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Ein Mobbing-Opfer wehrt sich

Greta Hamann13. Februar 2015

Niemand ist weniger wert, nur weil er anders ist. Mit dieser Aussage richtete sich ein Jugendlicher zunächst nur an seine Facebook-Freunde. Mittlerweile wurde sein emotionales Video drei Millionen Mal angeschaut.

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Screenshot Facebook-Seite von Benjamin Drews - Foto: Benjamin Drews via Facebook
Bild: Facebook/Benjamin Drews

Er selbst war lange Zeit Opfer seiner eigenen Mitschüler. Aufgrund seiner "Gesichtsfülle" wurde er gehänselt, heruntergemacht und gemobbt, erzählt Benjamin Drews in einem Interview. Um auf die Situation der Opfer dieser verbalen Gewaltattacken aufmerksam zu machen, produzierte er ein Video und stellte es auf seine persönliche Facebook-Seite. Es wurde bereits drei Millionen Mal angeschaut und über 100.000 Mal geliked.

In seinem Video macht Benjamin Drews, der im echten Leben einen anderen Nachnamen hat, auf die Gefühle von Mobbing-Opfern aufmerksam. "Sie verletzen ihren Körper, da sie denken, dass sie anders sind. Sie haben Selbstmordgedanken!" So steht es auf den handgeschriebenen Zetteln, die er nacheinander in die Kamera hält.

Außerdem fordert er in seinem Video dazu auf, sich gegen Mobbing einzusetzen. "Ich erhoffe mir, dass vielleicht Leute, die schon mal jemanden gemobbt haben, auch mal sehen: Ja, vielleicht sollten wir uns ändern."

"Nur gemeinsam können wir etwas bewegen"

Viele loben den Mut und den Einsatz des Jugendlichen aus Norddeutschland. "Du hast meinen größten Respekt, denn niemand ist weniger wert, nur weil er anders ist, alles Gute für dich", schreibt ein Facebook-Nutzer beispielsweise in die Kommentare des Jungen. Doch unter den rund 900 Kommentaren finden sich auch erneute Anfeindungen gegen Benjamin Drews.

Der 19-Jährige lässt sich davon nicht herunterziehen, sagt er. Er erhält zahlreiche Nachrichten anderer Opfer, die ihm ihre Geschichte erzählen. Auf seinem Facebook-Account bedankte er sich überschwänglich bei allen Unterstützern.

Amanda Todd beging Suizid nach Mobbing

Mobbing, vor allem im Internet, ist ein wachsendes Problem unter Jugendlichen in Deutschland. Zahlreiche Initiativen - auch vonseiten des Bundesfamilienministeriums - machen darauf aufmerksam und setzen sich gegen Mobbing an Schulen und im Internet ein.

Laut dem Verein "Bündnis gegen Cybermobbing" ist einer von vier Jugendlichen in Deutschland schweren Angriffen im Netz ausgesetzt . Die hohe Aufmerksamkeit für Drews Video zeige "die Dimension dieses sozialen Problems", sagte Uwe Lees, Vorsitzender der Initiative, der DW. "Was Benjamin getan hat ist unglaublich wichtig für die Gesellschaft", so Lees weiter. "Sein Mut, diejenigen, die ihm Schmerz zugefügt haben, zu fragen: "Wie würdest Du Dich fühlen", war wichtig und notwendig." Dies sei nicht nur als Zeichen der Unterstützung für alle Opfer wichtig. Vielmehr zeige es auch denjenigen, die andere mobben, wie sehr ihr Verhalten schmerze.

Drews Video erinnert von der Machart stark an ein im Jahr 2012 veröffentlichtes Video von Amanda Todd aus Kanada. Sie erzählte ebenfalls anhand kleiner selbst geschriebener Zettel ihre Geschichte. Die damals 15-Jährige beging nach zahlreichen Mobbingattacken Suizid. Ihr Selbstmord erzeugte ein großes Medienecho - auch in Deutschland.