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Eine Alternative zu Gas aus Russland

8. Mai 2009

Viele EU-Haushalte konnten im Januar 2009 ihre Wohnungen nicht heizen. Grund: ein Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine. Um das in Zukunft zu vermeiden, sucht die EU nach alternativen Quellen der Gasversorgung.

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Detailansicht einer Gasanlage in Russland, nahe der ukrainischen Grenze (Archivfoto 2008: picture-alliance/dpa)
Das Gas soll nicht mehr nur aus Russland nach Europa fließenBild: picture-alliance / dpa

Unter dem blumig-vagen Namen "Südkorridor - die neue Seidenstraße" versucht die EU, mit vielen Staaten in Zentralasien, im Kaukasus, im Nahen und Mittleren Osten sowie mit der Türkei ins Geschäft zu kommen. Der Südkorridor bringe allen Beteiligten Vorteile, erklärt EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. "Für die Länder rund um das Kaspische Meer und im Nahen Osten würde die Verwirklichung des Projekts einen langfristigen Zugang zu einem der größten, verflochtensten und finanziell attraktivsten Energiemärkte sichern. Für die Länder des Südkaukasus' und der Schwarzmeerregion würde es die Möglichkeit zusätzlicher Energielieferungen und langfristige Transiteinnahmen bieten. Für die EU ist der Südkorridor eine geographische Alternative für Energielieferungen."

Ein Schritt in die richtige Richtung

Der georgische Präsident, Michael Sakaschwili, Tschechiens scheidender Premier, Mirek Topolanek, Aserbaidschans Präsident, Ilham Aliyev, EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso. der türkische Präsident, Abdullah Gul und der ägyptische Energieminister Sameh Fahmy schütteln sich die Hände auf dem Energiegipfel in Prag (Foto: AP)
Zufriedene Politprominenz auf dem Energiegipfel in Prag nach der Unterzeichnung der Deklaration über den SüdkorridorBild: AP

Ein weiterer blumiger Name in diesem Zusammenhang ist Nabucco. Dahinter verbirgt sich das Projekt einer über 3000 Kilometer langen Gasleitung vom Kaspischen Meer über die Türkei nach Österreich. Die tschechische Ratspräsidentschaft konnte tatsächlich in Prag ein Abkommen dazu bekannt geben, in dem die beteiligten Staaten ihre Unterstützung zusichern. Doch mehrere wichtige Länder wie Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan wollten den Text nicht unterzeichnen. Das ist zumindest ein Rückschlag für den Plan.

Nach Ansicht von EU-Energiekommissar Andris Piebalgs muss man einen langen Atem haben. "Der Prozess dauert bei der EU länger als zum Beispiel bei einer staatlichen chinesischen Gesellschaft, die sich auf Abnahmemengen festlegt. Bei der EU ist das komplizierter", erklärt er. Solange es keinen Transportkorridor gebe, sei es schwierig, Kaufzusagen zu machen.

Nabucco als Chance

EU-Chefdiplomat, Javier Solana (Foto: DW-TV)
Energie-Romantiker Javier SolanaBild: DW-TV

Die EU hofft jedoch, das Nabucco-Projekt bald vertraglich gesichert zu haben. Nach bisherigen Prognosen könnte ab 2014 Gas über die Nabucco-Leitung nach Europa strömen.

Es geht der EU aber nicht nur um die Energie. Sie hofft, dass sich durch die Zusammenarbeit auch regionale Konflikte lösen lassen, etwa der zwischen Armenien und Aserbaidschan um Region Berg-Karabach. Nach einem Gespräch mit den Präsidenten beider Länder wurde der sonst eher spröde wirkende EU-Chefdiplomat Javier Solana gegenüber Journalisten ungewohnt romantisch: "Wenn wir über die grundlegende Energiefrage reden, könnten sich daraus gute Schwingungen ergeben und daraus wiederum kann manchmal Liebe entstehen, wie Sie wissen."

Ob die kaukasischen Präsidenten das auch so sehen, ist nicht bekannt. Nabucco scheint jedenfalls einen Brüsseler Diplomaten wie Solana in Schwingungen zu versetzen.


Autor: Christoph Hasselbach
Redaktion: Julia Kuckelkorn/ Nicole Scherschun