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Einbruchschutz per SMS

Isaac Kaledzi / Sarah Steffen17. September 2012

Die Einbruchszahlen in Ghana steigen. Besonders bewaffnete Einbrüche nehmen in der ghanaischen Hauptstadt Accra zu. Eine Firma bietet nun ein Notfallsystem an, das per SMS ausgelöst wird.

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Südafrikanische Frau mit Mobiltelefon (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Eine leere SMS abschicken genügt, und schon springt das Notfallsystem von "Hei Julor" (deutsch für "Hey Dieb") an. Eine private Sicherheitsfirma wird losgeschickt, um bei der vorher registrierten Adresse nach dem Rechten zu sehen. Bis zu zehn Freunde und Nachbarn werden ebenfalls von dem System benachrichtigt und können dem Bedrängten zu Hilfe eilen.

"Hei Julor" gibt es nun seit etwa einem Jahr. Software-Ingenieur Herman Chinery-Hesse wollte etwas gegen die steigenden Einbruchszahlen in Ghanas Hauptstadt Accra tun. Als er sah, wie Menschen sich zum Beispiel im Arabischen Frühling über Mobiltelefone verabredeten, dachte er, dass sich die Technologie auch für Ghana nutzen ließe.

Nachbarschaftshilfe

"Wir haben das Problem des bewaffneten Raubüberfalls in unserem Land. Wenn sie es schaffen, sich in Ägypten abzustimmen um zu demonstrieren und auf einmal tauchen Tausende von Menschen auf - das ließe sich auch mit unserer Kultur vereinen", sagte Chinery-Hesse. "Wir sind der Beschützer unserer Nachbarn. Wenn unser Nachbar angegriffen wird, und du das mitbekommst, dann ist es das mindeste, dass du laut 'Dieb' schreist, um sie zu vertreiben."

Herman Chinery-Hesse vor einer Tafel (Foto: Isaac Kaledzi)
Gründer Herman Chinery-HesseBild: Lindy Larson

Chinery-Hesse wird auch der afrikanische Bill Gates genannt und gilt als Computergenie. Als die Idee von "Hei Julor" stand, dauerte es nicht lange, bis er und seine Kollegen von der Software-Firma Softribe das Konzept umsetzten.

"Wir hatten all die Instrumente, die nötig waren, weil sich unsere Firma sowieso schon in diese Richtung orientiert hatte", sagte Chinery-Hesse, der Softribe gegründet hatte. "Wir wollten ein günstiges Produkt entwickeln, das sich jeder leisten kann." Ärmere Kunden zahlen zehn Cedis (vier Euro) pro Monat.

Aufkleber als Warnung

Kunden, die sich für den Dienst registrieren wollen, müssen zunächst eine Karte mit einem Code kaufen. Diesen Code schicken sie per SMS an Softribe und erhalten dann einen Anruf von der Firma. Außerdem gibt es einen Sticker, der als Warnung am Haus oder Gartentor angebracht werden kann, um potentielle Einbrecher abzuschrecken.

"Wir wollten Ghana davor beschützen, ein Schurkenstaat voller Kriminalität zu werden", sagte Chinery-Hesse. Sollte jetzt trotzdem jemand versuchen, ins Haus einzubrechen, kann der Kunde von bis zu fünf Mobiltelefonen eine leere SMS an "Hei Julor" absenden - und Hilfe ist unterwegs.

Ein Aufkleber von "Hei Julor", der von außen als Abschreckung dienen soll (Foto: Isaac Kaledzi)
Abschreckung für Diebe: "Hei Julor"-Aufkleber an einem HauseingangBild: Isaac Kaledzi

Der Dienst hat schon Leben gerettet, erzählt der Firmeninhaber. Ein alter Mann, der einen Schlaganfall erlitten hatte, schickte eine SMS an "Hei Julor" und wurde von dem Sicherheitspersonal ins Krankenhaus gebracht. Er überlebte. In einem anderen Fall hat ein Ehemann, der sich selbst für den Dienst angemeldet hatte, im betrunkenen Zustand seine Frau angegriffen. Sie hat dann mit einem der Handys "Hei Julor" kontaktiert.

"Als das Team kam und ihn überwältigt hatte, hörte er nicht auf zu treten und zu schreien. Er sagte, dass er derjenige war, der sich angemeldet hatte und sie ihn in Ruhe lassen sollten. Die Nachbarn kamen und es war sehr unangenehm", erzählte Chinery-Hesse. "Unglücklicherweise hat er sich danach wieder vom Dienst abgemeldet. Aber das ist in Ordnung, wenn wir den Account verlieren. Seine Ehefrau war unversehrt, das ist wichtig."

Hei Julors Kundenstamm wächst

Das Call Center von Softribe ist klein, die Server sind auf der ganzen Welt verteilt. Die Mitarbeiter können mobil arbeiten, weil sie über ihre Laptops mit dem System verbunden sind. Aber sobald ein Notruf abgesetzt wird, läuft das Programm sowieso vollautomatisch ab und kann nicht gestoppt werden, sagt Anthonio Tettey, CEO bei Softribe. "Deshalb gibt es manchmal falschen Alarm."

Zwei Mitarbeiter von Hei Julor an ihren Schreibtischen (Foto: Isaac Kaledzi)
Mitarbeiter von Hei Julor in AccraBild: Isaac Kaledzi

Mittlerweile haben sich mehr als tausend Kunden bei "Hei Julor" angemeldet. Und die Zahlen steigen weiter, sagt Tettey. "Wir haben jetzt gerade neue Sicherheitsfirmen als Partner gewinnen können, die landesweit arbeiten. Ich bin sicher, dass wir es schaffen werden, in den nächsten Wochen auch ziemlich schnell in anderen Regionen tätig zu werden."