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Dubai sucht das Super-Kamel

5. Februar 2010

Es ist die erste Kamel-Milch-Farm der Welt: In Dubai werden 3000 Kamele zweimal am Tag vollautomatisch gemolken. Zwei Deutsche kümmern sich um die Farm - und machen aus der Kamelmilch Schokolade.

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Kamel in Dubai (Foto:dw/Anna Kuhn-Osius)
Auch diese Kameldame leistet ihren Beitrag zur Kamelmilch-SchokoladeBild: Anna Kuhn-Osius

Für eine Karotte tun sie alles. Zweimal am Tag stellen sich die Tiere in langen Reihen auf und trotten gemächlich in eine große Halle zu den Melkmaschinen. Eine Kuh nach der anderen wird vollautomatisch gemolken. Eigentlich ist alles wie auf einem Bauerhof in Ostfriesland. Nur dass die Kühe hier Kamele sind, Kamel-Kühe auf einer Farm am Rand von Dubai, mitten in der Wüste.

Genügsamer Milchkuh-Ersatz

Dubais Kamele sind große Karottenliebhaber (Foto: dw/ako)
Dubais Kamele sind große KarottenliebhaberBild: Anna Kuhn-Osius

"Das hier ist einzigartig", erklärt David Wernery, ein Deutscher, der sich beruflich um die Farm kümmert. "Wir haben es hier mit der ersten Kamelmilchfarm der Welt zu tun." Davids Vater, ein deutscher Tierarzt in Dubai, war es, der die Idee einer Kamelfarm hatte und den Scheich von Dubai überzeugte: Melkbare Kamele könnten Vorbild sein - als genügsamer Milchkuh-Ersatz für viele Wüstenländer und Entwicklungsregionen. Denn unter der Hitze leiden Kamel-Kühe nicht, im Gegenteil: Im Sommer geben sie sogar noch besser Milch als bei kühleren Temperaturen.

"Kamele brauchen weniger Futter und weniger Wasser als Milchkühe - und geben trotzdem die gleiche Quantität und Qualität an Milch", sagt Wernery. "Außerdem ist die Milch gesünder als Kuhmilch." So hätten Tests ergeben: Kamelmilch habe vier bis fünf Mal mehr Vitamin C als Kuhmilch, aber nur den halben Fettanteil. Auch für Menschen mit Laktose-Intoleranz sei sie leichter verdaulich, so Wenery.

Psychisch sensibel

Kamele in der Melkmaschine (Foto:dw/ako)
So, Kamele, angetreten zum vollautomatischen Melken!Bild: Anna Kuhn-Osius

Fast 3000 Tiere stehen auf der Farm in Dubai: Neben den Stuten gibt es einige Bullen und viele Jungtiere. Im Gegensatz zu Milchkühen kann man den Kamelstuten ihre Kälber nicht endgültig wegnehmen - das verkraften sie psychisch nicht. "Wir lassen die Kamelstuten für ein paar Stunden am Tag zu ihren Kälbern", erklärt Farm-Manager Peter Nagy. "Das ist zwar nicht viel, reicht aber, damit sie glücklich sind und weiter Milch geben. Würden wir die Kälber ganz von den Stuten trennen, dann würden die Mütter austrocknen."

Suche nach dem Super-Euter

Werbung für Kamelmilch in Dubai (Foto:dw/ako)
Werbung für Kamelmilch in DubaiBild: Anna Kuhn-Osius

Die empfindsame Seele der Kamele, ihre Bedürfnisse, Vorlieben - der Farmmanager kennt seine Tiere genau. Denn das Ziel der Farmbetreiber ist klar: Sie wollen das "Super-Kamel" züchten, eine Kamel-Stute mit dem maximalen Euter. "Wir wollen die Milchproduktion maximieren, und da Kamele ja noch nie zuvor professionell gemolken wurden, fangen wir jetzt ganz vorne an", erklärt Wernery. "Wir kaufen Kamele aus ganz Afrika und kreuzen sie. Irgendwann werden wir hoffentlich den maximalen Euter haben."

