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Durban-Filmfestival prangert Fremdenhass an

28. Juli 2010

Hunderte Simbabwer haben seit Ende der Fußball-WM Südafrika aus Angst vor Übergriffen verlassen. Die Ausländerfeindlichkeit ist ein Thema, das auch die Regisseure beim Internationalen Filmfestival in Durban beschäftigt.

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Plakat zum Internationalen Filmfestival in Durban, Südafrika.
Das Filmfestival in Durban ist das Älteste am KapBild: Durban International Film Festival
Portrait des südafrikanischen Nachwuchsregisseurs Jahmil XT Qubeka
Regisseur Jahmil XT Qubeka aus Südafrika: "Ich habe mich geschämt Südafrikaner zu sein."Bild: Durban International Film Festival

Ein Mob Jugendlicher ermordet einen jungen Mann aus Simbabwe, seine Freundin wird vergewaltigt, sein Bruder kommt schwer verletzt und traumatisiert mit dem Leben davon. Die brutalen Szenen des Films "A small town called descent"- eine Kleinstadt namens Descent - erinnern schmerzlich an die fremdenfeindlichen Übergriffe in Südafrika vor zwei Jahren. Die wahren Geschehnisse waren der Ausgangspunkt des Spielfilmdebüts des südafrikanischen Regisseurs Jahmil XT Qubeka. "Ich habe mich damals geschämt Südafrikaner zu sein.", sagt er. "Ich konnte mir nicht erklären, wie dieser Hass auf Ausländer entstehen konnte." Schließlich seien Südafrikaner während der Apartheid selbst Flüchtlinge in anderen Ländern gewesen. Heutzutage jedoch herrsche am Kap extreme Intoleranz. Dieser Widerspruch hat den jungen Filmemacher intensiv beschäftigt.

Fremdenfeindlichkeit als Stoff für einen Spielfilm

Szene aus dem Film "A small town called Descent"
Die Polizisten in "A small town called Descent" suchen die Mörder eines jungen SimbabwersBild: Durban International Film Festival

Jahmil XT Qubeka hat sich in Südafrika bislang einen Namen als Dokumentarfilmer gemacht. Für seine Auseinandersetzung mit dem Thema Fremdenfeindlichkeit hat er sich jedoch bewusst für die Form des Spielfilms entschieden, um ein breiteres Publikum zu erreichen. Ein Krimi, in dem drei Polizisten eines Sondereinsatzkommandos zu Ermittlungen in eine fiktive Kleinstadt der südafrikanischen Provinz entsandt werden. Zunächst erscheint der Mord an dem jungen Simbabwer als Eifersuchtsdrama, entpuppt sich dann jedoch als ein politisches Komplott, in dem mächtige Kräfte im Hintergrund die Fäden ziehen. Oberflächliche Rechfertigungen des Mordes lassen die Ermittler nicht zu, sie wollen dem Fall auf den Grund gehen. Eine Suche nach den Ursachen der Fremdenfeindlichkeit, die in Südafrika seit dem Ende der Fußball-WM wieder aufgeflammt ist.

Jeder Südafrikaner sollte Verantwortung übernehmen

Nachwuchsregisseur Jahmil XT Qubeka alarmieren die aktuellen Übergriffe auf Flüchtlinge und Einwanderer vom afrikanischen Kontinent. "Sie zeigen, dass wir uns nicht mit dem Problem der Ausländerfeindlichkeit auseinandergesetzt haben", betont er. Das gelte für jeden einzelnen Südafrikaner und natürlich auch die Regierung. Wenn sie gehandelt hätte, würde es heute keine fremdenfeindlichen Übergriffe mehr geben, davon ist Jahmil XT Qubeka überzeugt. Mit seinem Film will er seine Landsleute zum Nachdenken anregen. "Jeder Südafrikaner soll Verantwortung dafür übernehmen, was in unserem Land geschieht." Nur so könnten drängende Probleme, wie die Gewalt gegen Ausländer, gelöst werden.

Ausländerhass als Symptom verfehlter Politik

Filmfestival Durban
Auch das Publikum beim Internationalen Filmfestival in Durban diskutiert über das Thema FremdenfeindlichkeitBild: Durban International Film Festival

Der Kampf um immer knapper werdende Ressourcen, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, die Konsequenzen einer verfehlten Politik - mit diesen Ursachen der Fremdenfeindlichkeit beschäftigt sich ein weiterer Film beim diesjährigen Festival in Durban: "The Battle for Johannesburg" - der Kampf um Johannesburg - dokumentiert, wie arme Südafrikaner gewaltsam aus dem Zentrum der Wirtschaftsmetropole vertrieben werden. Opfer der Sanierungspläne der Stadt und von Immobilienhaien. Dokumentarfilmer Rehad Desai spricht von einem Krieg gegen die Armen, der für Südafrika tragisch enden könnte.

Krieg gegen die Armen

Die Gebäude im Herzen Johannesburgs hätten nicht nur einen enormen materiellen Wert, sondern auch einen gesellschaftlichen, betont der renommierte südafrikanische Regisseur. "Wenn man sie zu Sozialwohnungen ausbauen würde, hätten die Menschen das Gefühl Teil der Stadt und damit auch unserer Demokratie zu sein. Wenn man die arme Bevölkerung dagegen weiter ausgrenzt, dann vertieft das den Hass gegen jeden, der ein bisschen mehr besitzt als sie.", so Rehad Desai. Die Politik müsse dringend handeln. Denn die Situation sei brenzlig, warnt er. Das zeigten die hohe Gewaltkriminalität in Südafrika und die fremdenfeindlichen Übergriffe der letzten Jahre und Tage. Symptome einer fehlgeleiteten Politik, die Rehad Desai scharf kritisiert. Doch er beschränkt sich nicht darauf die Missstände anzuprangern. Er zeigt Lösungswege auf, entwirft eine Vision für eine bessere Zukunft in Südafrika, in der Fremdenhass keinen Platz mehr hat.

Autorin: Leonie March
Redaktion: Carolin Hebig