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Ein Stern verglüht

30. November 2002

Der Bertelsmann-Konzern wird seine Beteiligung an dem Internet-Dienstleister und einstigen New-Economy-Star Pixelpark kappen. Für das Berliner Medien-Unternehmen dürfte der Kampf ums Überleben nun noch schwerer werden.

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Sucht einen Weg aus der Krise: Chef-Pixel Paulus Neef

Am Anfang waren es drei Mann. Irgendwann im Frühjahr 1991 begannen Paulus Neef und zwei Freunde in einem Gartenhaus in Berlin-Wilmersdorf damit, CD-Roms für Unternehmen zu entwickeln. Einige Jahre später war aus dem Drei-Mann-Betrieb ein Konzern mit 1200 Beschäftigten geworden: Pixelpark, einer der Stars am Neuen Markt, war zu Spitzenzeiten fast vier Milliarden Euro wert.

Übrig bleibt davon nur wenig. Vorstand, Gesellschafter, Vertragspartner und Betriebsrat verabschiedeten am Freitag (29.11.02) in Berlin einen Sanierungsplan, der unter anderem den Abbau von 150 der 250 Stellen in Deutschland vorsieht. Bertelsmann als Gesellschafter werde zudem letztmalig eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 3,2 Millionen Euro zur Verfügung stellen und zugleich seinen Mehrheitsanteil von 60,3 auf 20 Prozent reduzieren, berichtete die Geschäftsleitung der Pixelpark AG.

Freund der Neuen Medien

Die Schonfrist für das einstige Vorzeigeunternehmen der New Economy war endgültig abgelaufen, als der frühere Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff den Konzern verließ. Mit ihm verlor Pixelpark seinen stärksten Fürsprecher. Middelhoff sprach gerne von einem "neuen Bertelsmann", plante die Integration des Mediums Internet in alle Stammgeschäfte des Konzerns und war überhaupt ein Freund der Neuen Medien.

Über diese Vorlieben herrschte in der Spitze des altehrwürdigen, mittlerweile weltweit operierenden Medien-Konzerns teilweise Unzufriedenheit, berichtete der ehemalige RTL-Boss und Bertelsmann-Kenner Helmut Thoma im Gespräch mit DW-WORLD. "Ich sehe das als Rückkehr zur Old Economy", lautete seine Interpretation der Trennung Bertelsmanns von Middelhoff. Dies habe man auch aus der Wahl Gunter Thielens als Nachfolger für das Amt des Vorstandsvorsitzenden schließen können. Der 60-Jährige war bei Bertelsmann zuvor Leiter der Druck- und Dienstleistungsgruppe Arvato. Unter seiner Leitung bemüht sich der Konzern verlustbringende Beteiligungen abzustoßen. Eine davon ist Pixelpark.

"Freundschaftlich verbunden"

Nach Bertelsmann-Angaben sollen die Millionen, die Pixelpark abschließend erhält, dem Berliner Unternehmen ermöglichen, aus eigener Kraft den Restrukturierungsplan und ein zukunftsfähiges Geschäftskonzept umzusetzen. Der Gütersloher Medienkonzern bleibe "dem Internet-Dienstleister darüber hinaus freundschaftlich und als Kunde auch geschäftlich verbunden".

Als weitere Sanierungsmaßnahmen soll der Pixelpark-Standort in Hamburg geschlossen und lediglich als Vertriebsbüro weitergeführt werden. In Berlin sollen der IT-Entwicklungs- und Servicebereich sowie wenige Zentralfunktionen verbleiben. Die restlichen Bereiche in der Hauptstadt werden nach Angaben des Unternehmens ebenfalls geschlossen. Die Kunden aus Hamburg und Berlin sollen künftig von Köln aus betreut werden.

Für den Stellenabbau unterzeichneten Geschäftsleitung und Gesamtbetriebsrat einen Sozialplan. Im Jahr 2003 soll Pixelpark Deutschland nur noch rund 100 Mitarbeiter beschäftigen, die Pixelpark-Gruppe insgesamt rund 230 Mitarbeiter. Ob Paulus Neef den geschrumpften Pixelpark in seine neue, vage Zukunft führen wird, oder ob unter Umständen ein frischer Mann (oder eine Frau) an die Spitze des Medien-Unternehmens rückt, wurde nicht geklärt. (mas)