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Ein Papst zum Anfassen

17. März 2013

Er ist uneitel, humorvoll und beinahe familiär: Franziskus präsentierte sich bei seinen ersten Begegnungen mit den Gläubigen als volksnaher Seelsorger ohne Berührungsängste.

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Papst Franziskus (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Umjubelt von mehr als 150.000 Menschen auf dem Petersplatz in Rom hat Papst Franziskus Sonntag sein erstes Angelus-Gebet gesprochen und zur Barmherzigkeit anderen gegenüber aufgerufen. Auch bei weiteren Auftritten am Wochenende präsentierte sich der 76-jährige Argentinier als volksnahes Kirchenoberhaupt und eroberte so die Herzen vieler.

Mehr Barmherzigkeit

Franziskus eröffnete seine Ansprache an die versammelten Gläubigen am Sonntagmittag mit einem warmherzigen "Buongiorno" ("Guten Tag"). "Ein bisschen Barmherzigkeit verändert die Welt, macht sie weniger kalt und gerechter", setzte Jorge Mario Bergoglio fort. Zur Überraschung der Anwesenden zitierte der Argentinier den deutschen Ökumene-Kardinal Walter Kasper. Der ehemalige Präsident des Päpstlichen Einheitsrats habe ein Buch über die Barmherzigkeit geschrieben, das ihm sehr gut getan habe, sagte der Papst. Nach dem Angelus-Gebet verzichtete er auf die traditionellen Grußworte in mehreren Sprachen und wünschte den Gläubigen stattdessen einen guten Appetit beim Mittagessen.

Menschen auf dem Petersplatz in Rom (Foto: Reuters)
Mehr als 150.000 Menschen waren zum Petersplatz in Rom gekommenBild: Reuters

Am Samstag hatte der neue Papst erstmals öffentlich die Wahl seines Papstnamens Franziskus in Erinnerung an den Heiligen Franz von Assisi erläutert. Bei einem Treffen mit Journalisten in der vatikanischen Audienzhalle unterstrich er: "Ich möchte eine arme Kirche für die Armen." Der Heilige Franz von Assisi (um 1181-1226) gilt als Anwalt der Armen. Katholiken in aller Welt rief der Papst auf, sich stärker für die Armen einzusetzen. Zugleich betonte er, dass die Kirche nicht politisch, sondern im Kern spirituell sei.

Papst spricht erstes Angelus-Gebet

Nächsten Samstag will Franziskus seinen Vorgänger Benedikt XVI. in der päpstlichen Sommerresidenz in Castel Gandolfo treffen, wie der Vatikan mitteilte. Dabei dürfte es auch um Personalentscheidungen in der vatikanischen Kurie gehen. Die mit dem Ende des vorangegangenen Pontifikats automatisch aus dem Amt geschiedenen Behördenchefs im Vatikan setzte Franziskus indes unter dem Vorbehalt von Neuernennungen wieder in ihre Ämter ein. Benedikt XVI. hatte im Februar als erster Papst der Neuzeit aus Altersgründen seinen Rücktritt erklärt.

Am Dienstag ist die feierliche Amtseinführung des 266. Papst in der Kirchengeschichte mit Staatsgästen aus 180 Ländern geplant, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, die argentinische Präsidentin Cristina Kirchner und - trotz eines EU-Einreiseverbots - der greise Staatschef von Simbabwe, Robert Mugabe. Eine Million Pilger werden dazu in Rom erwartet. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden massiv verstärkt, rund 1700 Sicherheitskräfte, darunter Scharfschützen, sind im Einsatz.

Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio war am Mittwochabend von 115 Kardinälen, die am Konklave teilnahmen, überraschend zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche mit mehr als einer Milliarde Mitgliedern gewählt worden. Der bisherige Erzbischof von Buenos Aires ist der erste Papst aus Lateinamerika und der erste Jesuit auf dem Heiligen Stuhl.

pg/sti (dpa, epd, rtr, kna)