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Ebola: Steinmeier und Helfer streiten

20. September 2014

Tut Deutschland genug zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika? Unter anderen die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" meint: nein. Der Bundesaußenminister tritt den Kritikern entgegen.

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Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bei einer Pressekonferenz in seinem Hause (Foto: picture-alliance/AP Photo)
Bild: picture-alliance/AP Photo

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat Kritik zurückgewiesen, Deutschland tue zu wenig, um die Ebola-Epidemie in Westafrika zu bekämpfen. "Diese kritischen Stimmen sollten auch berücksichtigen, dass wir mit Blick auf Syrien, Nordirak, die Ostukraine sowie die Flüchtlingsströme im Libanon und Jordanien mit mehreren humanitären Großkrisen gleichzeitig konfrontiert sind", schrieb der Außenminister in einem Beitrag für die Zeitung "Welt am Sonntag". Deutschland werde seine Hilfen zur Bekämpfung der Epidemie im Rahmen einer "globalen Verantwortungsgemeinschaft" ausbauen, versicherte Steinmeier.

Kritik: Kein Zeitplan für Aufstockung der Hilfen

Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" hatte der Bundesregierung vorgeworfen, nicht genug zur Bekämpfung der Ebola-Seuche zu leisten. So sei zum Beispiel der angekündigte Transport einer Krankenstation in das Krisengebiet ohne zugehöriges Personal wirkungslos, hieß es. Der Vorstandsvorsitzende von "Ärzte ohne Grenzen", Tankred Stöbe, legte inzwischen im Radiosender NDR Info nach und erklärte, das Verhalten der Bundesregierung sei beschämend. Die Situation in den betroffenen westafrikanischen Staaten sei unerträglich geworden, trotzdem werde nach wie vor kein Zeitplan erkennbar, was die Aufstockung der Hilfen angehe. Stöbe erneuerte im NDR die Kritik seiner Organisation, dass die Pläne der Regierung zu wenig medizinisches Personal vorsähen. "Die reichen Staaten, und zu denen gehört Deutschland an vorderster Stelle, müssen fertig ausgebildete Mediziner mit Krankenstationen dort hinschicken", forderte Stöbe.

Der Vorstandsvorsitzende von "Ärzte ohne Grenzen", Tankred Stöbe (Foto: Ärzte ohne Grenzen)
Tankred Stöbe von "Ärzte ohne Grenzen"Bild: Ärzte ohne Grenzen

Deutschland und Frankreich hatten am Freitag die Einrichtung einer Luftbrücke für die westafrikanischen Seuchengebiete angekündigt. In der senegalesischen Hauptstadt Dakar soll demnach binnen zwei Wochen ein Stützpunkt aufgebaut werden, von dem Bundeswehr-Maschinen die besonders betroffenen Staaten Liberia, Guinea und Sierra Leone anfliegen sollen. Die Bundeswehr will bis zu hundert Soldaten und vier Transall-Flugzeuge dorthin entsenden.

Zudem will die Bundesregierung das Deutsche Rote Kreuz finanziell und logistisch beim Aufbau eines mobilen Krankenhauses mit mehr als 200 Betten und zwei Basisgesundheitsstationen in der Region unterstützen. Die Bundeswehr sei zudem bereit, eine Krankenstation für bis zu 50 Patienten in die Region zu transportieren und bei Bedarf auch beim Aufbau zu helfen, hieß es am Freitag nach einer Staatssekretärsrunde in Berlin. Von französischer Seite soll ein Behandlungszentrum mit ebenso vielen Betten nach Guinea gebracht werden.

Indien-Afrika-Gipfel verschoben

Bislang sind in den drei am stärksten betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone mehr als 2.600 Menschen an Ebola gestorben, rund 5500 sind infiziert. Die Weltgesundheitsorganisation WHO befürchtet jedoch, dass die tatsächlichen Opferzahlen weit höher liegen.

Die indische Regierung verschob derweil wegen der Ebola-Epidemie den dritten Indien-Afrika-Gipfel. Das für den 4. Dezember geplante Wirtschaftsforum mit rund 1000 Delegierten - darunter Minister, Regierungsvertreter und Wirtschaftsführer - werde in Absprache mit der Afrikanischen Union (AU) auf das Jahr 2015 verschoben, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Neu Delhi. Das Gipfeltreffen sei angesichts der Richtlinien für die öffentliche Gesundheit "logistisch" schwer zu bewerkstelligen.

sti/haz (afp, epd)