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Eine gute Woche für den Adel

Jens Thurau13. Februar 2009

Der Aufstieg des Freiherrn von und zu Guttenberg zum Wirtschaftsminister ist ein Triumph des Adels. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass er durch eine handfeste Gemeinheit an die Macht kam.

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Bild: DW
Jens Thurau

Darauf hat der Adel in Deutschland lange gewartet: Einer der ihren ganz vorn in der politisch handelnden Elite des Landes. Dürfen wir vorstellen: Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg, schlanke 37 Jahre alt, bis dato Generalsekretär der ruhmreichen Christlich-Sozialen Union aus Bayern, der CSU also, nun Minister für Wirtschaft und Technologie der Bundesrepublik Deutschland - vereidigt in dieser Woche im Deutschen Bundestag. Ein Triumph des edlen Standes – wie es dazu kam, war allerdings weniger edel.

Durch eine Gemeinheit an die Macht

Ein beliebtes Spiel bei Hofe - um in der Welt des blauen Blutes zu bleiben - war und ist stets die Intrige. Und damit sind wir wieder bei "zu Guttenberg" (auf diese Schreibweise hat sich die Journaille mittlerweile geeinigt. Denn "Freiherr von und zu Guttenberg" geht nicht - weil zu lang; und klingt zu sehr nach Feudalismus, nicht nach Demokratie. "Guttenberg" allein aber ist fast schon respektlos). "Zu Guttenberg" also kam ins Amt nach einer handfesten Gemeinheit: Der bisherige Minister, Michael Glos, durch und durch bürgerlich, war amtsmüde, wie es beschönigend hieß. Tatsächlich wurde er von seiner eigenen Partei, der CSU, gemobbt und von der Kanzlerin nach besten Kräften ignoriert, wie er selbst beklagte. Diese Kanzlerin ist übrigens in der CDU, der Schwesterpartei der CSU. Glos monierte, Angela Merkel würde eher auf den Rat von Finanzminister Steinbrück hören und nicht auf seinen. Steinbrück ist in der SPD.

Ähnlichkeit mit Lothar Matthäus?

Dafür kann der blaublütige zu Guttenberg natürlich nichts. Er hat sich auch artig bei seinem Vorgänger bedankt, bei seiner ersten Rede im Bundestag. Er selbst hat auch schon einiges einstecken müssen in dieser ersten Woche als Minister. Die "Bild-Zeitung" (ansonsten stets glücklich über ungewollt schwangere, prügelnde oder verarmte Blaublüter, über die sich herziehen lässt) - die "Bild-Zeitung" hat alle Vornamen des smarten Volljuristen abgedruckt und fies gefragt, ob wir die alle jetzt auswendig lernen müssen. Und andere Sender haben erkannt, dass der neue Minister Ähnlichkeit mit dem Ex-Fußballer Lothar Matthäus hat - und das ist ja auch eine schwere Hypothek...

Der Freiherr von und zu Guttenberg, kurz Herr Minister zu Guttenberg, hat das alles milde weggelächelt mit der seit Jahrhunderten in den Genen der Seinen verankerten Lässigkeit. Es war eine gute Woche für den deutschen Adel.