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DVD-Tipp zur Biennale: Mr. Turner

Jochen Kürten10. Mai 2015

Auch mit seinen Ansichten von Venedig wurde der englische Maler William Turner berühmt. Doch würde einer wie Turner heute noch zur Biennale eingeladen? Mike Leighs Künstlerfilm "Mr. Turner" ist jetzt auf DVD erschienen.

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Timothy Spall als Mr. Turner im Film Mr. Turner - Meister des Lichts (Foto: Verleih)
Bild: picture-alliance/dpa/Prokino Filmverleih GmbH

Seine Uraufführung feierte "Mr. Turner" genau vor einem Jahr auch an einem von der Sonne verwöhnten Ort: an der Côte d'Azur bei den Filmfestspielen in Cannes. Am Ende durfte Hauptdarsteller Timothy Spall eine Goldene Palme als bester Darsteller mit nach Hause nehmen. Jetzt kommt "Mr. Turner" als DVD und Bluray in Deutschland heraus.

Die Presse feierte den Film, der Szenen aus den letzten 25 Lebensjahren Turners zeigt, als herausragendes Künstlerporträt auf der Kinoleinwand. Zu Recht: Auch beim Wiedersehen hat insbesondere Timothy Spalls knorriger Auftritt als William Turner nichts von seiner Faszination eingebüßt. Doch "Mr. Turner" hat noch viel mehr zu bieten.

Vorläufer des Impressionismus

Mike Leighs Film zeigt einen Künstler, wie es ihn heute kaum noch geben dürfte. Allein mit Pinsel, Farbe, Staffelei und Zeichenblock ausgestattet, zieht Turner von Ort zu Ort und malt die Welt, wie sie ihm erscheint. Das hatte schon damals nicht unbedingt viel mit Realismus zu tun. In seinen letzten Lebensjahren näherte sich Turner mit seiner Malweise, die feste Formen und Gegenstände mehr und mehr auflöste, späteren Kunstepochen an. Heute gilt der englische Künstler als Vorläufer des Impressionismus und der nichtgegenständlichen Malerei. Damals war das natürlich revolutionär und rief Proteste hervor.

William Turner Venedigansicht (Foto: "AUSSCHNITT: picture-alliance/Heritage)
Auch William Turner reiste wie viele andere Künstler nach Venedig und malte dort (Ausschnitt)Bild: AUSSCHNITT: picture-alliance/Heritage Images

Grandiose Bilder

Verglichen mit den abstrakten Theoriegebäuden und einem oft unsinnlichen Kunstverständnis der heutigen Künstlergeneration, sind Turners Bilder trotzdem von geradezu klassischer Schönheit durchdrungen. Und so ist auch Leighs Film ein erlesener Augenschmaus, obwohl seine Protagonisten allesamt wunderbar skurrile, verschrobene und kauzige Persönlichkeiten darstellen. Welche Rolle kann die Kunst in der Gesellschaft einnehmen? Auch auf diese Frage geht der Film ein: Zum Start der Weltkunstausstellung in Venedig ist "Mr. Turner" für die Daheimgebliebenen unbedingt zu empfehlen.

Mike Leigh: "Mr. Turner - Meister des Lichts", mit Timothy Spall, Paul Jesson, Dorothy Atkinson, Marion Baily u.a., GB 2014, 150 Minuten, als DVD und Bluray bei Prokino erschienen.