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Eigentümerwechsel bei Karstadt?

13. August 2014

Der österreichische Investor René Benko steht angeblich vor einer Übernahme der angeschlagenen deutschen Warenhauskette Karstadt. Kreisen zufolge könnte eine Entscheidung noch in diesem Monat fallen.

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Karstadt Hamburg 11.07.2014
Bild: picture-alliance/dpa

Er sei von Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen "zu Hilfe gerufen worden, um Berggruen als Gesellschafter abzulösen", zitiert das österreichische Wirtschaftsmagazin "Format" am Mittwoch den Immobilien-Investor René Benko. Er sei "ziemlich sicher", Karstadt übernehmen zu können. Es gebe aber "noch keine endgültige Entscheidung".

Benko habe von Karstadt-Eigner Berggruen eine Kaufoption erhalten, über die er bis Ende des Monats entscheiden könne, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Laut der Boulevardzeitung "Bild" sollen beide Seiten sogar unmittelbar vor einer Einigung stehen.

Es ist nicht das erste Mal, dass über einen Kauf durch Benko spekuliert wird. Als im Juli die damalige Karstadt-Chefin Eva-Lotta Sjösted überraschend kündigte, war ebenfalls von einem bevorstehenden Eigentümerwechsel die Rede.

Kein Unbekannter

René Benko ist im deutschen Einzelhandel kein Unbekannter. Seine Finanzgruppe Signa Holding besitzt bereits die Mehrheit an den Filetstücken der Warenhauskette und zahlreiche Karstadt-Immobilien.

Ende 2012 hatte Benko das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe und 16 weitere Karstadt-Immobilien für mehr als 1,1 Milliarden Euro gekauft. Im Herbst 2013 übernahm er auch 75,1 Prozent der Anteile an Karstadt Sport und der Karstadt-Premium-Gruppe - zu ihr gehören die Luxuskaufhäuser Oberpollinger in München und Alsterhaus in Hamburg. Benko zahlte dafür 300 Millionen Euro.

Der deutsche-amerikanische Investor Nicolas Berggruen kontrolliert seitdem nur noch die Mehrheit am operativen Stammgeschäft um die verbliebenen mehr als 80 Warenhäuser. Für diesen Unternehmensteil soll Benko den Berichten zufolge nun eine Kaufoption haben.

Die Warenhauskette Karstadt blickt auf eine 133-jährige Geschichte zurück. Anfang des Jahrtausends geriet das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten und kämpfte mit Verlusten und sinkenden Umsätzen.

Der Milliardär Berggruen hatte Karstadt 2010 für den symbolischen Preis von einem Euro aus der Insolvenz übernommen. Damals war er von Politikern und Arbeitnehmern als Retter gefeiert worden. Allerdings ist es ihm seitdem nicht gelungen, Karstadt auf Kurs zu bringen.

Kritik an Berggruen

Die Gewerkschaft Verdi hatte von Berggruen immer wieder Investitionen und ein tragfähiges Konzept für die Zukunft gefordert. Die Belegschaft habe Einsparungen mitgetragen, Berggruen habe dagegen "so gut wie nichts" investiert, hatte ihm Stefanie Nutzenberger, im Verdi-Bundesvorstand zuständig für den Handel, vorgeworfen.

Karstadt Nicolas Berggruen
Hat Karstadt-Probleme überschätzt: Nicolas BerggruenBild: picture-alliance/dpa

Zu einer Übernahme durch Benko wollte sich eine Verdi-Sprecherin am Mittwoch nicht äußern. Berggruen selbst hatte mehrfach eingeräumt, er habe die Probleme bei Karstadt unterschätzt.

Der österreichische Investor René Benko gilt als gut vernetzt in Wirtschaft und Politik. Im Beirat seiner Firma Signa finden sich Prominente wie Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und der frühere österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer.

Ende 2012 wurde Benko vom Landesgericht Wien in einem Korruptionsprozess zu einer einjährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Der Oberste Gerichtshof in Wien hatte das Urteil jüngst bestätigt.

bea/qu (rtr, afp)