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Ein provokanter Weihnachtsbaum?

23. Dezember 2012

Ungeachtet einer möglichen militärischen Reaktion haben Südkoreaner einen riesigen Weihnachtsbaum an der Grenze zu Nordkorea aufgestellt. Die Anwohner fürchten eine Vergeltungsaktion des Nordens.

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Südkoreanische Soldaten halten vor dem umstrittenen Weihnachtsbaum Wache (Foto: AFP)
Bild: K.Jae-Myung/AFP/Getty Images

An der innerkoreanischen Grenze leuchtet dieses Jahr wieder ein Weihnachtsbaum mit tausenden Lichtern. Christliche Aktivisten haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Seoul die Erlaubnis bekommen, die Lichter des großen baumförmigen Stahlturms bis zum 2. Januar brennen zu lassen. Der Turm steht auf einem Hügel in Südkorea, nur wenige Kilometer von der militärisch bewachten Waffenstillstandslinie entfernt. Er kann aus einer nordkoreanischen Grenzstadt gesehen werden.

Nordkorea: "Psychologische Kriegsführung"

Das verarmte Nordkorea, in dem die Bevölkerung unter regelmäßigen Stromausfällen leidet, hat ähnliche Aktionen in der Vergangenheit immer wieder als Provokation und "psychologische Kriegsführung" gebrandmarkt und mit Vergeltung gedroht. Anwohner in Südkorea fürchten deshalb nun eine militärische Reaktion des Nordens. "Alle Bewohner hier zittern vor Angst, solange der Lichterturm hier bleibt", zitierte die Nachrichtenagentur Yonhap eine Erklärung einer Bewohnergruppe.

Die Weihnachtslichteraktionen an der Grenze waren vor Südkoreas "Sonnenschein"-Politik einer Annäherung an den Norden ab 1998 ein regelmäßiges Spektakel. 2004 hatten sich beide Staaten dann offiziell darauf verständigt, auf grenzüberschreitende Propagandaaktionen zu verzichten, darauf wurden die Weihnachtsaktionen im Süden unterbunden.

Bekehrung zum Christentum befürchtet

Nachdem Nordkorea 2010 aber eine südkoreanische Insel beschossen hatte, wurden sie wieder aufgenommen. Auch 2011 sollten sie zunächst stattfinden, wurden dann aber in einer Versöhnungsgeste nach dem Tod des langjährigen Machthabers Kim Jong Il kurz vor Weihnachten abgesagt. Die Regierung in Pjöngjang hält Südkorea vor, die Menschen in Nordkorea mit der Installation zum Christentum bekehren zu wollen.

Die internationalen Spannungen mit Nordkorea hatten zuletzt wieder zugenommen. Trotz internationaler Proteste hatte das Land Mitte Dezember eine Rakete gestartet und damit nach eigenen Angaben einen Forschungssatelliten ins All gebracht. Der Westen vermutet hinter dem Start einen unzulässigen Test für das nordkoreanische Atomprogramm.

Nordkoreanische Rakete könnte USA erreichen

Nach Einschätzung Südkoreas hat der Nachbar im Norden bei seinem jüngsten Raketenstart ein Trägersystem benutzt, das theoretisch einen Gefechtskopf bis an die US-Westküste tragen könnte. Als Grundlage für diese Vermutung diente Experten die Untersuchung eines Trümmerteils von der ersten Stufe der nordkoreanischen Unha-3-Rakete. Die Analyse sowie Simulationen hätten gezeigt, dass "die Rakete mit einem Sprengkopf von 500 bis 600 Kilogramm über 10.000 Kilometer fliegen kann", berichtete ein Experte des Verteidigungsministeriums am Sonntag vor Journalisten in Seoul. Das sei weit genug, um den Westen der USA zu erreichen.

Trotz dem Ende des Korea-Krieges 1953 befinden sich der Norden und der Süden der Halbinsel weiterhin formell im Kriegszustand. Damals wurde lediglich ein Waffenstillstand vereinbart.

Ein südkoreanischer Matrose bewacht die Trümmer der jüngsten nordkoreanischen Rakete (Foto: AP)
Südkorea hat die Trümmer der jüngsten nordkoreanischen Rakete aus dem Meer geborgenBild: dapd

GD/det (dapd, afp)