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Umfrage in Moskau: "Der Krim-Einsatz ist gut"

Karsten Kaminski9. März 2014

Was westliche Medien über die Krim sagen stimmt nicht, antworten viele Moskauer in einer DW-Umfrage. Nur wenige sehen den Militäreinsatz dort kritisch. Kremlnahe Politologen glauben, dass Sanktionen nicht greifen werden.

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Blick auf den Manegenplatz in Moskau (Foto: DW)
Bild: DW/K. Kaminsk

In Europa und den USA geht die Furcht um vor einem neuen Kalten Krieg. Aber eine deutliche Mehrheit der Russen, die die Deutsche Welle auf den Straßen Moskaus befragt hat, stimmt dem Militäreinsatz auf der Krim zu: "Wir finden, dass Russland seine Bürger gut verteidigt. Im Prinzip hat es gar keinen Angriff auf die Ukraine gegeben", sagt ein Jugendlicher auf dem Manegenplatz im Zentrum Moskaus. Er findet die Argumentation des Kreml logisch, dass die neue Regierung der Ukraine von Extremisten vertreten wird und Russland deshalb seine Bürger beschützen muss.

"Auf der Krim leben viele Russen, deshalb ist das unser Territorium", meint eine junge Studentin. "Dass man dort jetzt per Gesetz kein Russisch mehr lernen soll, das ist furchtbar", sagt sie. Andere gehen noch weiter: "Dieser ganze 'Maidan', das hat sich doch der Westen ausgedacht, um näher an Russland heranzurücken und es zu erdrücken."

Porträt von Dmitri Oreschkin (Foto: DW)
Politologe Oreschkin weiß, welchen Nerv Putin in Russland getroffen hatBild: DWIWinogradow

Kritische Stimmen sind selten

Nur ein Befragter mittleren Alters glaubt, dass Putins politische Entscheidung falsch ist: "Die Ukraine ist doch ein freundschaftliches Land. Und überhaupt: Krieg ist keine Lösung. Man soll einfach gut verhandeln, das bringt viel mehr." Doch die Haltung der meisten Befragten geht in eine andere Richtung: Wenn die Ukraine sich abspalten und an der EU orientieren will, dann soll Russland mit harten Mitteln handeln.

Dmitrij Oreschkin, ein kremlkritischer Politikwissenschaftler, erklärt diese Einstellung im DW-Gespräch so: "Die Russen applaudieren Putin, weil er die Stärke der russischen Seele gefördert hat. Er hat den Westen in die Schranken gewiesen. Das und all seine anderen preisenden Worte zeigt man ständig im Staatsfernsehen."

Einen Einmarsch auf der Krim streiten kremlnahe Politologen in den russischen Medien dagegen kategorisch ab. Sergei Markov, Politikwissenschaftler und Kreml-Berater, schrieb in der "Moscow Times", dass Russland nicht in der Ukraine eingreifen wolle. Moskau versuche eher, die Krise zu lösen. Dafür müsse sich die Ukraine politisch aber anders aufstellen, so Markow: "Die jetzige Regierung besteht aus vielen Extremisten. Das Land braucht eine Demokratie, die die russische Sprache und ein föderalistisches Prinzip erlaubt."

Putin, dargestellt als Hitler, bei Protesten auf dem Maidan (Foto: DW)
Hitler hier, Nationalsozialisten dort: Vergleiche mit dem 3. Reich gehen West und Ost schnell von der ZungeBild: DW/L. Grischko

Nazi-Vergleiche von allen Seiten

Deshalb sollen in seinen Augen möglichst schnell Wahlen stattfinden, bevor die Extremisten noch mehr Macht bekommen. Wenn dies nicht bald geschehe, sieht Markov keinen anderen Weg als einen Krieg zwischen der Ukraine und Russland. Die jetzige Lage in der Ukraine mit seiner neuen Regierung in Kiew vergleicht er mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in den 1930er Jahren in Deutschland. Noch am Mittwoch hatte die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton Putin mit Hitler verglichen. Sie warnte vor einer Re-Sowjetisierung.

Sorgen wegen weiterer Sanktionen des Westens macht man sich in Moskau angeblich nicht. "Eine Isolierung Russlands ist nicht möglich, weil Russland ein wichtiger Faktor in der Weltpolitik geworden ist, ohne den vor allem die Weltwirtschaft nicht aus ihrer Krise kommt", sagt Alexej Muchin, ein Politologe, der ebenfalls dem Kreml nahesteht. "Wie man es auch betrachtet, wir müssen zusammenarbeiten." Kreml-Kritiker Oreschkin geht davon aus, dass die russische Regierung die Sanktionen einfach hinnehmen wird, so wie schon die Kritik am Georgienkrieg 2008.