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Klunker als Anlage

Markus Reher21. Oktober 2008

"Diamonds are forever" - an diesen Bond-Film erinnern sich dieser Tage offenbar nicht wenige Russen: Wegen der Finanzkrise grassiert in Moskau das Diamantenfieber.

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Bild: DW

Staatsführung und Staatsfernsehen verkünden weiter, man habe die Krise im Griff. Alles sei hierzulande bei weitem nicht so schlimm wie im Westen, und die Reserven des Staates reichten aus. Man könne und werde, aber da sei Gott vor, auch in Zukunft stützend eingreifen, sollte es doch weiter bergab gehen, verkündete an diesem Dienstag (21.10.2008) erst wieder Präsident Dmitri Medwedew. Und jüngste Umfragen zeigen: Gut die Hälfte der Bevölkerung vertraut dem Kreml. Die andere Hälfte aber eben nicht.

Hamsterkäufe an den Wechselstuben

Schon ist von Hamsterkäufen an den Wechselstuben die Rede. Bürger tauschten ihre in den Abgrund rollenden Rubel gegen harte US-Dollar, melden Boulevardblätter. Doch Schlangen vor den Valutahändlern der Stadt, wie beim großen Crash 1998, als Russland pleite war, bilden sich noch nicht.

Gleichwohl denken viele Russen nach, wohin mit ihrem Geld, sofern sie noch welches haben. Für von Kreditinstituten ihres Vertrauens empfohlene Investitionen in Luxusimmobilien reicht es selbst bei vielen Oligarchen nicht mehr. Doch die Schmuckhändler der Hauptstadt melden derzeit Hochkonjunktur.

Hilfe für bisnessmeni

Offenbar besinnt sich so mancher auf ewige Werte: "Diamonds are forever"! Brillis, Goldgeschmeide und andere Klunker gehen derzeit weg wie warme Semmeln. Der Herbst sei eigentlich für den Edel-Schmuckmarkt eine depressive Zeit, sind sich Moskaus Juweliere einig. Doch in diesem Jahr staunen sie über Umsatzzuwächse von bis zu "70 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum", sagt Denis Adamskij, Chef der Moskauer Juwelierfabrik.

Der russische Staat hat schon jetzt tief in die Taschen gegriffen, um die abstürzenden Börsen, Banken und ihm liebe "bisnessmeni" vor dem ewigen Fegefeuer der Finanzmärkte zu retten. Geld und Gold versprochen - aus dem Wohlfahrts- und aus dem Reservefonds. Was kommt als nächstes? Im Kreml lagert noch eine "Reserve": der berühmte Diamantenschatz der Zaren. Er gilt als weltgrößte Diamantensammlung überhaupt und Moskau verlöre, "ne daj bog", da sei Gott vor, um den derzeitigen Kremlherrn Medwedew zu zitieren, mehr als eine brillante Touristenattraktion.