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Duden erreicht biblisches Alter

7. Juli 2005

Der gelb laminierte Wälzer gehört zur Pflichtlektüre. Ob Schüler, Student oder Schreibkraft - Rat und Hilfe bietet die Rechtschreibinstanz. Mit dem Erfolg gerechnet hat Herausgeber Konrad Duden im Jahr 1880 nicht.

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Was ist ein Motschekiebchen?Bild: Duden

Mit 27.000 Stichwörtern auf 187 Seiten beginnt die Erfolgsgeschichte der deutschen Rechtschreibinstanz. Am 7. Juli 1880 erscheint in Leipzig das "Vollständige Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache".

125.000 Stichwörter

Konrad Duden
Sohn eines Eisenbahners und RechtschreibexperteBild: dpa Bilderdienste

Aus dem mit heute verglichen bescheidenen Kompendium des Lehrers Konrad Duden ist mittlerweile ein Leitfaden für phonetische und grammatikalische Probleme geworden. Während die bisher umfassendste, 1152 Seiten dicke 23. Auflage in den Regalen der Buchläden steht, sitzt die Duden-Redaktion bereits an der Überarbeitung und Vervollständigung der 125.000 Stichwörter langen Liste.

"Der Duden lebt und entwickelt sich im Zusammenspiel mit seinen Benutzern fort", sagt der Leiter der Dudenredaktion Matthias Wermke in Mannheim. Das Wortgut werde entsprechend der Zeit angepasst. Handy, Mail und Chat gehören längst dazu. Und auch der Protest der Ostfriesen fruchtete. Sie wollten Moin, Moin als Äquivalent zum Abschiedsgruß Ade verzeichnet wissen.

Einheitsduden 1991

Zuwachs erhielt der Duden nach der Deutschen Wiedervereinigung. In den vier Jahrzehnten deutsch-deutscher Teilung erschienen eine Ost- und eine Westversion des Wörterbuches. Die eine wurde im Lektorat Deutsch im Bibliographischen Institut in Leipzig betreut, die andere im Verlag Bibliographisches Institut und F.A. Brockhaus AG Mannheim.

Duden wird 125 Jahre Verlagsgebäude in Mannheim
Das moderne Verlagsgebäude in MannheimBild: Duden

Während bei der Orthografie Einigkeit herrschte, waren die Unterschiede im regionalen Sprachwortschatz beachtlich. Dem "Einheitsduden" von 1991 diente als Basis die umfangreichere West-Ausgabe, in die der Staatsratsvorsitzende ebenso Einzug fand wie das Motschekiebchen, die DDR-Bezeichnung für Marienkäfer. Fünf Jahre später folgte der erste Duden in neuer deutscher Rechtschreibung. Er wurde der größte Erfolg in der Verlagsgeschichte und ist regelmäßig auch auf den Sachbuch-Bestsellerlisten zu finden.

Jeder hat eine Hausorthografie

Damit konnte der in Wesel am Niederrhein geborene Sohn eines Eisenbahnbeamten nicht rechnen, als er sich im ausgehenden 19. Jahrhundert für die Vereinheitlichung der Rechtschreibung stark gemacht hatte. Damals hatte jeder Verlag seine eigene Hausorthografie, und selbst an Schulen wurde das Schreiben nicht nach einheitlichen Regeln gelehrt. Auf Grundlage der preußischen und bayerischen Schulrechtschreibung legte er wenig später den so genannten Urduden vor, obwohl Bismarck bei "gesteigerter Ordnungsstrafe" die preußische Schulorthografie verboten hatte.

21 Jahre nach der Erstveröffentlichung war Duden am Ziel. Die zweite Orthografische Konferenz in Berlin nahm seine Vorschläge als Arbeitsgrundlage und verständigte sich auf einheitliche amtliche Rechtschreibregeln. Um die Ergebnisse dieser Konferenz zügig in das "Vollständige Wörterbuch" einzuarbeiten, stellte das Bibliographische Institut Konrad Duden einige Mitarbeiter zur Seite. Das war die Geburt der Dudenredaktion, die nach dem Tod Dudens 1911 die Fortentwicklung des Wörterbuchs übernahm und deren 20 Redakteure das Alphabet heute untereinander aufgeteilt haben.

Akustische Aussprachehilfe

Aus dem Leitfaden zur Rechtschreibung ist inzwischen ein kleines Universallexikon geworden, das den Benutzer auch über Aussprache, Grammatik, Etymologie und Bedeutungsangaben zu vielen Fremdwörtern informiert. Natürlich kann man inzwischen auch auf eine multimediale Ausgabe des Duden zurückgreifen - inklusive akustischer Aussprachehilfe. (mb)