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Unerwünscht norwegisch

28. Januar 2011

Sie ist gut integriert und berühmt und nun ist sie abgeschoben worden. Das Schicksal von Maria Amelia bewegt ganz Norwegen. Die Menschen gehen für sie auf die Straße und das Land diskutiert über illegale Einwanderung.

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Ankunft im Flughafen (Foto: picture-alliance/dpa)
Salamova fühlt sich norwegisch, ist es aber offiziell nichtBild: picture alliance / dpa

"Ich bin im Kaukasus geboren worden, aber ich war mehr als die Hälfte meines Lebens auf der Flucht. Ich war lange in Norwegen, ich fühle mich norwegisch. Hier gehöre ich hin." Madina Salmova spricht fließend Norwegisch, hat einen Masterabschluss an einer norwegischen Universität - und ist nach Moskau abgeschoben worden.

Gut integriert und abgeschoben

Buchcover von Maria Amelie (Foto: Pax Forlag)
Ihr Buch ist ein BestsellerBild: Pax Forlag

Acht Jahre lang hat sich die illegale Einwandererin vor den Behörden versteckt. Sie war mit ihren Eltern aus Nordossetien geflüchtet und kam mit 16 Jahren nach Norwegen. Als der Asylantrag der Eltern abgelehnt wurde, tauchte die Familie unter. Mit ihrem Buch "Unerlaubt norwegisch", einem Bestseller, hat sie sich in die Öffentlichkeit gewagt. Madina Salmova, die in Norwegen als Maria Amelia bekannt ist, beschreibt darin ihr Leben als Illegale - und hat die Norweger tief getroffen. "Meine erste Reaktion war: Das ist ein Traum, das passiert nicht", sagt Brynjulf Risnes, ihr Anwalt.

Die Behörden in Norwegen würden die menschlichen Aspekte oft vernachlässigen, wenn sie Entscheidungen treffen, sagt er. Amelie sei als Kind nach Norwegen gekommen und nicht für das Handeln ihrer Eltern verantwortlich. Außerdem sei sie vorbildlich integriert. "Sie hat einen Universitätsabschluss, sie hat mehrere Jobangebote und sie hat ein Buch geschrieben." Die Behörden würden die Gesetze zu streng auslegen, sagt der Anwalt.

Unterstützung aus der Gesellschaft

Maria Amelies Schicksal bewegt die Norweger. Sie gehen auf die Straßen, um ihre Unterstützung zu demonstrieren. In Oslo sind tausende Menschen unterwegs, die Schilder hochhalten: "Kein Mensch ist illegal" sagen sie. Und: "Bessere Rechte für Menschen ohne Papiere". Auch Samson ist dabei. Er kommt aus Äthiopien und lebt seit zehn Jahren illegal in Norwegen. "Amelie gibt uns eine Stimme. Uns, die wir uns verstecken und in einer schwierigen Situation leben."

Stempel "ausgewiesen" (Foto: Bildbox)
Maria Amelie versteckte sich jahrelang vor BehördenBild: Bilderbox

Norwegens Premierminister sagt, dass er für Maria Amelie keine Ausnahme machen kann. Die rechtspopulistische Opposition ist bereit, jedes Zeichen von Schwäche beim Thema Immigration auszunutzen. Doch der Regierungspartner der Arbeiterpartei, die Sozialistische Linkspartei, will die Gesetze lockern - das führt zu Spannungen in der Regierungskoalition. Doch der Premierminister ist hart geblieben, aus Angst davor, dass der Fall Amelie tausende andere nach sich ziehen könnte.

Kritik an der Regierung

Kritiker sagen aber, dass Maria Amelie bleiben könnte, wenn die Regierung nur wollte - auch ohne dass sie Gesetze beugen müsste. Doch Norwegen sei eines der wenigen Länder in Europa, die keine Amnesty für Ilegale habe, sagt John Peder Egenæs von Amnesty International in Oslo. "Ich glaube, sechs Millionen Menschen sind in Europa bereits sozusagen legalisiert worden: Sie haben Papiere und Arbeitserlaubnisse erhalten." In Norwegen sei das dagegen noch nie vorgekommen. "Wir schaffen nur eine papierlose Unterklasse."

Maria Amelies Unterstützer hoffen, dass sie bald zurückkehrt nach Norwegen: als russische Arbeitsimmigrantin mit einer Arbeitserlaubnis.

Autor: Lars Bevanger / Julia Kuckelkorn
Redaktion: Fabian Schmidt