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Ein Katalog der Eindringlinge

Brigitte Osterath
25. Januar 2018

Analog zur Liste der bedrohten Tierarten gibt es jetzt eine Datenbank für alle Spezies, die sich unerwünscht in fremden Gefilden niedergelassen haben. Alleine in Deutschland listet das Verzeichnis 2245 eingeführte Arten.

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Amerikanischer Ochsenfrosch
Bild: picture-alliance/dpa/WILDLIFE/D.Harms

Ziegen auf Galapagos, Grauhörnchen in England, Palmen-Nashornkäfer auf Hawaii – invasive Tier- und Pflanzenarten können schlimmen Schaden einrichten. Ohne natürliche Feinde vermehren sie sich in der neuen Heimat ungehemmt und verdrängen einheimische Arten. So fraßen eingeführte Ziegen den Riesenschildkröten auf Galapagos die Pflanzen weg und brachte sie an den Rand des Aussterbens. Grauhörnchen verdrängten die roten Eichhörnchen auf den britischen Inseln und der Palmen-Nashornkäfer frisst ungezügelt an den Palmen der Pazifikinseln – bis die Strände irgendwann ganz kahl sind.

Nicht jede fremde, eingeführte Art muss allerdings invasiv sein, möglicherweise füllt sie auch eine bisher ungenutzte ökologische Nische aus. Aber die Gefahr, dass sie schädlich wird, besteht immer.

Sortiert und kartiert

Wissenschaftler aus Neuseeland, Italien und Dänemark haben jetzt ein Online-Verzeichnis erstellt, das alle bisher erfassten eingeführten und invasiven Arten listet: das Global Register of Introduced and Invasive Species (GRIIS). Der Benutzer kann nach bestimmten Ländern filtern, nach Tieren, Pflanzen, Pilzen oder Einzellern und ob die Art bereits einen Schaden angerichtet hat oder nicht. Die Forscher haben eine Checkliste erstellt, nach der die Länder die erfassten Arten bewerten sollen – so wollen sie einen faktenbasierten Standard für die Einordnung solcher Arten etablieren, um sie länderübergreifend vergleichen zu können.

Grauhörnchen
Grauhörnchen aus Amerika haben das europäische Eichhörnchen auf den britischen Inseln größtenteils verdrängtBild: picture alliance / Hinrich Bäsemann

"Menschen führen seit Jahrhunderten Arten in andere Länder ein – ob nun absichtlich oder unabsichtlich", schreiben die Autoren in ihrer begleitenden Studie. Im letzten Jahrhundert allerdings sei das Bewusstsein dafür gewachsen, dass diese "biologische Invasion" unbeabsichtigte und zum Teil ernste Folgen haben könne. Die neu eingerichtete Datenbank solle dabei helfen, eingeschleppte Arten weltweit im Blick zu behalten.

Zwar existiert bereits eine ähnliche Datenbank der Weltnaturschutzunion, die Global Invasive Species Database. Sie hat über Jahrzehnte Daten zu invasiven Arten gesammelt, allerdings eher empirisch und nicht nach strengen, länderübergreifenden Kriterien, erklärt Erstautorin Shyama Pagad von der Universität Auckland gegenüber der Deutschen Welle.

Von Hasen und Eseln

Die Daten von 20 Ländern, darunter Chile, Kuba, Südafrika und Russland haben die Forscher anhand ihrer Checkliste genauer angesehen und ausgewertet. In diesen 20 Ländern fanden sie 11.000 eingeführte Arten – ein gutes Fünftel davon hat der Artenvielfalt in ihrer neuen Heimat bereits nachweislich geschadet.

In Chile etwa ist der europäische Hase zur Plage geworden, in Kuba der afrikanische Esel. Für Deutschland listet die Datenbank 2245 eingeführte Arten, aber nur 48 invasive, darunter die chinesische Wollhandkrabbe, die Pazifische Auster und den amerikanischen Ochsenfrosch.