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Ein halber Geburtstag

2. Juli 2002

Seit sechs Monaten haben die Verbraucher zwischen Helsinki und Lissabon den Euro im Geldbeutel. Während sich Deutschland über den "Teuro" erregt, wächst im euroskeptischen Schweden und in Dänemark die Zustimmung.

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Starter-Kit zur Euro-Einführung am 1.1.2002Bild: AP

Das Euro-Bargeld wird ein halbes Jahr alt. Pünktlich zum Stichtag zeigt sich die Währung von ihrer Sonnenseite und bewegt sich auf die Parität zum Dollar zu. Und auch für Europa-Reisende gibt es ein kleines Geschenk: Seit dem 1. Juli 2002 dürfen europäische Banken für Abhebungen und Kartenzahlungen im Ausland keine höheren Gebühren verlangen als im Heimatland des jeweiligen Kontobesitzers.

Deutschland debattiert über den "Teuro"

Die deutschen Verbraucher stehen der Währung ein halbes Jahr nach ihrer Einführung misstrauisch gegenüber - und die Boulevardpresse schimpft auf den "Teuro". Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Emnid zu sechs Monaten Euro-Bargeld finden nur noch 46 Prozent der Befragten in Deutschland die Währung gut. Im Januar 2002 waren es noch 69 Prozent. Grund für die schlechte Stimmung sei das Image der neuen Währung als Preistreiber im Handel und in der Gastronomie.

Vertrauen in die Währung wächst

Während sich die Deutschen über den "Teuro" erregen, wird der Euro europaweit als stabile Währung angesehen. Nach dem "Eurobarometer", einer EU-weit durchgeführten Umfrage, stieg das Vertrauen in den Euro im Vergleich zum Herbst 2001 von 61 auf 67 Prozent.

Dabei ist die Akzeptanz in den Euroländern höher als in den EU-Ländern, die sich bisher Euro-abstinent zeigten. An der Spitze liegt Luxemburg mit 91 Prozent Zustimmung, gefolgt von Italien mit 87 Prozent und Belgien mit 82 Prozent. Deutschland und Frankreich liegen mit jeweils 67 Prozent am unteren Ende der Skala; Schlusslicht ist Finnland mit 65 Prozent Akzeptanz.

England führt Euroskeptiker an

Selbst in den euroskeptischen Ländern Schweden und Dänemark glaubt inzwischen eine Mehrheit an die Verlässlichkeit des Euro. Nur Großbritannien zeigt sich als Insel im Meer der Euro-Freunde: Hier lehnen 51 Prozent der Bevölkerung den Euro ab, während sich nur 31 Prozent für die Einheitswährung erwärmen können.

Wann die Euro-Abstinenzler Dänemark, Schweden und Großbritannien der Währungsunion beitreten, bleibt ungewiss. In Schweden könnte 2003 eine Volksabstimmung über den Euro stattfinden. Bei positivem Verlauf könnte der Beitritt zur Eurozone Anfang 2005 erfolgen. Die britische Regierung lässt sich Zeit damit, die makroökonomischen Kriterien für den Beitritt zu prüfen, wohl auch, um den Bürgern Bedenkzeit einzuräumen. Das letzte Wort hat dann das britische Wahlvolk - mit ungewissem Ausgang. Die Dänen lehnten den Euro bereits zweimal in einer Volksabstimmung ab.

Euro als Werbung für die EU?

Der erfolgreiche Kraftakt der Bargeld-Einführung und der Ruf des Euro als stabile Währung haben dem Image der EU selbst wenig genutzt: Umfragen verzeichnen eine sinkende Zustimmung der Bürger zur Europäischen Union. Das Vertrauen in die europäische Währung werde sich aber durch den steigenden Außenwert des Euro erhöhen, sagte Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Seine Prognose: Der Euro werde schon bald so etabliert sein wie der Dollar.(jf)