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Museum in 140 Zeichen

Judith Nikula31. März 2014

Ein Smartphone im Museum? Unbedingt! Sagten die Veranstalter der europaweiten MuseumWeek. Auch zwei Bonner Museen haben sich an der Aktion beteiligt und zeigten, wie Kunst durch Twitter lebendiger wird.

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Social Media Bundeskunsthalle Bonn
Bild: DW/J. Nikula

Große, weite Räume. Kunstwerke an den Wänden. In der Ecke zwei hüfthohe, weiße Säulen. Zielstrebig geht ein Besucher auf eine von ihnen zu. Sie ist mit kleinen blauen Zetteln beklebt. Der Besucher beugt sich vor, liest eine der handschriftlichen Notizen und lacht. “Das muss ich auf Twitter posten“, sagt er und macht ein Bild mit seinem Smartphone.

Smartphone, Twitter, posten – Begriffe, die man nicht gleich mit Museen in Verbindung bringt. Es geht aber auch anders: In Europa fand die erste MuseumWeek statt. Sieben Tage lang erzählten Museen auf Twitter ihre eigene Geschichte, zeigten Sammlungen und Aktionen, fragten Besucher nach ihren Museumserinnerungen. Jeder Tag thematisierte einen anderen Aspekt der jeweiligen Museumsgeschichte.

Helge David hat die Aktion nach Bonn geholt. Für die Bundeskunsthalle und das Deutsche Museum entwickelte er das Konzept: In den Ausstellungsräumen wurden blaue Post-Its verteilt. In 140 Zeichen konnten die Besucher ihre Gedanken aufschreiben. Die Klebezettel ließen somit Platz für kreative Statements, beschränkten sich dabei aber auf das Wesentliche.

Das Kunstwerk im Mittelpunkt

David sieht in solchen Aktionen einen Gewinn für Museen. Der promovierte Kunsthistoriker ist Gründer von openmuseum.de – einem Projekt, das traditionelle Darstellungstechniken durch digitale Kuration ergänzt: “Jedes Museum zeigt lediglich einen Bruchteil des Materials, das zur Verfügung steht. Smartphones bieten die Möglichkeit, die ausgestellten Inhalte zu ergänzen: mit Bildern aus dem Museumsarchiv oder Informationen zur Geschichte von Gemälden.“ Im Mittelpunkt stehe weiterhin das Kunstwerk. Digitale Inhalte sollen die Ausstellung bereichern, nicht aber überstrahlen.

Social Media Bundeskunsthalle Bonn
Die Post-it-Säule ist fast ein eigenes KunstwerkBild: DW/J. Nikula

Eine Bereicherung sind Projekte wie die MuseumWeek auch für Friederike Siebert, Koordinatorin des Rahmenprogramms der Bundeskunsthalle im Bereich Bildung und Kunstvermittlung. Mit Twitter hat das Museum bisher nur wenige Erfahrungen gesammelt: “Im Rahmen der MuseumWeek konnten wir viel ausprobieren. Wir möchten Twitter nicht nur kurzfristig nutzen, sondern die Entwicklungen der nächsten Monate verfolgen.“

Die Bundeskunsthalle wolle sich möglichst jeder Zielgruppe öffnen und Smartphones stärker in Ausstellungen integrieren. “Unser jüngeres Publikum nutzt mobiles Internet täglich. Freunde kommunizieren miteinander, Wissen kann überall abgerufen werden. Da spielt der Ort keine Rolle mehr“, sagt Siebert. Auch im Museum sei das Handy dabei, daran müsse man sich anpassen.

Social Media zum Anfassen

Die MuseumWeek spricht primär eine junge Zielgruppe an, soll aber niemanden ausschließen. Darum haben sich die Veranstalter bewusst dagegen entschieden, die Aktion ausschließlich auf Twitter durchzuführen. Andrea Niehaus, Leiterin des Deutschen Museums Bonn, unterscheidet bei den Besuchern ihres Hauses zwischen zwei Generationen: “Die eine ist ohne Internet aufgewachsen, die andere nutzt digitale Inhalte spielerisch.“

Die MuseumWeek bringe beide zusammen. Um einen Gedanken in 140 Zeichen auf Post-Its zu schreiben, müsse man nicht bei Twitter angemeldet sein. “Die schönsten Statements werden von uns oder unseren Besuchern online weiter verbreitet. Das ist eine dynamische, zeitgemäße Art der Kommunikation, eine Verknüpfung von online und offline“, so Niehaus.

Social Media Bundeskunsthalle Bonn
Auf ein Post-it notiert - geknipst - und bei Twitter gepostetBild: DW/J. Nikula

Twitter als Neuland

Die Resonanz der Besucher fällt positiv aus. Die Beiträge aus den Bonner Museen wurden auf Twitter kommentiert und geteilt. In Großbritannien habe es zwar deutlich mehr Interaktionen gegeben, bemerkt David. Dort seien Museen auf Twitter allerdings bereits länger aktiv, richtige Vergleiche ließen sich also noch nicht ziehen.

Daher bezeichnet Andrea Niehaus die MuseumWeek als Experiment. Das Deutsche Museum Bonn habe sich eine Woche lang auf Twitter ausprobiert und Möglichkeiten von Social Media erkundet. Sie selber sieht sich als Social Media Newcomerin. Twittern sei Neuland, mache aber Spaß.

In der Bundeskunsthalle füllen sich die weißen Säulen am Ende der MuseumWeek mit weiteren blauen Zetteln. Pointierte Gedanken zu ausgestellten Gemälden, lobende Worte zur Architektur des Museums – die Besucher der MuseumWeek sind kreativ. Siebert freut sich über die Rückmeldung und macht ein Foto von einigen Aussagen. Das will sie später auf Twitter teilen.