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Dänemark schickt Flüchtlinge zurück

8. September 2015

Nicht alle Flüchtlinge wollen in Deutschland bleiben. Einige überqueren die Grenze zu Dänemark, um von dort nach Schweden zu gelangen. Das passt Kopenhagen gar nicht.

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Flüchtlinge auf der Autobahn in Dänemark Richtung Schweden (Foto: rtr)
Flüchtlinge auf der Autobahn in Dänemark Richtung SchwedenBild: Reuters/Scanpix/B. Lindhardt

Dänemark hat eine erste Gruppe von Flüchtlingen nach Deutschland zurückgeschickt, von wo sie in das skandinavische Land eingereist waren. "Das sind Menschen, die kein Asyl (in Dänemark) wollen und die deshalb illegal hier sind", erklärte die Polizei. "Sie wurden abgeschoben und dürfen zwei Jahre lang nicht mehr einreisen." Demnach wurde zunächst eine Gruppe von 20 Flüchtlingen per Bus an die deutsche Grenze gebracht. Weitere würden nach der Bearbeitung der Papiere folgen.

Mehr als 800 Flüchtlinge waren seit Sonntag in Dänemark angekommen, die meisten von ihnen wollten nach Schweden weiterreisen. Nur eine Handvoll Menschen beantragte in Dänemark Asyl. Die dänischen Behörden hinderten die Flüchtlinge an der Weiterreise nach Schweden, wo alle syrischen Flüchtlinge eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Dänemark gewährt ihnen hingegen nur eine provisorische Aufenthaltserlaubnis und geringe Sozialleistungen. Außerdem dauert es in Dänemark viel länger, Familienangehörige nachzuholen.

Deutsche Polizei lässt Flüchtlinge nach Dänemark durch

Auch am Dienstag ließ die deutsche Polizei in Schleswig-Holstein erneut rund 170 Flüchtlinge nach Dänemark weiterreisen – ohne Papiere. Im Norden bleibe es bei dem Prinzip "Keine Gewalt", sagte der Leitende Polizeidirektor Joachim Gutt in Kiel. Seine eigenverantwortliche Entscheidung sei "polizei-operativ, nicht politisch" gefallen. Unterstützung erhielt er von Innenminister Stefan Studt (SPD). "Allein aus Gründen der Humanität verbietet es sich, gegenüber Menschen, die Schutz suchen, Gewalt anzuwenden", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Die Flüchtlinge stammten aus einem ICE auf dem Weg nach Kopenhagen, den die Bundespolizei am Dienstagmorgen im Lübecker Hauptbahnhof gestoppt hatte. Insgesamt befanden sich rund 200 Flüchtlinge vor allem aus Syrien, dem Irak und Afghanistan an Bord. Nur 30 von ihnen ließen sich in die Erstaufnahmeeinrichtung nach Neumünster bringen, wie es in diesem Fall rechtlich vorgeschrieben ist. Die meisten verblieben auf einem Bahnsteig und protestierten friedlich für ihre Weiterreise.

In der Folge wurde der Bahnhof laut Polizei am Vormittag zweimal kurzzeitig "als reine Vorsichtsmaßnahme" gesperrt, zwei Gleise gar bis in den frühen Abend. Via Dolmetschern sei den Flüchtlingen als Kompromiss eine vorübergehende Unterkunft auf dem Truppenübungsplatz in Putlos angeboten worden, bis ihr Status geklärt sei. 70 von ihnen willigten zunächst ein, überlegten es sich auf dem Weg aber anders. Sie fuhren dann am späten Nachmittag mit dem Ziel Kopenhagen per Zug weiter. Die übrigen 100 verließen Lübeck am Abend.

Mehr als 4000 Flüchtlinge treffen in Deutschland ein

Am Hauptbahnhof München wurden am Dienstag unterdessen rund 4300 Flüchtlinge erwartet. Mit vier Sonderzügen seien rund 2000 Menschen weitertransportiert worden nach Berlin, Celle und Düsseldorf, sagte der Regierungspräsident von Oberbayern, Christoph Hillenbrand, in München. "Es ist eine kleine Entspannung festzustellen", sagte er im Hauptbahnhof. "Es ist nichts anderes als ein erster kleiner Durchschnaufer." Vertreter aus Frankreich seien vor Ort, um rund 1000 Flüchtlinge für die Weiterfahrt nach Frankreich auszuwählen, so Hillenbrand weiter. Dafür sei aber zunächst kein Sonderzug geplant.

Seinen Angaben zufolge gibt es aber Überlegungen, künftig Züge mit Asylsuchenden direkt von Wien auf deutsche Städte zu verteilen und München dabei zu umgehen. Am 19. September beginnt in der bayerischen Landeshauptstadt das Oktoberfest.

In Ungarn erneut Flüchtlinge zu Fuß unterwegs

Auch von Ungarn aus wollten am Dienstag erneut zahlreiche Flüchtlinge über Österreich nach Deutschland weiterreisen. Hunderte von ihnen durchbrachen eine Polizeiabsperrung in der Nähe der serbischen Grenze. Männer, Frauen und Kinder machten sich zu Fuß auf in Richtung Nordosten, teils entlang einer Eisenbahnlinie. Sie gehörten zu einer Gruppe von etwa 1500 Flüchtlingen, die bei dem Grenzort Röszke im Süden Ungarns über Stunden auf ihre Registrierung gewartet hatten. Polizisten folgten den Menschen, ließen sie aber weiterziehen.

chr/ml (dpa, afp, rtr)