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Ein Autohändler, viele Marken

5. Februar 2002

Die EU-Kommission hat am Dienstag ihren Vorschlag für neue Regeln zum europäischen Autovertrieb verabschiedet. Händler sollen es künftig einfacher haben, in der gesamten EU für ihre Angebote zu werben.

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Werden Autos billiger?Bild: AP

Händler sollen auch leichter Niederlassungen im In- und Ausland eröffnen. Damit wird das bisher bestehende System des Gebietsschutzes faktisch aufgehoben. Die neuen Vorschriften, die noch vor der Sommerpause endgültig angenommen werden sollen, sollen im Sinne der Kunden für mehr Wettbewerb in der Branche sorgen. Durch die Änderungen könnten Verbraucher in der EU künftig Neuwagen zu den günstigsten Preisen kaufen, versprach Wettbewerbskommissar Mario Monti.

Autohäuser dürfen nach den wahrscheinlich spätestens ab 1. Oktober 2003 anzuwendenden Vorschriften mehr als nur eine Auto-Marke anbieten. Erlaubt werden soll ihnen, Wagen europaweit abzusetzen und dafür beispielsweise auch per Internet zu werben. Freie Werkstätten sollen mehr Rechte gegenüber den Autoherstellern bekommen sowie freien Zugang zu Original-Ersatzteilen, aber auch zu technischen Informationen.

Künftig billige Autos?

Ob mit diesen Änderungen aber auch tatsächlich billiger werden, bleibt abzuwarten. Die Automobilwirtschaft geht davon aus, dass zunächst mit der vermehrten Konkurrenz ein großes Händlersterben einsetzt werde. Und die rentablen Marken, wie Porsche, BMW oder Mercedes haben bereits jetzt europaweit relativ einheitliche Preise. Große Unterschiede gibt es vor allem bei Opel, Fiat oder Ford - und deren wirtschaftliche Lage ist nicht so rosig, als dass sie ihre Autos auf dem jeweils niedrigsten Preisniveau anbieten könnten.

Was ist die Gruppenfreistellungsverordnung?

Bislang galt ein Wortungetüm mit Namen Gruppenfreistellungsverordnung. Damit wurde nach Schaffung des Binnenmarkts der freie Wettbewerb für Autos 1985 wieder eingeschränkt. Damals hatte sich die EU-Kommission in Brüssel den Argumenten der Autolobby gebeugt, dass es sich bei Autos nicht um eine Ware wie Waschpulver oder Kaffee handele. Autos müssten vielmehr vor dem harten Wettbewerb geschützt werden. Nur exklusive Händlernetze garantierten beispielsweise, dass ein Auto perfekt gewartet werde, und damit die Sicherheit habe, die im Autoverkehr überlebensnotwendig sei, beteuerten die Interessenvertreter der Autohersteller. Außerdem hätte eine Freigabe des Wettbewerbs zur Folge, dass sich die Werkstätten auf dicht besiedelte Regionen konzentrierten, das flache Land werde im Wettbewerb den Kürzeren ziehen.

Bereits im September 2000 ließ die Kommission durchblicken, dass die Kartellausnahme die Erwartungen Brüssels nicht erfüllt habe. Sie fördere die Abschottung der Vertriebssysteme und sei verbraucherfeindlich, hieß es in einem Bericht der Wettbewerbsbehörde. Auch die zum Teil dramatischen Preisunterschiede für ein und dasselbe Auto-Modell innerhalb der Europäischen Union sehen die Wettbewerbshüter als eine Folge der bisher gültigen Privilegien für die Konzerne. (im)