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Sieg der Dopingjäger

25. November 2009

Claudia Pechstein bleibt gesperrt. Bitter für die Eisschnellläuferin, gut für die Dopingfahnder, meint Deutsche-Welle-Sportredakteur Stefan Nestler.

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Claudia Pechstein bleibt gesperrt. Bitter für die Eisschnellläuferin, gut für die Dopingfahnder, meint Deutsche-Welle-Sportredakteur Stefan Nestler.
Bild: DW

Das Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs im Fall Claudia Pechstein dürfte dazu führen, dass viele Dopingjäger die Sektkorken knallen lassen. Hätte die Eisschnellläuferin mit ihrer Klage Erfolg gehabt, wären die Fahnder wieder in alte Zeiten zurückgeworfen worden, in denen sie den Dopingsündern nur hinterher hechelten. Während die Sportbetrüger immer neue verbotene Mittel einsetzten, mussten die Wissenschaftler in den Laboren im Eiltempo für die Substanzen Testverfahren entwickeln, die auch einer gerichtlichen Prüfung standhielten. Erwischt wurden nur die Dummen, oder jene Doper, die sich allzu sicher fühlten. Die Cleveren entkamen.

Rest-Zweifel bleibt

Die indirekten Nachweisverfahren, die Anfang 2009 in den neuen Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) aufgenommen wurden, eröffneten den Dopingjägern neue Möglichkeiten: Sammeln sie genügend Indizien, können sie einen Sportler für überführt erklären. Wie bei einem reinen Indizienprozess im Strafrecht besteht in diesem Fall natürlich die Möglichkeit, dass ein Athlet zu Unrecht gesperrt wird. Denn warum sollte die Arbeit von Dopingfahndern stets ohne Fehl und Tadel sein? Auch Wissenschaftler können sich irren.

Karriere in Trümmern

Und damit wären wir bei Claudia Pechstein. In ihrem Fall äußerten selbst anerkannte Dopingexperten Zweifel an der Beweiskette. Muss die Eisschnellläuferin also, wie sie selbst behauptet, für eine sportpolitische Entscheidung herhalten? So einfach kann man es sich nicht machen. Die Sportrichter haben sich viel Zeit gelassen. Das Urteil sollte juristisch wasserdicht sein. Denn sollte Pechstein mit ihrer Berufung Erfolg haben, könnte es richtig teuer werden. Man sperrt eine der erfolgreichsten Sportlerinnen weltweit nicht einfach so, ohne Grund. Aber hat die fünfmalige Olympiasiegerin nun wirklich gedopt? Wahrscheinlich, aber nicht hundertprozentig sicher. Wie auch immer: Nach derzeitigem Stand gilt Pechstein als überführt. Ihre Karriere liegt in Trümmern. Und auf den Sport rollt eine neue Welle von Dopingverfahren aufgrund auffälliger Blutwerte zu.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Joachim Falkenhagen