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Ein klares NEIN!

Das Interview führte Judith Hartl1. Februar 2009

"LOHAFEX ist ein reines Grundlagenforschungs-Experiment. Kommerzielle Eisendüngung lehnen wir ab", sagt Prof. Ulrich Bathmann, Meeresbiologe am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meersesforschung in Bremerhaven.

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Prof. Ulrich BathmannBild: Alfred-Wegener-Institut

Nach hitzigen Debatten um das Eisendüngungs-Experiment LOHAFEX im südlichen Atlantik, entschied Bundesumweltministerin Annette Schavan, dass das Projekt des Alfred-Wegener-Instituts wie geplant starten darf. Mehrere Gutachten hätten klar gezeigt, dass es keinerlei Bedenken gegen LOHAFEX gibt und dass - entgegen der Meinung einiger Naturschutzverbände - keine Gefährdung für die Umwelt besteht.

DW-WORLD.DE: Worum genau geht es bei diesem Projekt LOHAFEX?

Prof. Ulrich Bathmann, Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung: Das Experiment LOHAFEX ist Teil der Grundlagenforschung, die das Alfred-Wegener-Institut betreibt. Und zwar in zwei Bereichen: Einmal geht es um Klimamodellierung, um Klimavorhersage und zum anderen geht es um die Untersuchung der Biodiversität im Ozean. Dieses Projekt der Grundlagenforschung ist ja nicht dafür angelegt, irgendwelche Debatten über den kommerziellen Einsatz von Eisendüngung positiv oder negativ zu beeinflussen. Sondern wir haben die Absicht, wissenschaftlich solide Datengrundlagen zu erstellen, um den Entscheidungsträgern auf der bundespolitischen und auch auf der internationalen Ebene die Informationen zu liefern, die jetzt noch fehlen, um einschätzen zu können, ob eine große kommerzielle Eisendüngung der Ozeane überhaupt sinnvoll ist und welche eventuelle Folgen damit verbunden sind.

Aber sollte das Experiment funktionieren, würde das nicht Tür und Tor für eine großflächige kommerzielle Eisendüngung der Meere öffnen?

Nein. Wir werden die Ergebnisse nach wissenschaftlichen Grundlagen aufarbeiten. Dabei kann natürlich auch herauskommen, dass eine großflächige Eisendüngung überhaupt nicht sinnvoll ist. Das heißt, dann wird die Türe für die kommerziellen Unternehmen noch weiter geschlossen als sie sowieso schon zu ist.

Dem Alfred-Wegener-Institut geht es bei dem Projekt also nicht um das sogenannte Geo-Engineering, bei dem man technisch in geochemische oder biochemische Kreisläufe eingreift, um beispielsweise die Klimaerwärmung oder die Versauerung der Meere zu bremsen?

Das AWI hat sich sehr deutlich gegen ein Geo-Engineering ausgesprochen. Wir forschen nicht um der kommerziellen Düngung dort Tür und Tor zu öffnen, sondern wir versuchen die Grundlagenforschung voranzutreiben und die Daten zu erfassen, die Politiker in die Lage versetzen, eine fundierte Entscheidung über oder gegen Geo-Engineering zu treffen.

Könnte es bei ihrem Projekt LOHAFEX zu Komplikationen bei der Eisendüngung kommen – davor warnen Umweltschützer ja?

Die Größe des Experiments ist so skaliert, dass wir noch Effekte sehen im Ozean, aber diese Düngung ist deutlich kleiner als das, was auf natürlichem Weg in den Ozean eingetragen wird. Wir sehen zum Beispiel an den subantarktischen Inselgruppen der Kerguelen Planktonblüten, die zehnmal so stark sind als das, was wir tun. Und dort treten keinerlei negative Effekte im Ökosystem auf. Unser Experiment ist zeitlich und räumlich so stark eingegrenzt, dass wir die Eingabe von Eisen gerade noch messen können und wir erwarten weder negative Effekte im Ökosystem noch erwarten wir die Produktion von schädlichen Substanzen.

Schädliche Substanzen ....?

Ja, entweder giftige Algen oder giftige Gase oder so etwas. Nichts von alldem wird erwartet. Nichtsdestotrotz misst Polarstern so gut wie jeden Parameter, der sich messen lässt. Auch die Spurengase und natürlich auch die Artengemeinschaft, so dass wir ganz genau sagen können, was sich dort entwickelt. Und die Daten werden ja wöchentlich übertragen und zugänglich gemacht.