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Ein weiterer Handelsboykott hätte schlimme Folgen

Ibrahim Mohamad9. Februar 2006

Iran hat die Einfuhr dänischer Produkte gestoppt. Eine Ausweitung des Handelsboykott würde vor allem den arabischen Staaten schaden. Ibrahim Mohamad analysiert die wirtschaftlichen Auswirkungen der Karikaturen-Krise.

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In einem saudi-arabischen Supermarkt: "Entschuldigung, wir verkaufen keine dänischen Produkte."Bild: AP

Bis jetzt beschränken sich die wirtschaftlichen Schäden der Karikaturen-Krise auf Dänemark; andere Länder und vor allem Deutschland blieben bisher davon verschont. Allerdings ist es auch schwierig, deutsche Produkte in der arabischen Welt kurzfristig zu boykottieren. Denn deutsche Exportgüter in den arabischen Raum sind meistens keine Waren des täglichen Bedarfs, sondern spezielle Ausrüstungen wie Maschinen, technische Anlagen und hochwertige Geräte, die für Infrastrukturprojekte verwendet werden. Auch dürfte es schwer sein, solche Produkte schnell von ost-asiatischen Märkten zu bekommen.

Allerdings könnten das Andauern der Krise um die Mohammed-Karikaturen und erneute Boykottaufrufe die Situation langfristig verschärfen.

Achillesferse Tourismus

Nicht nur EU-Länder würden darunter leiden, sondern auch die arabische Welt selbst - vor allem die dortige Tourismusbranche. In einem vergifteten Klima würden wahrscheinlich viele Touristen aus EU-Ländern die arabischen Staaten meiden. Diese Touristen aber sind eine der Hauptdevisenquellen in zahlreichen arabischen Staaten. Das träfe besonders die Länder Tunesien, Ägypten und Marokko, wo der Tourismus die zweite beziehungsweise dritte Säule des Bruttoinlandprodukts ausmacht.

GHORFA, die Arabisch-Deutsche Vereinigung für Handel und Industrie Berlin, schätzt die Zahl der deutschen Besucher in der arabischen Welt auf 2,5 Millionen pro Jahr. Zwei Drittel davon besuchen Ägypten und Tunesien, dort geben sie jährlich Milliarden von US-Dollar aus.

Enge Wirtschaftsverflechtungen

Aber nicht nur in der Tourismusbranche sind die Europäer stark in der arabischen Welt vertreten: Die Europäische Union ist der wichtigste Handelspartner der arabischen Welt. Die arabischen Staaten tauschen mehr als 50 Prozent ihres Außenhandels - dessen Volumen im Jahre 2004 fast 640 Millionen Euro betrug - mit der EU.

Für die nordafrikanischen Staaten Tunesien, Marokko und Algerien macht der Handel sogar Zweidrittel des gesamten Handelsvolumen aus. Ein Handelsboykott, auch wenn es nur teilweise erfolgen würde, hätte deshalb insbesondere für diese Länder schlimme Folgen.