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Eier gegen deutsche Botschaft in Ankara

3. Juni 2016

Während sich die Politik in Berlin und Ankara nach der Armenier-Resolution des Bundestages um Deeskalation bemühen, attackieren Demonstranten die deutsche Botschaft in der Türkei.

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Demonstranten vor der deutschen Botschaft in Ankara (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/U. Bektas

Am Tag nach der Annahme der Armenier-Resolution im Bundestag haben Demonstranten die deutsche Botschaft in der türkischen Hauptstadt Ankara mit Eiern beworfen. Die Eierwürfe seien eine Botschaft an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), twitterte ein Vorstandsmitglied der Lehrergewerkschaft Egitim-Sen, die zu der Demonstration aufgerufen hatte.

Empörung über Armenier-Resolution

Nach türkischen Medienberichten nahmen mehrere Dutzend Menschen an der Demonstration vor der polizeilich gesicherten Botschaft in der Innenstadt von Ankara teil (Artikelbild). Berichte über Festnahmen liegen nicht vor.

Schon am Donnerstag hatte es in Istanbul und Ankara anti-deutsche Proteste gegeben. Der Bundestag hatte am gleichen Tag fast einstimmig eine Resolution verabschiedet, in der der Massenmord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915 als Völkermord eingestuft.

Premier glättet die Wogen

Die Türkei lehnt diesen Begriff ab und reagierte empört auf den Beschluss des deutschen Parlaments. Präsident Recep Tayyip Erdogan drohte, die Resolution werde "ernste" Folgen für die deutsch-türkischen Beziehungen haben. Regierungschef Binali Yildirim äußerte sich jetzt allerdings etwas versöhnlicher. "Ungeachtet der Umstände werden wir unsere Beziehungen zu unseren Freunden und Verbündeten fortsetzen", sagte er nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Die Resolution habe allerdings "den tief verwurzelten türkisch-deutschen Beziehungen einen harten Schlag versetzt".

Der türkische Botschafter in Deutschland erwartet keinen dauerhaften Schaden für die Beziehungen beider Länder. Die Annahme der Armenier-Resolution durch den Bundestag sei eine "bedauernswerte Entscheidung, eine emotionale Entscheidung", sagte Botschafter Hüseyin Avni Karslioglu in Ankara. Die Türkei werde darauf nicht emotional, sondern "mit unserem Verstand" reagieren. "Natürlich wird die türkisch-deutsche Freundschaft und werden die tiefen Beziehungen zwischen dem deutschen und dem türkischen Volk bestehen bleiben", betonte Karslioglu. Die türkische Regierung hatte den Diplomaten nach der Abstimmung im Bundestag zu Konsultationen nach Ankara zurückgerufen.

Berlin hebt Stabilität der Beziehungen hervor

Die Bundesregierung setzt darauf, dass das Verhältnis zu Ankara keinen langfristigen Schaden nimmt. Die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei seien "so eng und so tief", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin. "Unsere Hoffnung ist, dass das jetzt nicht zu weiteren Reaktionen kommt, und wir vertrauen darauf, dass die Beziehungen so stabil sind, dass es auch nicht zu weiteren Beeinträchtigungen kommen kann."

Auch Regierungssprecher Steffen Seibert hob die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei hervor. In der Flüchtlingsfrage gebe es eine enge Zusammenarbeit im Sinne gemeinsamer Interessen. "Eine solche Art von Beziehung kann und wird auch Meinungsunterschiede aushalten", sagte Seibert.

wl/uh (dpa, afp, rtr)