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Was junge Araber in den Terrorismus führt

Steffen Heinze1. September 2015

Ein Zeichen gegen Terrorismus setzen: Das ist das Ziel der aktuellen Ausgabe der arabischsprachigen TV-Sendung „Shababtalk“ aus Tunis. Die Aufzeichnung im Nationalmuseum Bardo ist Teil der „Arab World Tour“.

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08.2015 DW Shabab Talk OTR Tunis Programmankündigung

„Es gibt eine große Kluft zwischen der tunesischen Regierung und der Bevölkerung. Wir sehen uns einer politischen Führungskrise gegenüber“, sagte Sami Al-Tareeqy von der führenden islamischen Nahda-Bewegung. Einen Grund für das Interesse junger Tunesier an der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) nannte Walaa Al-Qaseemy, Chef einer zivilgesellschaftlichen Organisation in Tunesien: „Der IS bietet jungen Tunesiern Möglichkeiten für soziale, ökonomische und intellektuelle Integration. Das ist für junge Leute sehr attraktiv.“

Der in Tunesien populäre Rapper DJ Costa, dessen Bruder sich dem IS angeschlossen hatte, verwies auf die Lücken des neuen Antiterror-Gesetzes: „Es ähnelt einem tauben Mann, der versucht, ein Lied zu hören. Das Gesetz wird junge Menschen sicher nicht davon abhalten, terroristischen Vereinigungen wie dem IS beizutreten.“ Zudem gäbe es eine tiefe Kluft zwischen Politikern und jungen Leuten. „Die Politiker verstehen uns einfach nicht, es gibt keinen Austausch“, bemängelte DJ Costa und verwies auf einen jungen Blogger und zugleich einen der Anführer der tunesischen Revolution, auf den das Antiterror-Gesetz angewandt wurde. „Hier wurde ein junger Aktivist beschuldigt, mit seiner Meinungsäußerung den Terrorismus verherrlicht zu haben. Sieht so der Kampf gegen Terror aus?“

Die DW hatte die Diskussion zusammen mit dem tunesischen Sender Hannibal TV produziert, DW-Moderator Jaafar Abdul Karim führte durch die einstündige Debatte. „Wir wollen jungen Menschen eine Plattform zum öffentlichen Austausch bieten und mit Gästen sowie dem Publikum einen Dialog mit Politikern entwickeln.“ Das Bardo-Museum war Schauplatz eines Terroranschlags im März dieses Jahres, bei dem 21 Menschen ihr Leben verloren. Nach der Wiedereröffnung konnte die DW als erster Sender den Ort für eine TV-Produktion nutzen. Die Sendung wird am 1. September auf DW Arabia (18.15 Uhr MESZ) und Hannibal TV ausgestrahlt. „Shababtalk“ ist anschließend auch in der Mediathek der DW verfügbar.

Jaafar Abdul-Karim
Den Auftakt der „Arab World Tour“ mit Moderator Jaafar Abdul-Karim machte Bagdad.Bild: DW

Weitere vor Ort produzierte Ausgaben der Sendung Shababtalk sollen folgen. Erste Station der „Shababtalk Arab World Tour“ war Anfang August Bagdad.

Shababtalk – Stimme der arabischen Jugend
Das gesellschaftskritische Talk-Format im arabischen TV-Programm der Deutschen Welle ist zur „Stimme der arabischen Jugend geworden“, wie Moderator Jaafar Abdul Karim sagt. Sensible Themen, auch solche, die in vielen arabischen Ländern tabu sind, authentisch vermitteln, so das Credo der Sendung. In Nordafrika, Nahost und der Golfregion ist Shababtalk inzwischen ein etabliertes und viel zitiertes Forum für Diskussion und Meinungsaustausch geworden. Die Sendung findet jede Woche ein Millionenpublikum und wird in Sozialen Medien lebhaft begleitet. Das 24-stündige arabische TV-Programm der DW ist via Satellit in der gesamten Region von Oman bis Marokko zu empfangen.