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Droht der Straßenkampf?

Daniel Scheschkewitz, Washington6. April 2003

Wenn die US-Armee den Kampf um Bagdad aufnimmt, geht sie nicht unvorbereitet in diese Schlacht. Dennoch bleibt dieser Aspekt der Kriegsführung, der Straßenkampf, der weitaus gefährlichste Teil ihrer Aufgabe.

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Gefürchteter HäuserkampfBild: AP

Monatelang sind US-Soldaten aus allen Truppenteilen in Trainingscamps in den USA unter realistischen Bedingungen auf den Straßenkampf von Haus zu Haus vorbereitet worden. Dennoch möchte die US-Armee den Häuserkampf in Bagdad möglichst vermeiden. Eine Stadt ist ohne Frage der schwierigste Raum, indem sich ein Soldat bewegen muss. Der Kampfraum dort ist eng und begrenzt. Gleichzeitig sind die Kampfhandlungen aufgrund des Geländes und der Gebäude sehr komplex. Untergrundanlagen, Keller, Unterführungen, Tunnel - das alles schafft eine multidimensionale Umgebung.

Wenn man da nicht gut ausgebildet ist, muss man mit dem Schlimmsten rechnen. Amerikanische Militärexperten kalkulieren die Zahl der Gefallenen und verwundeten Soldaten im Straßenkampf mit rund dreißig Prozent. Hinzu kommen die schlechten historischen Erfahrungen, die von der US-Armee in Vietnam oder auch in Somalia mit dieser Form der Kriegsführung gemacht wurden.

Stimmung der Bevölkerung testen

Ken Pollack vom Brookings-Institut in Washington glaubt deshalb, dass die US-Militärs die Stimmung in der Bevölkerung von Bagdad zunächst testen werden. Wenn es den Irakern gelungen sein sollte, den inneren Verteidigungsring zu verstärken, werden die US-Streitkräfte nadelstichartige Aktionen ausführen um Teile der Stadt aus diesem geschlossenen Kreis herauszulösen, insbesondere in den schiitischen Wohnbezirken. Dies "in der Hoffnung, dass diese Menschen uns unterstützen und es dem Regime schwerer machen, die Stadt zu verteidigen."

Kommt es dabei doch zum Straßenkampf, würden die USA einen Teil ihrer technologischen Überlegenheit einbüssen. Der schwere Abrahams-Panzer ist in den engen Straßen der Stadt zu unbeweglich und böte eine Angriffsfläche für Granatwerfer. Präzisionsgesteuerte Waffen aus der Luft könnten die eigenen Soldaten treffen. Die Gefahr in einen bewaffneten Hinterhalt zu geraten wächst, während der Bewegungsspielraum, einem Angriff mit Chemiewaffen auszuweichen abnimmt.

Große Verluste drohen - auf allen Seiten

Nichtsdestotrotz besitzen die USA Waffen, die ihr auch im Straßenkampf nützlich sein können. Moderne Nachtsichtgeräte und satellitengestützte Lenkungssysteme gehören ebenso dazu wie der Apache-Kampfhubschrauber. Bob Work vom "Center for Strategic Studies" in Washington: "Die Hubschrauber können die Übersicht über die Lage am Boden behalten und US-Soldaten vor Angriffen warnen. Außerdem können sie mit ihren präzisionsgesteuerten Waffen militärische Ziele aus nächster Nähe unter Beschuss nehmen".

Michael O'Hanlon, Verteidigungsexperte im Brookings Institute meint dennoch, dass diese Art der Kampfführung nur die als letzte Möglichkeit in Frage komme. Zwar würden die Amerikaner die Iraker auch im Straßenkampf besiegen. Aber: "Die Zahl der Verluste auf amerikanischer Seite, auf irakischer Seite und unter Zivilisten wäre leider groß."