1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Eine Frage des Geldes

1. Oktober 2004

In Nashik haben deutsche Firmen eine Stiftung gegründet, um den Ärmsten der Stadt zu helfen. Damit die Spenden zu 100 Prozent bei den Bedürftigen ankommen, werden nur Sachmittel übergeben.

https://p.dw.com/p/5dZn
Soziales Engagement ohne KastendenkenBild: AP


Maharashtra ist wohl der modernste Bundestaat Indiens. Davon zeugen die in den Himmel ragenden Wolkenkratzer in Mumbai, geschäftige Industrie- und Handelszentren und nicht zuletzt die vielen ausländischen Unternehmen, die sich hier niedergelassen haben. In der 1,5-Millionen-Stadt Nashik betreiben drei deutsche Unternehmen ihre indischen Tochterfirmen. ThyssenKrupp lässt elektromagnetische Werkstoffe für Motoren herstellen, Bosch produziert Einspritzpumpensysteme, Epcos fertigt Bauelemente für Mobiltelefone.

Niedrige Löhne und Gehälter locken immer mehr deutsche Firmen bevorzugt nach Asien oder Osteuropa. Viele deutsche Unternehmen verlagern inzwischen sogar ihre Forschung, Entwicklung und Konstruktion ins Ausland.

Rennen für einen guten Zweck

Herbert Spreckelmeyer managt seit zwei Jahren für ThyssenKrupp die Geschäfte in Nashik. Hightech und Elend liegen an seinem neuen Wohnort nah beieinander: "Aus jeder Ecke schaut einem Armut entgegen. Da haben wir uns gefragt: 'Wie können wir mit Firmenengagement helfen?'"

Spenden sammeln von Kunden und Lieferanten - das war die erste nahe liegende Idee. Unternehmensteams von ThyssenKrupp, Epcos und Bosch wickeln inzwischen sämtliche administrative Arbeiten des Spenden-Projekts ab - unentgeltlich, betont Spreckelmeyer. Weitere 100 Freiwillige engagierten sich zusätzlich; eine Stiftung - der Nashik Run Charitable Trust - verwaltet das Geld.

Nashik Projekt Schule
Neu renoviert: der erste Stock im Satpur Workshop & Training center

Externes Aushängeschild des Projekts ist ein großer Wettlauf - der jährliche "Nashik Run" im Januar. Vor einem Jahr kamen 8000 Sportbegeisterte und joggten in leuchtend gelben Shirts bei sommerlicher Hitze fünf Kilometer durch die City von Nashik - für zwei Euro Startgeld. Die Resonanz war überwältigend. Inklusive großzügiger privater Spenden seien 2003 insgesamt 50.000 Euro eingenommen worden.


Sachspenden statt Bargeld

Von den Spenden kauft die Stiftung, was in den verschiedenen sozialen Einrichtungen in Nashik fehlt: Hörgeräte, Operationsmikroskope, Krankenhausbetten oder eine Küche für ein Waisenhaus. Alle Hersteller liefern zum Selbstkostenpreis - damit sei garantiert, das die Spenden zu hundert Prozent weiter gegeben werden. Diese Methode sei einzigartig in Indien, sagt Spreckelmeyer.

Nashik Projekt Schule
Schule für Gehörlose in Nashik: neue Möbel für 40 Schüler


In einem Land, in dem die gesellschaftlichen Kasten integraler Bestandteil der Religion sind, liegt soziales Engagement nicht unbedingt auf der Hand. Gerade der Kontakt mit den außerhalb des Kastensystems stehenden "Unberührbaren" breche hier Dämme, sagt Spreckelmeyer: "Kastendenken lassen wir nicht zu. Wir gehen selbst in die Waisenhäuser und zeigen, dass das für uns selbstverständlich ist."


Das nächste Mal starten die Läufer am 8. Januar 2005 ihre Tour durch Nashik. Die Veranstalter erwarten diesmal 10.000 Teilnehmer, etliche Sponsoren und Vertreter der Landesregierung. In Deutschland will Spreckelmeyer möglichst schnell einen Ablegerverein der Stiftung gründen: Nashik Run Germany. Dann könnten bald auch Spenden aus Europa ohne Steuerabzüge nach Indien transferiert werden.