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Ein neues düsteres Kapitel im Irak

Peter Philipp6. Juli 2005

Der Irak erlebt eine neue Terror-Welle. Angreifer nehmen ausländische Diplomaten ins Visier. Gefährdet sind vor allem Vertreter arabischer Länder, die ihre Beziehungen zum Irak normalisieren wollen.

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Polizeischutz für Ägyptens Botschaft in BagdadBild: ap

Am Wochenende wurde der designierten ägyptischen Botschafters in Bagdad entführt; am Dienstag (5.7.2005) ereigneten sich bewaffnete Überfälle auf die diplomatischen Vertreter Bahrains, Pakistans und Russlands in der irakischen Hauptstadt. Ein neuer Trend, eine neue Richtung des unsäglichen Terrors zeichnet sich ab, unter dem der Irak tagtäglich zu leiden hat. Aber im Grunde ist das keine wirklich überraschende Entwicklung: Die Täter wollen alles daran setzen, um eine Normalisierung zu verhindern.

Dazu gehört es nun, fremde – und da ganz besonders arabische und muslimische - Staaten daran zu hindern, ihre Beziehungen zum Irak zu normalisieren. Erst kürzlich hatte Ministerpräsident Ibrahim al-Dschafari bei einer Irakkonferenz in Brüssel an die arabischen Staaten appelliert, wieder Botschafter nach Bagdad zu schicken, um das Land aus der Isolation herauszuholen.

Ägypten, Bahrain

Es war Ägypten, das als erstes dem Appell Folge leistete. Der Entsandte hatte freilich nicht einmal Zeit, seine Ernennung zum Botschafter abzuwarten, schon wurde er von Anhängern des Erzterroristen Moussab Al Zarqawi entführt. Man muss ernsthaft um sein Leben bangen. Nicht nur, weil Ägypten das erste arabische Land war, das den Bann durchbrach, den es seit dem Überfall des Irak auf Kuwait 1990 gegen dieses Land gab. Sondern auch, weil Kairo einer der engsten Verbündeten der USA in der Region ist.

Auch Bahrein gehört zu den Unterstützern der USA, die es erlaubt haben, den Irakkrieg vom eigenen Territorium aus steuern zu lassen und die amerikanische Truppen in ihr Land ließen. Dies ist zumindest eine Erklärung dafür, warum der zweite angegriffene arabische Diplomat der Vertreter Bahreins war.

Logik der Terroristen

Auch für Pakistan gibt es eine logische Erklärung: Islambad hat sich den USA gegenüber geöffnet und wenn es auch gegen den Irakkrieg war, so lässt es die USA doch in ihrem Kampf gegen den Terrorismus gewähren und kommt ihnen dabei wenigstens halbherzig auch zu Hilfe.

Solch "logische" Erklärungen brauchen die Terroristen allerdings nicht: Für sie ist alles von Übel, was der amerikanischen Irak-Strategie förderlich sein könnte. Und das sind geregelte diplomatische Beziehungen mit den Staaten der arabischen und islamischen Welt allemal.

Zweckmeldungen

Offizielle irakische Sprecher waren schnell dabei, die Täter im Umfeld der sunnitischen Anhänger des gestürzten Diktators Saddam Hussein zu orten. Dies dürften Zweckmeldungen sein. Denn ebenso gut liegt es im Interesse der internationalen Terrorbrigade, die im Irak ihr Unwesen treibt, dieses Land nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Sie haben das Afghanistan der Taliban verloren und möchten nun aus Irak etwas Ähnliches machen: Ein weltweit isoliertes Land, in dem Gewalt und Willkür regieren.

Als erste wurden ausländische Mitarbeiter der Besatzer angegriffen, entführt und ermordet, dann folgten humanitäre Helfer und Journalisten. Und nun sind Diplomaten an der Reihe. Ein weiteres düsteres Kapitel hat begonnen.