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Ein Erfolg mit Abstrichen

Peter Philipp6. März 2005

Deutsche Politik und Produkte haben nach der Schröder-Reise wieder Hochkonjunktur in den schwerreichen Golfstaaten. Den Scheichs, die Lieferung von Spürpanzern zuzusagen, war jedoch blauäugig, meint Peter Philipp.

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Peter Philipp

Der Bundeskanzler kehrte zufrieden von seiner siebentägigen Reise durch die Arabische Halbinsel zurück: In sieben verschiedenen Staaten schlug Gerhard Schröder offene Freundschaft entgegen, und er konnte an die die traditionell engen und guten Beziehungen zu Deutschland und den Deutschen anknüpfen. Mehr aber noch: Es wurden Wirtschaftsverträge mit Milliarden-Volumen unterzeichnet.

Das Interesse der deutschen Wirtschaft, mit dem Kanzler durch Arabien zu ziehen, war so groß, dass man die Delegation in mehrere Gruppen aufteilen musste. Der Grund für das starke Interesse lag sicher nicht in den Reizen des Orients, sondern in einer ebenso einfachen wie plausiblen Formel: Die arabischen Erdölstaaten "schwimmen gegenwärtig im Geld" und da bietet sich deutsches Wirtschaftsengagement doch an.

Vergessen die Jahre, als deutsche Waren und deutsche Dienstleistungen selbst den Saudis zu teuer zu werden begannen und man sich im Königreich lieber in Korea oder anderen asiatischen Staaten umsah. Die "goldenen Jahre" der deutschen Wirtschaft in Arabien schienen endgültig vorbei, als auch die Scheichs begannen, ihre Petrodollar zu zählen. Und abrupt ließ da auch das Interesse der deutschen Wirtschaft an diesen Staaten nach: Wo nichts zu holen war, bedeutete auch die alte Freundschaft nichts mehr.

Steigende Ölpreise aber haben die Dinge in letzter Zeit verändert. Und es kommt wachsendes Misstrauen gegenüber den klassischen Paten der Region hinzu - das sind die USA und Großbritannien. Nicht nur wegen des Irakkrieges, sondern - bei den USA - wegen ihrer mehr als unterkühlten Haltung seit dem 11. September 2001. Und bei den Briten, weil sie eben historisch immer schon koloniale Machtpolitik in der Region betrieben haben.

Da kommt ein deutscher Bundeskanzer gerade gelegen: Keine territorialen Interessen in der Region, keine Beteiligung am Irakkrieg und dann eine Wirtschaft, deren Produkte in der Arabischen Welt immer noch einen äußerst guten Ruf haben. Und die man gut gebrauchen kann, wenn man die eigene Wirtschaft diversifizieren und größere Unabhängigkeit vom Erdöl schaffen will.

Für dieses Ziel waren die Gastgeber auch bereit, bei den Angereisten Appetit nach mehr zu erzeugen: Etwa mit der Idee eines Transrapids, der die Vereinigten Arabischen Emirate und Oman verbinden könnte. So, als wäre der Verkehr entlang dem Persischen Golf so stark, dass er eine solche Lösung bräuchte. Wahrscheinlich waren das nur freundliche Worte ohne Folgen, denn aufs Geld schaut man auch weiterhin am Golf.

Und von deutscher Seite war es vielleicht ziemlich blauäugig, die Lieferung von "Fuchs-Spürpanzern" in Aussicht zu stellen: Noch gibt es klare Waffen-Exportbestimmungen. Und noch gilt die Region als Spannungsgebiet - in das Deutschland auf eigenen Beschluß eben keine Waffen liefern darf.

Die Zufriedenheit des Kanzlers ist dennoch angebracht - wenn auch mit einigen Abstrichen: Deutschland und die deutsche Wirtschaft sind nach Arabien zurückgekehrt. Und wenn die Zahl der Arbeitslosen daheim auch nur unmaßgeblich verringert werden dürfte, so hat Schröder doch wieder "etwas in Gang gebracht."