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Dritter Sieg im eigenen Wohnzimmer

9. Juli 2009

Am 9. Juli 1989 triumphierte Boris Becker erneut bei den All England Championchips in Wimbledon. Gegen den Schweden Stefan Edberg holte er sich den dritten Titel bei seinem Lieblingsturnier.

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Boris Becker mit Pokal, im Hintergrund Stefan Edberg (Foto: dpa)
Aller guten Dinge sind drei - Boris Becker nach seinem Sieg 1989Bild: picture-alliance / ASA

Kein anderes Turnier ist für die Karriere von Boris Becker so wichtig gewesen wie das Rasenturnier in Wimbledon. Sieben Mal stand Becker dort im Finale, drei Mal durfte er anschließend auch den goldenen Siegerpokal in die Höhe strecken – zuletzt am 9. Juli 1989, nachdem er den Schweden Stefan Edberg mit 6:0, 7:6 und 6:4 glatt in drei Sätzen geschlagen hatte. Ein großer Tag für Boris Becker: Mit dem dritten Turniersieg auf dem Rasen von Wimbledon stieg er in den erlauchten Kreis der 12 Spieler auf, denen dieses Kunststück bis dahin ebenfalls gelungen war.

Ein großer Tag war es aber auch für den Deutschen Tennis Bund. Denn Becker war nicht der einzige Sieger. Zuvor hatte Steffi Graf gegen Martina Navratilova die Damenkonkurrenz für sich entschieden – kurioserweise auch am Sonntag, dem Tag, der traditionell eigentlich dem Endspiel der Herren vorbehalten ist. Doch Regenwetter am Samstag sorgte für eine Verschiebung des Damenfinales und damit für einen Tag mit deutschem Doppelsieg in Wimbledon.

Erfolgsgeschichte auf dem heiligen Rasen

Boris Becker hechtet während des Turniers in Wimbledon im Juli 1985 (Foto: dpa)
1985 hechtete sich Becker zum SiegBild: picture-alliance/ dpa

Schon vier Jahre zuvor war Beckers Stern an gleicher Stelle aufgegangen: Als erster Deutscher und noch dazu als erster ungesetzter Spieler holte er sich den Titel bei den All England Championchips in Wimbledon. Im Alter von nur 17 Jahren gelang ihm der Sieg über den Südafrikaner Kevin Curren. Eben noch ein unbedarfter Junge aus Leimen, den so gut wie niemand kannte, wurde aus Boris Becker mit dem verwandelten Matchball der deutsche Vorzeige-Tennisspieler, das "Bobbele", der "Bumm-Bumm-Becker" und zu was er sonst noch von Medien und Fans gemacht wurde.

Und seine Erfolgsgeschichte auf dem heiligen Rasen von Wimbledon hielt an: Ein Jahr nach dem Überraschungstriumph von 1985 konnte er seinen Titel erfolgreich verteidigen. Diesmal war kein Geringerer als die Nummer Eins der Weltrangliste sein Gegner: Der Tscheche Ivan Lendl. Doch der oft unterkühlt und stoisch wirkende Lendl hatte gegen den jungen, stürmischen Becker keine Chance. Längst hatte der sich mit seiner offensiven und unkonventionellen Spielweise – der als "Becker-Hecht" bezeichnete Flugvolley war sein Markenzeichen geworden – in die Herzen der englischen Zuschauer gespielt. Mit dem Publikum im Rücken fegte er Lendl mit 6:4, 6:3 und 7:5 vom Platz.

Wohnzimmer Centre Court

Steffi Graf und Boris Becker mit ihren Wimbledon-Pokalen 1989 (Foto: dpa)
Deutsches Tennistraumpaar Graf-BeckerBild: picture-alliance/ dpa

1989 folgte dann die endgültige Krönung. 1988 hatte Becker noch im Finale gegen Stefan Edberg verloren, diesmal glückte ihm in seinem "Wohnzimmer", wie er den Centre Court von Wimbledon liebevoll bezeichnete, die Revanche. "Ich bin sehr stolz, dass ich Wimbledon gewonnen habe", sagte Becker nach dem Match. "Heute bin ich einer der glücklichsten Männer der Welt." Allerdings sollte der dritte auch sein letzter Triumph auf der Anlage an der Church Road bleiben. Dabei hätte er viel öfter gewinnen können. Zwischen 1985 und 1991 fand nur das Finale von 1987 ohne Becker statt. 1988 und 1990 unterlag er Stefan Edberg, 1991 Michael Stich – die wohl bitterste Niederlage seiner Karriere. Dazu kam das verlorene Finale von 1995 gegen Pete Sampras.

Dennoch: Wimbledon und Boris Becker, das wird immer eine ganz besondere Verbindung bleiben. Nur konsequent war, dass Becker auch hier seinen Rücktritt vom Profitennis erklärte, nachdem er 1999 im Achtelfinale gegen den Australier Patrick Rafter ausgeschieden war. Für Becker schloss sich ein Kreis: "Hier hat alles angefangen", sagte er damals. "Hier hatte ich die schönsten Momente und die größten Erfolge. Im Moment bin ich zwar froh, dass es rum ist, aber in einigen Monaten wird bestimmt noch ein bisschen Wehmut kommen."

Ganz verlassen hat Becker Wimbledon bis heute nicht. Jedes Jahr besucht er das Turnier. Seit 2002 arbeitet er dort als Tennis-Experte und Kommentator für die BBC. Fast wäre er im Jahr 2007 auch als Spieler zurückgekehrt. Gemeinsam mit Eric Jelen wollte er im Doppel antreten, doch eine Erkrankung seines Doppelpartners verhinderte die Rückkehr Boris Beckers auf den Rasen von Wimbledon.



Autor: Andreas Ziemons

Redaktion: Wolfgang van Kann