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Für EU-Beitritt

18. Januar 2011

Der im Dezember 2010 erhobene DW-Trend zeigt, welche Erwartungen die Russen in die Europäische Union setzen. Nach wie vor verbinden sie mit der EU eher wirtschaftliche Aspekte als freiheitlich-demokratische Werte.

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Transparente EU-Flagge, dahinter ein Hafen (Grafik: DW)
Wichtig ist vielen Russen Wirtschaftswachstum in der EUBild: DW/DPA

Immer mehr Russen wünschen sich einen Beitritt ihres Landes zur EU. Das ist ein Ergebnis des zweiten DW-Trends, den das Markt- und Meinungsforschungsinstitut IFAK im Auftrag der Russischen Redaktion der Deutschen Welle im Dezember 2010 nach repräsentativen Methoden in Russland erhoben hat.

So scheinen sich wirtschaftliche Probleme zunehmend auf die Befürwortung eines schnellen Beitritts Russlands zur EU auszuwirken, denn diese ist in den letzten drei Monaten seit dem ersten DW-Trend deutlich gestiegen. Während im September 2010 immerhin 16 Prozent der Befragten einen EU-Beitritt Russlands binnen 1 bis 2 Jahren befürworteten, sind dies im Dezember bereits 23 Prozent. 16 Prozent sprachen sich für einen schnellen Beitritt binnen 2 bis 5 Jahren aus (September: 13 Prozent). Wie auch im September lag der Anteil der Befürworter eines EU-Beitritts binnen 5 bis 10 Jahren bei 9 Prozent, während jeweils 3 Prozent einen EU-Beitritt in 10 bis 20 Jahren und in später als 20 Jahren befürworteten. Der Anteil der Beitrittsgegner ist von September mit 24 Prozent auf 18 Prozent im Dezember um 6 Prozentpunkte gesunken.

Unter der jüngsten Befragtengruppe, den 18- bis 29-Jährigen, ist mit 33 Prozent der größte Anteil der Befürworter eines schnellen EU-Beitritts binnen 1 bis 2 Jahren zu finden.

DW-Trend-Grafik zur Frage, wann Russland Mitglied der EU werden sollte (Grafik: DW)

Werte und Ziele der EU

Entsprechend den wirtschaftlichen Problemen sieht rund die Hälfte der Russen wirtschaftliches Wachstum in der gesamten Europäischen Union als ein wesentliches Ziel der EU (47 Prozent). Diese Wahrnehmung ist auch deckungsgleich mit dem, was der Mehrheit der Befragten persönlich wichtig ist. So gaben 37 Prozent der Befragten an, dass ihnen wirtschaftliches Wachstum in der gesamten EU auch persönlich wichtig sei.

Zweithäufigste Nennung war mit 28 Prozent die Entwicklung eines gemeinsamen Sicherheitsraums als ein Ziel der EU. Dies war deckungsgleich mit den persönlichen Erwartungen an die Europäische Union, denn 29 Prozent gaben an, dass dies auch ihren persönlichen Erwartungen an die EU entspräche.

Eine deutliche Diskrepanz zeigt sich bei der territorialen Erweiterung. Während 25 Prozent der Befragten angaben, dass sie glauben, die EU stehe für territoriale Erweiterung, gaben nur 5 Prozent an, dass sie dies persönlich als wichtig ansehen.

Die Entwicklung freiheitlicher Werte, Demokratie und Meinungsfreiheit sowie die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Identität, also die demokratischen Ideale der Europäischen Union, wurden nur von einer deutlichen Minderheit mit jeweils 14 Prozent der Befragten als Ziel der EU gesehen. Zugleich gaben aber auch jeweils nur 14 Prozent an, dass ihnen persönlich die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Identität wichtig sei. Nur 9 Prozent sagten, ihnen seien persönlich die demokratischen Ideale als Ziel der EU wichtig. Die Europäische Union wird somit in Russland eher mit wirtschaftlichen Aspekten als mit freiheitlich-demokratischen Werten in Verbindung gebracht.

DW-Trend-Grafik zur Frage, wofür die EU steht (Grafik: DW)
Russische Selbstwahrnehmung in Europa

Gefragt danach, welches Image ihrer Meinung nach Russland in Europa habe, wurde von 31 Prozent der Befragten am häufigsten genannt, dass Europa Russland als eine Quelle für billige Rohstoffe und Fachkräfte sieht. Nur 23 Prozent der Befragten glauben, dass Russland von Europa als zuverlässiger strategischer Partner betrachtet wird. 16 Prozent meinen, Russland werde von Europa als ein Globalplayer gesehen, der seine Interessen systematisch durchsetzt. Lediglich 15 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Russland von Europa als unberechenbare Großmacht mit imperialen Ambitionen gesehen wird. Nur 4 Prozent gaben an, dass Europa Russland als Land betrachte, mit dem Keiner mehr zu rechnen brauche.

DW-Trend-Grafik zur Frage, welches Image Russland in Europa hat (Grafik: DW)

Methode der Umfrage

Die Befragung wurde bevölkerungsrepräsentativ in Russland durchgeführt. Es wurden 1000 Personen an 39 Sample-Points in ganz Russland im Zeitraum vom 3. Dezember bis zum 13. Dezember befragt. Die Gesamtheit der Befragten entspricht der Bevölkerungsstruktur Russlands.

Autoren: Ingo Mannteufel, Sergey Govoruha
Redaktion: Markian Ostaptschuk