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Eine Frage der Statistik

Monika Lohmüller7. Februar 2003

In Deutschland sind immer mehr Menschen arbeitslos. Das Rezept der Bundesregierung lautet "Reform des Arbeitsmarktes" und "Reform der Arbeitslosenstatistik", berichtet Monika Lohmüller aus Berlin.

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Februar 2003: die Arbeitslosenzahl in Deutschland klettert auf über 4,6 Millionen. Tendenz: steigend. Die Bundesregierung kündigt an, ihre Arbeitsmarktreformen zu verstärken. Und sie teilt mit, (das steht im übrigen auch im rot-grünen Koalitionsvertrag), ab dem nächsten Jahr eine veränderte Arbeitslosenstatistik vorzulegen. Auf den ersten Blick "riecht" das nach "Schönen" des Datenwerks. Es lohnt sich ein zweiter - aber auch ein dritter Blick.

In Deutschland darf sich beileibe nicht jeder arbeitslos nennen, der einfach nur eine Stelle sucht! Als arbeitslos gelten nur diejenigen, die mindestens einen 15 Wochenstunden umfassenden Job suchen, jünger als 65 Jahre und ordnungsgemäß beim Arbeitsamt gemeldet sind und diesem natürlich auch zur Verfügung stehen. Mitgezählt werden auch diejenigen, die sich zwar arbeitslos gemeldet haben, aber an einem neuen Job eigentlich nicht so recht interessiert sind und auch jene, die sich mit dem "Arbeitslosenstatus" lediglich Rente oder Kindergeld sichern wollen.

Internationale Standards

Zweiter Blick: In der Europäischen Union wird anders gerechnet: Einmal im Jahr wird eine Stichprobenbefragung in den Mitgliedsländern vorgenommen. Ferner gelten beispielsweise Personen, die nur eine Stunde pro Woche arbeiten, nicht mehr als erwerbslos. Die Bundesregierung will sich diesen internationalen Standards nun anschließen. Geschätzt wird, dass die deutsche Arbeitslosenzahl dann rund 20 Prozent niedriger ausfallen wird.

Dritter Blick: Offiziell sind zwar derzeit über 4,6 Millionen Menschen in Deutschland als arbeitslos gemeldet. Geschätzt wird aber, dass weitere zwei Millionen ohne Job sind, die sich bei den Arbeitsämtern nicht melden! Sie fallen schlichtweg "durch den Rost". Darüber hinaus kommen viele 58jährige (und ältere) gar nicht mehr in die Statistik hinein. Sie beziehen Arbeitslosengeld, sind auf dem Weg zur Rente. Eine Arbeit zu bekommen, ist für sie aussichtslos. Menschen, die mittels staatlicher Berufsbildungsmaßnahme beschäftigt sind oder arbeitsunfähig erkrankt sind und keine Altersrente beziehen - auch sie kommen erst gar nicht in die Statistik hinein.

Doppelte Buchführung

Fazit: Künftig soll es neben der "alten" Statistik in Deutschland auch eine internationale geben. Dann sind auf den ersten Blick 4,6 Millionen, auf den zweiten vielleicht 3,8 Millionen Menschen ohne Job! Mildert das die Misere? Wohl kaum! Denn jeder Arbeitslose ist einer zu viel.