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Elektromobilität

15. Oktober 2009

Die weltweit erste Fachmesse für Elektromobilität hat in München viele Besucher angezogen. Wird die eCarTec der Marktplatz für eine Zukunftsbranche?

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Craig Davis ist diesen Gesichtsausdruck der Testfahrer gewohnt. Wer auch immer aufs Gaspedal tritt staunt. Davis ist Europadirektor von Tesla, jener kalifornischen Elektromobilschmiede, die es als erste geschafft hat, ein serientaugliches Elektroauto zu bauen. Eines, das auf der eCartec jeder fahren wollte.

Impressionen von der Messe ECarTec in München 2009 (Foto: eCarTec)
Bild: eCarTec

Mehr als 1000 Fahrzeuge zum Preis von rund 100 000 Euro haben die Kalifornier bislang verkauft. 700 davon sind ausgeliefert, 22 davon nach Deutschland. Vor ein paar Wochen eröffnete Tesla seinen ersten europäischen Showroom in München. Dort kann man Autos kaufen, mit denen man eigentlich nichts machen kann, außer schnell zu beschleunigen.

Viel zuviel Gewicht

Impressionen von der Messe ECarTec in München 2009 (Foto: eCarTec)
Bild: eCarTec

3,9 Sekunden benötigt der Tesla von 0 auf 100. Stufenlos, ohne zu schalten. Bis zu 200 Stundenkilometer schafft das "höchst entwickelte Elektrofahrzeug der Welt" erläuterte Davis, während der Reporter beim beschleunigen in den Sitz gepresst wird. "Wir haben nur einen Gang und schaffen bei einer Geschwindigkeit von 100km/h eine Reichweite von 400 Kilometern". Gespeist wird der Motor aus 6831 Lithium-Ionen Akkus. Und genau da liegt dann auch das Problem der Elektrofahrzeuge. Die Batterien sind noch zu schwach. Man braucht einfach zu viele. Trotz extremer Leichtbausweise, wiegt der Tesla rund 300 Kilo mehr als der baugleiche Lotus Elise. Und einen Kofferraum gibt es auch kaum. Alles voll mit Batterien.

Quantensprünge

Genau hier soll die Messe eCarTec helfen. Neben den Fahrzeugherstellern und einigen Energieversorgern waren auch namhafte Batteriehersteller auf der Messe. "Elektroautos mit sieben- oder achttausend Batterien sind kein brauchbares Konzept", erklärte Armin Weiland, Aufsichtsrat vom Schweizer Batterieproduzenten Leclanchè. Seine Firma hat bereits Pakete mit 400 Zellen gebaut, doch auch das ist noch zuviel. Er erwarte in den nächsten Jahren Quantensprünge. Und genau deshalb sei eine Messe wie die eCarTec richtig: "Hier kommen alle Bausteine der Elektromobilität zusammen", lobte er die Idee.

Stimmung wie in der Computerindustrie vor 25 Jahren

"Eine Atmosphäre wie auf Computermessen vor 25 Jahren", hat Bernhardt Keim von Zero Motorcycles aus Kalifornien während der Messe ausgemacht. Der Deutschlandchef der Elektrozweiradschmiede hatte eine Aufbruchstimmung festgestellt, "wie ich sie seit Jahren nicht mehr erlebt habe“, erklärte er seine Freude.

ein Zero-Emissions-Motorrad der Marke "Zero Motorcycles" (Foto: rCarTec)
Publikumsmagnet: ein Zero-Emissions-Motorrad der Marke "Zero Motorcycles"Bild: Zero Motorcycles

Dabei bewegte sich rund um seinen Stand zeitweise gar nichts mehr. Alle wollten sich die Motorräder anschauen, die es wahlweise als Motocross oder Straßenmaschine gibt. Zwischen 40 und 70 Kilometer Reichweite schaffen die Maschinen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Dann müssen sie für rund zwei Stunden an die Steckdose. "25 Cent kostet einmal auftanken", erklärte Keim“. Und außerdem habe man "Null" Emissionen. "Deshalb ja auch der Name: Zero".

Mogelpackung

Das allerdings ist dann doch eine Mogelpackung. Denn auch wenn die Fahrzeuge selbst emissionsfrei sind, entsteht in der Regel bei der Stromproduktion CO2. Ausnahmen sind regenerative Energiequellen. "Wenn man den E.ON-Strommix nimmt, kommt man auf einen CO2-Ausstoß von 75 Gramm pro Kilometer", erklärte Josef Nelles, Sprecher des Energieriesen E.ON. Das sei aber deutlich unter den von der EU geforderten Grenzwerten von 120 Gramm und sogar nur die Hälfte eines durchschnittlichen Verbrennungsmotors, verwies der Strommanager stolz auf die Unternehmensstatistik. Und diese Werte sollen in Zukunft noch weiter sinken, denn die Energieunternehmen wollen erheblich in den Ausbau der erneuerbaren Energien investieren.

Strom nicht mehr aus der Steckdose

Impressionen von der Messe ECarTec in München 2009 (Foto: eCarTec)
Bild: eCarTec

Dafür soll der Strom dann aber nicht mehr nur aus der Steckdose kommen. "Induktives Aufladen", hieß die Messeneuheit, mit der E.ON in Zukunft die Autos tanken will. Dabei fährt man über eine auf dem Boden liegende Matte. In der Matte befindet sich eine Induktionsschleife. Das Gegenstück dazu wird am Fahrzeugunterboden angebracht. Statt durch ein Kabel, soll der Strom dann durch ein Magnetfeld quasi durch die Luft fließen. Im Moment ist das noch ein Versuch.

Experiment eCarTec

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die eCarTec genau in den Trend passte. Auch wenn noch nicht alles hundert Prozent alltagstauglich ist, waren doch viele gute Ideen zu sehen. Da gab es den Tretroller mit Sitz und Motor, den Elektroscooter oder Transportmittel wie den Segway, ein zweirädriger Roller, auf dem man im Stehen fahren kann.

Und weil die Messe für alle offen war, konnten nun auch erstmals die Endverbraucher die elektromobile Zukunft selbst erfahren. Vielleicht wirkt diese Messe ja ein wenig als Beschleuniger einer Branche, die gerade erst so richtig in Fahrt kommt. Für das nächste Jahr zumindest hat der Veranstalter die Ausstellungsfläche schon mal verdoppelt.

Autor: Khalil Thaufig

Redaktion: Henrik Böhme