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Ein Mann, viele Ämter

17. Dezember 2001

Ein Sturz oder Rücktritt Arafats hätte ungewisse Folgen für die Lage im Nahen Osten. Es wäre völlig unklar, wer ihm nachfolgen würde. Denn Arafat hat sein Erbe nie geregelt.

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Jassir ArafatBild: AP

Arafat ist ein Mann mit vielen Ämtern: Er ist Präsident der Palästinenserbehörde, Vorsitzender der PLO und Chef der größten Fraktion innerhalb der PLO, der Fatah. Gleichzeitig ist er Verteidigungsminister, Innenminister und kommandiert alle Kräfte der PLO.

Keine klare Nachfolgeregelung

Weder hat Arafat einen Nachfolger für seine politischen Ämter bestimmt, noch gibt es eine jüngere Führungsperson, die über parteiübergreifende natürliche Autorität unter den Palästinensern verfügt. Die Intifada der letzten Monate hat eine Reihe neuer, junger Anführer nach oben gespült. Leute, die bei der palästinensischen Jugend gerade deswegen so beliebt sind, weil sei als sauber und nicht korrupt gelten und einen gradlinigen Widerstandskurs gegen die israelische Politik fahren. Demgegenüber werfen viele Palästinenser der etablierten Führung um Arafat vor, schon längst zu Kollaborateuren geworden zu sein, die immer dann, wenn sie gegen die Militanten vorgehen, den Job der Israelis machen.

Vorteil für Radikal-Islamisten?

Für die Zeit nach Arafat muss gerechnet werden, dass ein Machtkampf zwischen den verschiedenen politischen Gruppierungen ausbrechen wird. Dabei würden die verschiedenen Milizen durch immer noch blutigere Anschläge gegen die Israelis unter Beweis stellen wollen, wer die Palästinenser am kraftvollsten führen kann. Es wäre kaum verwunderlich, wenn schließlich die Radikal-Islamisten der Hamas ans Ruder kommen würden. In den letzten Monaten sind sie kontinuierlich beliebter geworden. Die Politik von Ariel Scharon und seine Zwangsmaßnahmen gegen die palästinensische Zivilbevölkerung haben der Hamas immer mehr Anhänger in die Arme getrieben. (im)