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DW-Trend: Ukrainer sehen Zukunft skeptisch

17. November 2011

Für die Ukrainer ist die schlechte wirtschaftliche Lage im Land nach wie vor das wichtigste Problem. Aber auch Machtmissbrauch und die Missachtung von Menschenrechten rücken stärker ins Blickfeld.

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Ukrainer erwarten schlechtere Wirtschaftslage (Foto: dpa)
Die Ukrainer erwarten eine schlechtere WirtschaftslageBild: picture-alliance/dpa

Ein großer Teil der ukrainischen Bevölkerung (41 Prozent) glaubt, dass es dem Land in fünf Jahren schlechter gehen wird als heute. Das geht aus dem DW-Trend vom Oktober 2011 hervor. Die repräsentative Umfrage wurde im Auftrag der Ukrainischen Redaktion der Deutschen Welle vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut IFAK Ukraine durchgeführt. Dafür wurden landesweit 1000 Bürger befragt.

37 Prozent sind der Meinung, dass die Lage sich nicht ändern wird. Lediglich 22 Prozent der Ukrainer gehen davon aus, dass es dem Land in fünf Jahren besser geht.

Grafik zu DW-Trend-Fragen

Die Wirtschaft ist das Hauptproblem

Die ökonomische Situation bleibt nach Ansicht der Bevölkerung das Hauptproblem. 71 Prozent der Befragten sehen darin das wichtigste Problem ihres Landes. Im DW-Trend vom Dezember 2010 waren es 79 Prozent. An zweiter Stelle der wichtigsten Probleme steht wie im Vorjahr die Korruption (2011: 57 Prozent; 2010: 55 Prozent). An dritter Stelle wird die Willkür von Polizisten und Beamten genannt. Während im Vorjahr jeder Dritte (34 Prozent) dieses Problem als dringend angab, sind es nun 43 Prozent der Befragten.

Auch Verstöße gegen die Menschenrechte werden zunehmend als Problem wahrgenommen. Im Jahr 2010 nannten 24 Prozent die Missachtung der Menschenrechte als wichtigsten Punkt, in diesem Jahre waren es 31 Prozent. Weniger beunruhigt scheinen die Ukrainer durch den Terrorismus zu sein (2011: 12 Prozent; 2010: 28 Prozent, Mehrfachnennungen waren möglich).

Grafik zu DW-Trend-Fragen

Kritik am Timoschenko-Prozess

Zum Zeitpunkt der Umfrage für den DW-Trend wurde auch das umstrittene Urteil gegen Julia Timoschenko wegen Amtsmissbrauchs gesprochen. Das Vorgehen der Justiz gegen die frühere Regierungschefin stößt auf große Vorbehalte in der ukrainischen Öffentlichkeit. Jeder zweite Ukrainer (52 Prozent) hält das Vorgehen der Justiz für politisch motiviert. 31 Prozent halten das Vorgehen für berechtigt. 17 Prozent der Befragten konnten oder wollten in der Umfrage dazu keine Meinung äußern.

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Probleme im Land schaffen Ängste

Auch mit Blick auf ihre persönliche finanzielle Situation sind die Ukrainer im Oktober 2011 eher pessimistisch als optimistisch. Lediglich 18 Prozent der Ukrainer glauben, dass sich ihre finanzielle Zukunft in den kommenden zwölf Monaten verbessert. 22 Prozent sind der Meinung, dass sie in einem Jahr finanziell schlechter dastehen. Die Mehrheit der Ukrainer (60 Prozent) rechnet damit, dass sich für sie im kommenden Jahr nichts verändern wird.

Grafik zu DW-Trend-Fragen

Rund die Hälfte der Bevölkerung (51 Prozent) befürchtet, dass die eigenen Kinder keine sichere Zukunft in der Ukraine haben werden. Fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) sorgt sich um den Arbeitsplatz. Auch das Gesundheits- und Bildungssystem gehört zu den größten Sorgen der Ukrainer: 38 Prozent glauben, dass sich die schlechte Situation nicht verbessern wird.

Jeder Dritte (36 Prozent) fürchtet sich davor, Opfer von Korruption oder Willkür von Beamten und Polizisten zu werden. 14 Prozent haben Angst davor, dass autoritäre Tendenzen in der Ukraine zunehmen. (Mehrfachnennungen waren möglich.)

Grafik zu DW-Trend-Fragen

Jeder Fünfte der Befragten (21 Prozent) erwägt, in ein anderes Land umzuziehen. Dazu gehören neben Russland, den USA und Kanada vor allem EU-Mitgliedsländer wie Deutschland und Großbritannien. Die Befragten, die einen Umzug ins Ausland in Erwägung ziehen, wollen dort vor allem Geld verdienen. Ein großer Teil von ihnen kann sich sogar vorstellen, für immer auszuwandern.

Autoren: Bernd Johann / Sergey Govoruha
Redaktion: Markian Ostaptschuk