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DW-Trend: Russen zunehmend gegen EU-Beitritt

17. November 2011

Die meisten Russen sehen das Verhältnis zu Deutschland und der EU positiv. Es könnte unter einem Präsidenten Putin sogar noch besser werden, glauben viele. Trotzdem wollen immer weniger einen EU-Beitritt ihres Landes.

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Werden sich unter einem Präsidenten Putin die Beziehungen zwischen Berlin und Moskau verbessern? (Foto: dpa)
Werden sich unter einem Präsidenten Putin die Beziehungen zwischen Berlin und Moskau verbessern?Bild: picture-alliance/dpa

Von einer möglichen Präsidentschaft Wladimir Putins erwarten 38 Prozent der Russen, dass sich die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland verbessern. Lediglich fünf Prozent glauben, dass sich die Beziehungen verschlechtern werden. 57 Prozent geben an, dass sie die Auswirkungen einer neuen Präsidentschaft Putins auf die deutsch-russischen Beziehungen nicht abschätzen könnten. Das geht aus dem repräsentativen DW-Trend vom Oktober 2011 hervor. Dafür befragte das Markt- und Meinungsforschungsinstitut im Auftrag der Russischen Redaktion der Deutschen Welle 1000 Menschen in Russland.

Mit Blick auf das Verhältnis zur Europäischen Union erwarten 40 Prozent der Befragten unter einem Präsidenten Putin eine Verbesserung. Lediglich sieben Prozent befürchten eine Verschlechterung der Beziehungen. 53 Prozent geben an, sich kein konkretes Bild machen zu können.

Grafik zu den DW-Trend-Fragen

Positiver Blick auf Berlin und Brüssel

Insgesamt beurteilt die Bevölkerung Russlands das deutsch-russische Verhältnis so gut wie im Vorjahr. Im Oktober 2011 bezeichnen es 24 Prozent der Befragten als freundschaftlich und 40 Prozent als partnerschaftlich. Somit bescheinigen insgesamt 64 Prozent der Befragten den beiden Ländern ein positives Verhältnis (im DW-Trend 2010 waren es ebenfalls 64 Prozent). Wie im Vorjahr bewerten lediglich sechs Prozent das deutsch-russische Verhältnis negativ.

Auch das Verhältnis Russlands zur EU wird als gut eingeschätzt. Wie schon im Dezember 2010 bezeichnen im Oktober 2011 rund die Hälfte der Befragten das Verhältnis als freundschaftlich oder partnerschaftlich.

Abkühlung im Verhältnis zur Ukraine

Deutlich kühler bewerten die Russen das Verhältnis zur Ukraine. Wurde dieses vor einem Jahr noch von 62 Prozent als positiv und von 13 Prozent als negativ gesehen, haben sich die Verhältnisse inzwischen umgekehrt. Jetzt bewerten lediglich 31 Prozent das Verhältnis als positiv. 41 Prozent hingegen betrachten es als angespannt oder gar verfeindet.

Grafik zu den DW-Trend-Fragen

Sichtweisen und Erwartungen der Russen

Fast jeder zweite Russe (48 Prozent) geht davon aus, dass Russland in der EU lediglich als Lieferant billiger Rohstoffe und Fachkräfte gesehen werde. Knapp jeder Dritte (27 Prozent) glaubt, Russland werde als unberechenbare und imperiale Großmacht betrachtet. Lediglich 21 Prozent gehen davon aus, dass die Europäer in Russland einen verlässlichen, strategischen Partner sehen. (Mehrfachnennungen waren möglich).

Grafik zu den DW-Trend-Fragen

Deutlich gestiegen ist die Anzahl der Gegner eines möglichen EU-Beitritts Russlands. Während vor einem Jahr lediglich 18 Prozent einen solchen Schritt grundsätzlich ablehnten, hat sich die Zahl der Beitrittsgegner auf 36 Prozent verdoppelt. Im Dezember 2010 befürwortete noch jeder Zweite (54 Prozent) einen EU-Beitritt; im Oktober 2011 sind es lediglich 36 Prozent.

Grafik zu den DW-Trend-Fragen

Als ein primäres Ziel der EU sieht die russische Bevölkerung laut DW-Trend vom Oktober 2011 erneut das Wirtschaftswachstum innerhalb der EU (57 Prozent). Deutlich verbreiteter als vor einem Jahr ist in Russland jetzt die Ansicht, dass die territoriale Erweiterung eines der Kernziele der EU sei (39 Prozent). Die Entwicklung von Demokratie und Menschenrechten sehen lediglich neun Prozent der Befragten als ein Ziel der EU. Tatsächlich ist dies auch nur wenigen Russen wichtig (15 Prozent).

Grafik zu den DW-Trend-Fragen

Bei den wirtschaftlichen Zielen decken sich die Vorstellungen von der EU mit den Erwartungen der russischen Bevölkerung an die EU. So ist jedem zweiten Russen die wirtschaftliche Entwicklung in der EU wichtig (46 Prozent). Zweitwichtigste Erwartung der russischen Bevölkerung an die EU ist das Thema Sicherheit. So nennen 28 Prozent die Entwicklung eines gemeinsamen Sicherheitssystems als Ziel, das sie persönlich für wichtig halten. (Mehrfachnennungen waren möglich).

Autoren: Markian Ostaptschuk / Sergey Govoruha

Redaktion: Bernd Johann