Salzige Schokolade?

Kamele in Dubai (Foto:dw/ako)
Gute Milch gibt's nur von glücklichen KamelenBild: Anna Kuhn-Osius

Neben der Frischmilch für den Supermarkt hat die Farm jetzt ein neues Produkt: Kamel-Milch-Schokolade. Dafür hat der Scheich von Dubai extra einen Schokologen aus Köln abgeworben, vom dortigen Schokoladenmuseum. Martin von Almsick betreut jetzt in Dubai die Schokoladenproduktion der besonderen Art.

Der leicht salzige Geschmack der Kamelmilch kommt ihm dabei entgegen: "Es gibt Chocolatiers, die fügen extra Salz zur Schokolade hinzu - das gibt der Schokolade dann den besonderen Kick", erklärt er. "Das haben wir nicht nötig - die Milch schmeckt schon leicht mineralig und eignet sich sehr gut zur Schokoladenherstellung."

Globalisierte Kamel-Milch

Kamele (Foto:dw/ako)
Auf der Farm in Dubai tummeln sich Kamele aus aller WeltBild: Anna Kuhn-Osius

Allerdings: Hundertprozentig aus Dubai kommt die Schokolade doch noch nicht. In der Wüstenstadt ist es eben doch ein bisschen zu heiß für Schokofabriken. Deswegen fliegt die Kamelmilch gleich zweimal um den Globus: In Dubai werden die Kamele gemolken und aus ihrer Milch wird Milchpulver gemacht. Das wird dann nach Österreich geschickt. In Wien produziert eine Schokoladenfirma die braune Rohmasse - und schickt diese wieder zurück nach Dubai. Von dort wird die Schokolade dann vertrieben und wieder in die ganze Welt exportiert.

Am liebsten auch nach Europa. Aber noch sperrt sich die EU, Kamelmilchprodukte aufzunehmen. Die Behörden haben Angst, dass Kamele die Maul- und Klauenseuche übertragen könnten. "Jetzt versuchen wir, zu belegen, dass die einhöckrigen Kamele, die wir hier haben, keine Überträger sind", erklärt Wernery.

Geschmacklich kein Unterschied

Kamelmilchschokolade (Foto:dw/ako)
10 Euro für eine Tafel Kamel-milchschokolade - das ist nur etwas für FeinschmeckerBild: Anna Kuhn-Osius

Regelmäßig kommen ausländische Besucher auf die Farm in Dubai und lernen die Kamelmilch kennen. Viele probieren ganz vorsichtig und ein bisschen skeptisch, zum ersten Mal in ihrem Leben. "Das schmeckt gut!" ruft ein überraschter US-Amerikaner. Seine Kollegin ergänzt: "Ich bin gegen normale Kuhmilch allergisch, aber die hier ist echt lecker - ein bisschen salzig, aber ich würde sie trinken."

Ein niederländischer Tourist ist dagegen nicht so begeistert: "Man merkt geschmacklich gar keinen Unterschied. Dann kann ich auch weiter die billigere Kuhmilch kaufen."

Süßes Luxusprodukt

Denn fest steht: Sowohl Kamelmilch als auch Schokolade sind ein Luxusprodukt für Menschen, die beim Einkaufen nicht auf den Preis achten. So ist die Schokolade mit 100 Euro pro Kilo eine der teuersten Schokoladen der Welt.

Dem 10-jährigen Matthew und seinem Freund Roger ist das egal: Hauptsache Schokolade! Und so wie die Jungs mampfen, hat das Produkt bei ihnen den Test schon voll bestanden: "Die schmeckt viel süßer als normale Schokolade! Echt lecker!"

Autorin: Anna Kuhn-Osius
Redaktion: Thomas Latschan