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Pflanzensamen für alle

17. Juli 2009

Ein Viertel aller Pflanzenarten droht weltweit auszusterben. Mit einer Tauschbörse für Samen von lokalen Pflanzen wollen einige Griechen die Artenvielfalt in ihrem Land erhalten.

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An einem Stand steht ein Mann und sucht Pflanensamen aus (Foto: Alkyone Karamanolis)
Die Auswahl auf der Börse ist großBild: Alkyone Karamanolis

Spyros Panagiotiakis ist begeistert. An einem Stand vor ihm stehen Kisten mit unzähligen kleinen Papiertütchen, in denen Pflanzensamen sind: für schwarze Tomaten, gelbe Wassermelonen, gelbe Bohnen und schlanke Auberginen. Das hier sei so etwas wie der Garten Eden, sagt der junge Kreter. "Die Natur schenkt uns diese Pflanzen großzügig. Diesen Reichtum müssen wir unbedingt erhalten."

Alljährliche Tauschbörse

Tüten mit Samen stehen auf einem Tisch (Foto: Alkyone Karamanolis)
Gelbe Wassermelonen, besondere Bohnen - auch erfahrene Gärtner finden hier immer wieder SchätzeBild: Alkyone Karamanolis

Jedes Jahr findet in Zentralgriechenland eine große Börse statt, auf der einheimische Pflanzensamen getauscht werden. Der Verein "Pelitis", der sich für den Erhalt der Artenvielfalt einsetzt, organisiert diese Börse. Eigentlich gehört Griechenland zu den Ländern Europas mit der größten Biodiversität: Hier ist die Artenvielfalt besonders groß. Dennoch verschwinden auch in Griechenland laufend Tier- und Pflanzensippen. Viele sind unwiederbringlich verloren.

Der größte Schaden ist in den 1960er-Jahren entstanden: Damals hätten die Landwirte begonnen, Hochleistungssaatgut zu verwenden und die lokalen Pflanzensamen zu vernachlässigen, erklärt der Agrarwissenschaftler Giorgos Daoutopoulos. "Heute dagegen kämpfen wir für den Erhalt der lokalen Artenvielfalt." Denn wenn große Anbauflächen mit immer derselben Sorte bepflanzt würden und diese Sorte würde von einer Krankheit befallen, würde das den Verlust der gesamten Ernte bedeuten.

Interessiertes Publikum

Auf einer Wiese sitzen Menschen (Foto: Alkyone Karamanolis)
Die Tauschbörse ist auch ein VolksfestBild: Alkyone Karamanolis

Viele Besucher der Tauschbörse sind mit ihren Kindern gekommen. Sie wolle ihre Kinder gesünder ernähren, sagt eine Mutter aus Thessaloniki. Ihr Partner erinnert sich an seine Jugend und was er heute vermisst: "Als ich klein war, hat es im ganzen Haus geduftet, wenn wir eine Tomate aufgeschnitten haben. Heute gibt es das nicht mehr. Selbst wenn wir schmackhafte Tomaten finden, riechen sie nach nichts."

Der Kreter Spyros Panagiotakis sucht inzwischen nach einer besonderen Erbsenart. Er hat schon einen ganzen Packen Papiertütchen mit Samen gesammelt. Das seien richtige Schätze, sagt er. Ihre Pflanzen würden sich reproduzieren – im Gegensatz zu den einjährigen Hybridsamen aus dem Handel, die einen von großen Herstellern abhängig machten. Da müsse man sich jedes Jahr neues Saatgut kaufen, sagt er.

Überraschungen aus der Natur

Ein älterer Herr mit einem Beutel steht an einem Stand (Foto: Alkyone Karamanolis)
Stelios Mihelakis geht einmal im Jahr auf die Jagd nach Samen und SetzlingenBild: Alkyone Karamanolis

Eine Tasche voller Hoffnungen trage er nach Hause, sagt Stelios Mihelakis. Fava-Bohnen habe er gefunden, Tomatensamen und widerstandsfähige Kichererbsen von der Kykladeninsel Amorgos.

Die Natur ist so vielfältig, dass auch Stammgäste der Tauschbörse immer wieder neue Entdeckungen machen. "Diese Bohnen hat mir eine 90-jährige Bäuerin aus einem kretischen Bergdorf gegeben. Keiner kennt diese Pflanze", erzählt der Kreter Spyros Panagiotakis. Also habe er die Bohnen an so viele Menschen wie möglich verteilt. "Sollte meinen Pflanzen etwas passieren, wird es diese Sorte trotzdem weiter geben." Und das ist für ihn das Wichtigste.


Autorin: Alkyone Karamanolis
Redaktion: Julia Kuckelkorn