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Erster Ebola-Patient in Deutschland

27. August 2014

Es gilt die höchste Sicherheitsstufe. Spezialjet und Isolier-Rettungswagen sind im Einsatz, als in Hamburg der erste Ebola-Patient aus Westafrika eintrifft.

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Isolierstation im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Foto: dpa)
Bild: picture alliance/dpa

Ein Konvoi aus Polizei- und Rettungsfahrzeugen stand bereit, als ein an Ebola erkrankter Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Hamburg landete. Der Mann soll in der Bernhard-Nocht-Klinik am Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf (UKE) behandelt werden, wie ein Sprecher der Gesundheitsbehörde bestätigte.

Ein aufwendig umgebauter Spezialjet hatte den Patienten zum Geschäftsfliegerzentrum des Hamburger Flughafens gebracht. Dort wurde der Kranke von einem Isolierrettungswagen der Feuerwehr übernommen, der ihn ins UKE brachte. Die Klinik ist für die hohe Qualität ihrer Tropenmedizin bekannt. Daher hat die WHO den Transport ihres Mitarbeiters nach Hamburg veranlasst.

Erste Behandlung in Deutschland

Bisher wurde der Mann in Sierre Leone therapiert. Er ist der erste westafrikanische Ebola-Patient, der zur Behandlung nach Deutschland kommt. Bereits vor einigen Wochen war die Verlegung eines anderen Infizierten nach Hamburg im Gespräch. Dieser war zuletzt allerdings nicht mehr transportfähig und starb.

Der jetzt in Hamburg eingetroffene Schwerstkranke wird in einer abgeschirmten Station behandelt (Artikelbild). Auf solchen Sonderisolierstationen wird der Patientenbereich durch ein Schleusensystem betreten. In der äußeren Schleusenkammer kann das Personal duschen und Schutzkleidung anziehen. Über die innere Kammer kommen Ärzte und Pflegekräfte zu den Kranken. Im gesamten Bereich herrscht Unterdruck, damit Erreger nicht nach außen gelangen können.

Gulfstream-III-Jet für den Transport von hochinfektiösen Kranken (Foto: Reuters)
Gulfstream III: Umgebauter Spezialjet für den Ebola-TransportBild: Reuters

Größte Schwierigkeiten

Die sich ausweitende Ebola-Epidemie stellt die Weltgesundheitsorganisation vor enorme Probleme. Nach der Erkrankung eines ihrer Mitarbeiter musste die WHO eine Ebola-Station in Sierra Leone vorübergehend schließen.

Auch wegen mangelnder Ausrüstung haben sich viele medizinische Helfer infiziert. Bislang hätten sich mehr als 240 Ärzte, Pfleger und andere Helfer angesteckt, wovon 120 der Krankheit erlegen seien, teilte die WHO in Genf mit. Der Ebola-Mitentdecker Peter Piot warf der Organisation vor, sie sei der Epidemie zu träge begegnet; erst nach Monaten habe man auf entsprechende Warnungen reagiert.

Völlig überfordert

Für die hohe Infektionsrate unter den Helfern nannte die WHO mehrere Gründe: Oft sei die Ausstattung mit Schutzausrüstung wie Spezialkleidung, Mundschutz oder Handschuhen unzureichend. Zudem sei das Personal häufig mit der chaotischen Situation vor Ort völlig überfordert, was das Infektionsrisiko erhöhe.

Unterdessen breitet sich das Virus immer weiter aus. Nach WHO-Informationen infizierten sich mindestens 2600 Menschen mit Ebola, mehr als 1400 sind bereits gestorben. Hauptsächlich betroffen sind die Länder Liberia, Sierra Leone und Guinea. Vermutlich unabhängig von der Epidemie in Westafrika grassiert die Ebola-Seuche inzwischen auch in der Demokratischen Republik Kongo.

Gefährlichste Viren der Welt

Infografik Ebola-Fälle in West- und Zentralafrika

Das Ebola-Virus gehört zu den gefährlichsten Erregern der Welt. Es löst Fieber mit inneren Blutungen aus. In den meisten Fällen verläuft die Erkrankung tödlich. Trotz intensiver Forschung gibt es weder eine zugelassene Impfung noch ein Heilmittel. Mehrere Patienten wurden mit dem zuvor nur an Affen erprobten Mittel "Zmapp" behandelt, einige davon anscheinend erfolgreich.

Die derzeit grassierende Epidemie ist der mit Abstand größte bekannte Ausbruch der Seuche. Zu ihrer Bekämpfung sei eine "globale Partnerschaft" nötig, betonten die Vereinten Nationen in einer Mitteilung.

jj/kle (dpa, afp, rtr)