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Moderner Strick-Look

2. April 2009

Wollbommeln und knallblaue Hotpants: Kontrastreich und provokativ will Österreichs Nachwuchsdesignerin Christina Berger die Modeszene in Österreich bereichern. Sie hat bereits mehrere Kollektionen entworfen.

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Eine junge Frau steht vor einem Poster mit schneebedeckten Bergen und nackten Frauenhintern (Foto: Nina Funke-Kaiser)
Christina Berger will den Modemarkt erobernBild: Nina Funke-Kaiser

Ein helles Zimmer in einer Altbauwohnung im Norden Wiens. An der Wand hängt ein großes Poster, das ein Sonnen beschienenes Alpenpanorama zeigt. Daneben zeigen Bilder nackte Frauen, Brüste und Hintern. Ein krasser Gegensatz - genau wie Christina Bergers Mode-Entwürfe. "Meistens sind es übersteigerte Frauenbilder, die ich einzubauen versuche", beschreibt die Nachwuchsdesignerin ihre Arbeit. Ihre letzte Kollektion sei von der dänischen Schauspielerin Brigitte Nielsen, die im Jahr 2008 sowohl ihren Drogen-Entzug als auch eine Schönheitsoperation im Fernsehen übertragen ließ, inspiriert worden. Diese aktuelle Inspiration kombiniere sie dann mit traditionellen Themen.

Erst Kunst, dann Kohle

Der Kopf eines Models mit einer Strickmütze mit Bommeln (Foto: Nina Funke-Kaiser)
Die Strickbommeln werden von echten Wienerinnen produziertBild: Sonny Vandevedle

"Heidi was a Serial Killer" hieß die letzte Sommerkollektion der Modedesign-Studentin Christina Berger. Auch ihre Entwürfe sind gewagt: Knallblaue Hotpants, hautenge Plastikröcke und glänzende Leggins. Geblümte Kappen mit Wollbommeln oder Jeansanzüge, deren Muster wie eine Holzmaserung aussehen. Kombiniert werden sie mit Strick, Christina Bergers Lieblingsmaterial: mit dicken, rustikalen Wollsocken, einer überdimensionalen Oma-Strickjacke oder auch mit einem grünen Woll-Ganzkörperanzug für Männer.

Ihr großes Vorbild ist die britische Designerin Vivienne Westwood - ebenfalls bekannt für ausgefallene und provokante Kleidung.

Christina Berger sitzt an einem großen Zeichentisch in der Mitte des Zimmers und trinkt Kaffee aus einer Tasse mit Prinzessin-Diana-Konterfei. Die Prinzessin von Wales dient als Inspiration für die nächste Kollektion. Bergers Wohnung ist gleichzeitig auch ihr Atelier - etwas anderes kann sich die 29-Jährige im Augenblick nicht leisten. Sie lebt nicht ausschließlich von der Mode, sondern hat einen weiteren Job. "Mittlerweile nur noch einen, davor waren es vier, um das Ganze zu finanzieren", erzählt sie. "Aber ich renne halt einem Traum hinterher. Es ist schon ok so, aber es wäre schön, wenn ich mal davon leben könnte", meint die junge Modedesignerin.

Unstetes Modeleben

Ein Mann steht in einer grünen Woll-Latzhose vor der Kamera und streckt die Arme aus (Foto: Nina Funke-Kaiser)
Außergewöhnlich: ein grüner Ganzkörperanzug für MännerBild: Sonny Vandevedle

Die schlanke Frau mit den raspelkurzen, wasserstoffblond gefärbten Haaren weiß, was sie will. Bereits während des Modedesign-Studiums erhielt sie ein Stipendium für ihre erste Kollektion. Mit den 6000 Euro Fördergeld ging sie nach Paris. Dort wurde tatsächlich ein Laden aus Berlin auf ihre Kollektion "Du hochlandwilde scheue Maid" aufmerksam und kaufte ihre Entwürfe. Seitdem überlegt die Designerin immer wieder, ob sie in die deutsche Hauptstadt ziehen soll. Sie findet, ihre Mode passt zu Berlin. Im Januar 2009 veranstaltete sie dort auch ihre erste Modenschau, zu der 100 Leute kamen.

Aber das Modegeschäft ist ein stetiges Auf und Ab, gerade für Nachwuchsdesigner. Das wurde Christina Berger bei der letzten Pariser Fashion Week klar. Da hätte es keine Besucher gegeben, kein Mensch sei in den Show Room gekommen, sagt sie. "Ein fürchterliches Gefühl, weil die nächste Kollektion immer stark davon abhängt, was man in der letzten Saison verkauft hat", stellt Berger fest.

Kunst statt Kohle

Neben dem Wort "geil" hängen viele Fotos (Foto: Nina Funke-Kaiser)
Christina Berger findet auch hier InspirationBild: Nina Funke-Kaiser

Aller Unsicherheit zum Trotz: Christina Berger hält durch - aus gutem Grund. Wenn sie jetzt aufgebe, sei sie weg vom Fenster, erklärt sie. Außerdem bekomme sie auch viel positives Feedback und in Berlin verkaufen sich ihre Entwürfe trotz Krise gut. Pro Jahr entwirft sie zwei Kollektionen, wie jeder große Designer auch. Fürs Studium bleibt Christina Berger da keine Zeit mehr. Schaffenskrisen? Bisher zum Glück ein Fremdwort, meint sie und betrachtet ihre Pinnwand. Dort hängen Bilder von Prinzessin Diana und "Wonderwoman". In großen, schwarzen Lettern steht in einer Ecke das Wort "geil". Für Christina Berger lauter Ideen für neue Entwürfe.


Autorin: Nina Funke-Kaiser

Redaktion: Mareike Röwekamp