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Standort-Chance

Karl Zawadzky1. September 2008

Mit der Fusion von Commerzbank und Dresdner Bank entsteht eine zweite deutsche Großbank. Nun kommt es darauf an, aus der neuen Commerzbank ein schlagkräftiges Geldhaus zu machen, kommentiert Karl Zawadzky.

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Recht hat Bundesfinanzminister Peer Steinbrück: Die Fusion der Dresdner Bank mit der Commerzbank stärkt den Bankenstandort Deutschland. Denn es entsteht eine zweite deutsche Großbank, die mit ihrer schieren Größe beeindruckt. Eine Bilanzsumme von 1.100 Milliarden Euro bringen die beiden Banken zusammen auf die Waage. Das ist zwar nur halb so viel wie der Branchenprimus Deutsche Bank, aber es entsteht in der Tat die zweite deutsche Großbank. Doch Größe allein ist nicht das entscheidende Kriterium, auf die Schlagkraft kommt es an. Die war bei der Dresdner Bank zuletzt sehr schwach, was der Grund dafür ist, dass sie in zwei Schritten von der kleineren Commerzbank übernommen wird.

Karl Zawadzky (Quelle: DW)
DW-Experte Karl ZawadzkyBild: DW

Die Commerzbank hat sich mit Ausnahme von Osteuropa vor Jahren aus dem internationalen Geschäft verabschiedet und sich ganz auf die Finanzierung des Mittelstandes in Deutschland konzentriert. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass sie von der internationalen Bankenkrise wenig betroffen ist. Die Commerzbank ist zwar unter den Großbanken ein vergleichsweise kleines Institut, aber sie ist hervorragend geführt, hat ihr Geschäft ganz eindeutig fokussiert und erwirtschaftet auch in schwierigen Zeiten einen guten Gewinn.

Angeschlagene Dresdner Bank

Das lässt sich leider von der Dresdner Bank nicht sagen. Sie hat alles und jedes probiert; wirklich gelungen ist zuletzt wenig. Aufgrund des Engagements in amerikanische Schrott-Hypotheken sind Milliarden Euro vernichtet worden. Die Bank ist tief in die roten Zahlen geraten. Der Mutterkonzern der Dresdner Bank, der Versicherungsriese Allianz, hat der Bank ein Eigenleben gestattet, das ihr nicht gut bekommen ist. Das lag auch daran, dass die Allianz an der Dresdner Bank nicht so sehr das Bankgeschäft schätzte, sondern die Filialen zum Vertrieb von Versicherungsprodukten nutzte. Am Ende einer langen Wegstrecke war enorm viel Kapital vernichtet, immerhin hatte die Allianz die Dresdner Bank 2001 für fast 24 Milliarden Euro gekauft. Nach der Methode "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende" gibt die Allianz die Herrschaft über die Dresdner Bank ab, bleibt aber mit einem Anteil von 30 Prozent der größte Teilhaber an dem fusionierten Geldhaus.

Das hat für die Allianz den Vorteil, dass sie weiterhin über die Bankfilialen ihre Versicherungsprodukte vertreiben kann, und nutzt der Bank, weil sie über einen starken Hauptaktionär verfügt. Leidtragende sind, wie immer bei solchen Fusionen, die Beschäftigten. 9.000 Arbeitsplätze werden abgebaut, die meisten davon in Deutschland. Das ist fast zwangsläufig, denn in den beiden Bankzentralen in Frankfurt am Main gibt es viele identische Stellen. Jeweils eine davon wird in dem fusionierten Institut nicht mehr gebraucht. Auch soll ein Drittel der zusammen 2.000 Filialen durch Zusammenlegung entfallen. Und: Im Investmentbanking in London ist die Dresdner Bank zwar groß vertreten, aber vom Geschäftsvolumen und vor allem vom Geschäftserfolg her in der zweiten Reihe angesiedelt. Auf diesen Zweig wird die Commerzbank wenig Wert legen und ihn drastisch verkleinern. Immerhin soll versucht werden, bei der dringend gebotenen Verbesserung der Effizienz Massenentlassungen zu vermeiden.

Die Fusion wird Jahre dauern

9,8 Milliarden Euro läßt die Commerzbank sich den Kauf der Dresdner Bank kosten. Das ist für das bislang drittgrößte deutsche Geldinstitut eine große Summe; zum Teil wird sie durch neue Aktien bezahlt. Auch überlässt die Commerzbank der Allianz die erfolgreiche Vermögensverwaltung. Das Nachsehen bei dieser Fusion hat die China Development Bank, ein Institut zur Durchsetzung staatlicher chinesischer Wirtschaftsinteressen. Die chinesische Förderbank hatte bis zuletzt mitgeboten, aber so recht konnte sich hier zu Lande niemand vorstellen, was die chinesische Regierung mit der Dresdner Bank anfangen könnte.

Nun kommt es darauf an, aus der neuen Commerzbank ein schlagkräftiges Geldhaus zu machen. Für die große Deutschen Bank mit ihrem internationalen Geschäft ist auch die vergrößerte Commerzbank kein ernsthafter Rivale. Aber auf dem deutschen Markt wird die Commerzbank künftig eine wichtigere Rolle spielen. Seit dem Kauf der Hypo-Vereinsbank durch die italienische UniCredit ist die jetzt beschlossene Fusion die größte Bankenübernahme in Deutschland. Dieser Zusammenschluss sollte nicht die letzte Großfusion sein, denn im internationalen Geschäft ist selbst die große Deutsche Bank vergleichsweise klein. Da die Commerzbank und die Dresdner Bank noch auf Jahre mit ihrer Fusion beschäftigt sein werden, da deren Erfolg keineswegs gewiss ist, steigen die Chancen der Deutschen Bank, sich die Postbank einverleiben zu können. Für den Bankenplatz Deutschland wäre das ebenso von Vorteil wie die jetzt beschlossene Fusion der Commerzbank mit der Dresdner Bank.

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