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Edgar Selge im Gespräch

29. Mai 2009

Bekannt ist er als einarmiger TV-Ermittler aus der Krimi-Serie 'Polizeiruf 110'. In seinem neuesten Kinofilm 'Im nächsten Leben' spielt er einen Journalisten mit DDR-Vergangenheit.

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Edgar Selge knieend, eine Kellerluke hinunterblickend, im Kinofilm "Im nächsten Leben" Foto: Sandy Rau/Kaminski.Stiehm.Film dpa
Blick in die Vergangenheit: Edgar Selge als Reporter Wolfgang KerberBild: picture-alliance/ dpa

Edgar Selge ist auf vielen Bühnen zu Hause. Vor den Film- und Fernsehkameras bewegt er sich ebenso souverän wie auf deutschsprachigen Theaterbrettern. Der Mann ist ein echter Hingucker. Zumindest für diejenigen, die filigrane Schauspielkunst zu schätzen wissen. Seine bekannteste Rolle füllt er seit ein paar Jahren beim "Polizeiruf 110" aus: Dort spielt er den leicht verschrobenen, einarmigen Ermittler Jürgen Tauber. Zwischendurch dreht er Kinofilme, gerne auch mit jüngeren Nachwuchsregisseuren. Wie jetzt mit Marco Mittelstaedt.

Filmrolle mit realem Vorbild

Edgar Selge mit Filzhut und energischer Handbewegung (dpa)
Fernseh-, Kino- und Bühnenstar: Selge ist ein vielseitiger DarstellerBild: picture-alliance/ dpa

Die Rolle des ehemaligen DDR-Reporters Wolfgang Kerber geht auf ein reales Vorbild zurück. Der Vater des Regisseurs, Rainer Mittelstaedt, war ein bekannter Fotoreporter, der auch immer wieder im Tross von Erich Honecker reiste. Nach der Wende ging er zu einem großen, westdeutschen Boulevardblatt. Es ist diese Geschichte eines Journalisten, der für zwei höchst unterschiedliche Systeme und Presseorgane arbeitete und dabei ganz eigene deutsch-deutsche Erfahrungen machte, die den Regisseur und Sohn Marco Mittelstaedt sowie den Schauspieler Edgar Selge gereizt haben.

Der rasende Reporter Selge

Wer die Filme mit Edgar Selge kennt, der weiß auch, dass dieser Schauspieler aus jeder Rolle ein Kabinettstückchen machen kann. In Mittelstaedts Film mimt er den rasenden Reporter Wolfgang Kerber, der immer auf der Suche nach einer originellen Story in der ostdeutschen Provinz ist. Dabei hat die Zeit ihn längst überholt. Der Chef des Boulevardblatts, für das Kerber schreibt, betrachtet ihn als Auslaufmodell. Doch dieser bekommt das nur langsam mit, er verdrängt den Lauf der Zeit.

Konfrontation mit der eigenen Geschichte

Porträt Edgar Selge (AP Photo/Christof Stache)
Markantes Gesicht, markante Rollen: Bekannt ist Selge als Tatortkommissar TauberBild: AP

Er verbeißt sich in eine Story, die eigentlich gar keine ist: Im ostdeutschen Wolfen ist ein junges Mädchen verschwunden. Kerber glaubt an eine große, symbolisch aufgeladene Geschichte mit Bedeutung für Ost- und Westdeutschland. Doch das erweist sich als Sackgasse. Als er bei seinen Recherchen auch noch auf die eigene Tochter trifft, bekommt die Reise in die Provinz eine ganz persönliche Note. Der altgediente Journalist mit Ost-Vergangenheit muss sich seiner ganz eigenen, seiner ganz privaten Geschichte stellen.

Eine typisch deutsche Biografie

"Im nächsten Leben" ist das bitter-melancholische Porträt eines Wendeverlierers. Und da Edgar Selge die Hauptrolle spielt und somit den Film beherrscht, ist Mittelstaedts Psychodrama überaus sehenswert. Im Gespräch mit der Deutschen Welle interpretiert Selge seine neueste Kinorolle als eine typisch deutsche Biografie.


Autor: Jochen Kürten
Redaktion: Oliver Samson