1990 reduziert, wenn auch zuletzt die Emissionen der Stromkonzerne und vor allem des privaten Verkehrs wieder stiegen. Im schwarz-roten Koalitionsvertrag wird die Klimaschutzpolitik der Vorgängerregierung im Wesentlichen fortgeschrieben, der große Streitpunkt, die Zukunft der Kernenergie, wurde vertagt. In der besseren Isolierung von Häusern sieht die neue Regierung einen Schwerpunkt.

Umsetzungsfragen im Mittelpunkt

Zeit genug also, in Montreal auf die kleinen Details zu achten, für große neue Ziele wird es in der kanadischen Metropole nicht reichen. Das sieht auch Richard Kinley so, amtierender Chef des in Bonn ansässigen UN-Klimaschutzsekretariats. "Weitere Ziele stehen nicht auf dem Tagesordnung in Kanada", weiß er. "Aber es ist dennoch interessant: In erster Linie müssen sich die Unterzeichnerstaaten des Protokolls auf die genauen Spielregeln einigen, wie das Abkommen in der Praxis funktionieren soll."

Deutschland gilt traditionell als einer der treibenden Kräfte einer ambitionierten Klimaschutzpolitik. Noch im Wahlkampf hatte die Wirtschaft offen gefordert, diesen Pfad zu verlassen. Aber sowohl bei der SPD als auch bei der Union haben sich Klimaschützer durchgesetzt. Gabriel kann bei seiner Feuertaufe als Minister auf einer internationalen Konferenz also am Bewährten orientieren.