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"Ein trojanisches Pferd für das kommunistische System"

16. Oktober 2003

– Polnische Stimmen zum 25-jährigen Jubiläum von Papst Johannes Paul II.

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Bonn, 16.10.2003, GAZETA WYBORCZA, PAP

PAP, poln., 16.10.2003

Die katholische Kirche feiert heute das 25. Dienstjubiläum des Papstes Johannes Paul II. An den zentralen Feierlichkeiten im Vatikan wird sich heute auch eine offizielle Delegation aus Polen beteiligen, zu der u. a. Präsident Aleksander Kwasniewski und der Primas von Polen Kardinal Josef Glemp gehören. In Polen werden zahlreiche Heilige Messen zelebriert und es sind viele Veranstaltungen geplant. (...) (Sta)

GAZETA WYBORCZA, poln., 16.10.2003

Wir lieben den Papst zwar sehr, aber halten uns nicht besonders streng an seine Lehre. Fast jeder erwachsene Pole gibt sich als gläubiger Katholik aus, aber aus der neuesten Umfrage des Forschungsinstitutes CBOS geht hervor, dass die Polen in ihrem Alltagsleben die Lehren des Papstes nicht befolgen. (...)

Die Mehrheit der Befragten (67 Prozent) vertritt die Meinung, dass die Erfüllung der Erwartungen, die der Papst an die Polen stellt, nicht allzu schwierig ist, aber 23 Prozent geben zu, im täglichen Leben damit Probleme zu haben.

Alle Befragten waren sich jedoch darüber einig, dass sie - trotz ihrer Liebe und ihrer Bewunderung für den Papst - die von ihm seit 25 Jahren verbreitete Botschaft im normalen Leben nicht anwenden. (Sta)

PAP, poln., 16.10.2003

"Das kommunistische Regime in Polen hat von Anfang an die politischen Talente von Karol Wojtyla unterschätzt, und zwar seit er zum Erzbischof von Krakau ernannt wurde", sagte General Wojciech Jaruzelski.

"Karol Wojtyla wurde vor allem als ein Intellektueller eingeschätzt, der sich vor allem mit geistlichen Angelegenheiten beschäftigt, aber nicht als ein politischer Führer wie der damalige Primas von Polen Kardinal Wyszynski", erklärte Wojciech Jaruzelski.

Die Wahl von Karol Wojtyla zum Papst war eine riesige Überraschung im doppelten Sinne: Zum einen ahnte niemand, dass ein Nicht-Italiener und dazu jemand aus dem Ostblock zum Papst gewählt werden könnte. Aber wenn schon ein Pole in Frage gekommen wäre, dann eher Kardinal Stefan Wyszynski und nicht Karol Wojtyla", so Wojciech Jaruzelski.

"Gleich nach der Wahl des Papstes wurde der damaligen politischen Führung Polens aus Moskau vorgeworfen, dass es zu dieser Wahl nur dank der liberalen Einstellung der polnischen Kommunisten gegenüber der Kirche kommen konnte. In der Sowjetunion war man der Meinung, dass der Papst aus Polen ein trojanisches Pferd für das kommunistische System darstellten würde", fügte General Jaruzelski hinzu. (...)

Der General sagte ferner, dass er persönlich den Papst niemals als einen Feind betrachtet habe, sondern eher als einen Gegner. (...) (Sta)