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Durban ringt um Ergebnisse

9. Dezember 2011

Offiziell endet die 17. Klimakonferenz am Freitag. Die Delegierten stellen sich aber auf lange Verhandlungen bis weit in die Nacht zum Samstag ein - denn um ein Abkommen steht es nicht gut.

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Hedegaard gestikuliert vor einem Plakat (Foto: dpa)
Die EU-Kommissarin für Klimaschutz Connie Hedegaard will überzeugenBild: picture-alliance/dpa

In Durban ist eine neue Allianz entstanden, die es so auf Klimakonferenzen noch nie gegeben hat: Die Europäische Union hat sich mit den am wenigsten entwickelten Ländern, den so genannten "Least Developed Countries" (LDCs) und den kleinen Inselstaaten (AOSIS - Alliance of Small Island States) zusammengetan.

Zusammen sind das etwa 120 Länder, die überwältigende Mehrheit der Konferenz. Sie fordern eine zweite Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls und den Einstieg in ein umfassendes Klimaabkommen, das Emissionsreduktionen von Industrieländern und Schwellenländer vorsieht. Für Martin Kaiser von Greenpeace das richtige Signal: "Die EU hat sich auf die Seite derjenigen gestellt, die konsequenten Klimaschutz als eine Frage des Überlebens sehen und die basierend auf den wissenschaftlichen Notwendigkeiten jetzt einen politischen Rahmen schaffen wollen."

Blockierer 1: USA

Auf der anderen Seite stehen in der Konferenz die großen Verursacher von Treibhausgasen. Zum einen die USA, von denen niemand mehr in Durban erwartet, dass sie ihre Blockaderolle aufgeben. Zum anderen die Gruppe der BASIC-Staaten, also Brasilien, Südafrika, Indien und China.

Xie spricht(Foto: dpa)
Position unklar: Chinas Delegationsleiter Xie ZhenhuaBild: picture-alliance/dpa

Zwei Länder dieser Vierergruppe gelten als kompromissbereit: Gastgeber Südafrika und Brasilien. Sie haben signalisiert, dass sie bereit sind, ihre eigenen Treibhausgasemissionen senken zu wollen. Unklar bleibt dagegen die Position Chinas, in absoluten Zahlen gesehen der größte Verursacher von Treibhausgasen und insofern unverzichtbar für einen effektiven Klimaschutz. Auf der einen Seite erklärten die Chinesen, sich nicht gegen ein rechtlich verbindliches Abkommen sperren zu wollen. Auf der anderen Seite haben sie aber noch nicht klar gemacht, ob sie bereit sind, ihre eigenen Emissionen zu begrenzen.

Blockierer 2: Indien

Indien ist aus der BASIC-Gruppe der größte Blockierer und will die eigenen Emissionen nicht begrenzen. Die indische Umwelt- und Waldministerin Jayanthi Natarajan verwies auf die hohe Zahl von armen Menschen in ihrem Land: "Sie kämpfen um das tägliche Überleben und Grundbedürfnisse. Von ihnen kann man nicht erwarten, dass sie verpflichtet werden ihre Emissionen zu verringern, wenn sie gar kein verursachen." Armutsbekämpfung und die wirtschaftliche Entwicklung seien derzeit das wichtigste Ziel für in Indien.

Eine Frau trägt Wasser in einen Slum(Foto: AP)
Indien sagt: Wir kämpfen gegen die ArmutBild: AP

EU: Handeln bis 2015 ist nötig

Ein neues Klimaabkommen sehen die Inder daher nicht vor 2020. So lange möchte die EU aber nicht warten. Die europäische Verhandlungsführerin, Connie Hedegaard, besteht auf 2015: "Das ist keine unfaire Deadline – so bleiben immerhin noch vier Jahre um das Nötige zu tun!"

"Wir können nicht akzeptieren, dass eine jahrelange Verhandlungsphase genutzt wird, um eine Pause beim Handeln zu machen", schließt sich der deutsche Umweltminister Norbert Röttgen an: "Handeln und Verhandeln muss parallel stattfinden."

Wenn sich die Staaten in den nächsten Stunden nicht einigen, dann könnte Durban noch scheitern und der Klimaverhandlungsprozess im Rahmen der UNO hier kollabieren. Martin Kaiser von Greenpeace: "Ein Scheitern von Durban ist eine Option und wäre besser als hier wieder einen faulen Kompromiss zu schließen, der der Weltöffentlichkeit vorgaukelt, dass Regierungshandeln möglich ist."

Die Wissenschaftler jedenfalls haben vor und während der Konferenz gewarnt: Wenn die Menschheit bald nicht die Treibhausgase reduziert, dann wird es kaum mehr möglich sein, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, um die größten Schäden zu vermeiden.

Autor: Johannes Beck, zurzeit Durban

Redaktrion: Oliver Samson